Instudies Auf den Spuren der NS-Vergangenheit in Bochum
Das Projekt Lernen durch Erinnern macht über 500 Erinnerungsorte sichtbar
Erinnerungskultur stärken und Lokalgeschichte in Bochum greifbarer machen – das sind die zentralen Ziele des Projektes „Lernen durch Erinnern“, das von sechs RUB-Studierenden ins Leben gerufen wurde und seit 2019 im Rahmen von inSTUDIES gefördert wird. Dafür hat das studentische Team rund 550 Erinnerungsorte zusammengetragen, die an die NS-Vergangenheit in Bochum gedenken. Zum Team gehören Chris Buchholz, Sebastian Döpp, Jano Meyer, Luise Mohr, Thorben Pieper und Janina Schäuffele.
Ausgangspunkt für das Projekt war ein Seminar über die Erinnerungskultur im Ruhrgebiet, an dem Sebastian Döpp und Thorben Pieper teilgenommen haben. „Dabei haben wir recht schnell gemerkt, dass es bereits einiges an Erinnerungskultur in Bochum gibt, diese aber kaum sichtbar ist“, erklärt Pieper. Aus diesem Grund haben es sich die Studierenden zur Aufgabe gemacht, die vielseitige Erinnerungslandschaft an den Nationalsozialismus zusammenzutragen und für eine breite Öffentlichkeit zugänglich zu präsentieren.
Der Hauptbestandteil des Projekts ist eine interaktive Karte, welche die Erinnerungsorte auf der Webseite zusammenfasst. Neben einer Auflistung aller Stolpersteine Bochums finden sich dort auch Informationen zu heutigen Erinnerungsträgern sowie zu weiteren bedeutsamen Plätzen und Gebäuden, wie beispielsweise dem ehemaligen Nordbahnhof, der in der Zeit des Nationalsozialismus als Ausgangspunkt von Deportationen in die Vernichtungslager diente. In die Entwicklung der Karte haben die Studierenden fast ein ganzes Jahr Recherchearbeit gesteckt. Das hat sich nun ausgezahlt.
Digitale Führungen
Denn neben der interaktiven Karte und der umfangreichen Sammlung an Literatur bietet das Projektteam von Lernen durch Erinnern sechs digitale Führungen an, die einzelne Schwerpunkte und Schicksale in der Geschichte Bochums beleuchten. „Ursprünglich war geplant, die Führungen persönlich anzubieten und an eine Vortragsreihe anzuknüpfen. Das mussten wir wegen Corona allerdings absagen“, erzählt Sebastian Döpp. „Im Nachhinein sind wir ganz froh, die Führungen nun digital anbieten zu können. So kann man jederzeit darauf zugreifen.“ Die Führungen dauern zwischen 30 Minuten und zwei Stunden, sind sowohl als PDF als auch über eine GPS-basierte App abrufbar und werden demnächst auch auf Englisch bereitgestellt.
Das Projekt kann Schülerinnen und Schülern einen Gegenwartsbezug bieten.
Luise Mohr
Darüber hinaus möchten die Studierenden das Projekt insbesondere im Schulunterricht verorten und widmen sich deshalb zu einem großen Teil der Didaktisierung. „Wir möchten Lehrenden ein Angebot schaffen, sich im Geschichtsunterricht näher mit der Lokalgeschichte Bochums zu beschäftigen, um Schülerinnen und Schülern so auch einen Gegenwartsbezug zu bieten“, betont Studentin Luise Mohr. Das bisherige Feedback dazu ist vielversprechend und die Studierenden hoffen, dass Lernen durch Erinnern weiter verstetigt wird.
Ausblick
Rund zwei Jahre hat die Ausarbeitung des durch inSTUDIES geförderten Projekts gedauert, dessen Ergebnis sich nun in der Veröffentlichung der Webseite vor wenigen Wochen findet. Doch das Projekt ist noch längst nicht abgeschlossen. „Auch wenn die Förderung Ende März ausläuft, arbeiten wir natürlich an dem Projekt weiter“, so Döpp. „Es gibt noch viel Nachholbedarf. Wir möchten unsere bereitgestellten Materialien fortlaufend ergänzen und aktualisieren.“
Auf ihren Social-Media-Kanälen stellt das studentische Team außerdem wöchentlich einen Erinnerungsort näher vor. Für die Zukunft von Lernen durch Erinnern wünschen die Studierenden sich vor allem Kooperationen mit lokalen Institutionen und Initiativen, um die Erinnerungskultur in Bochum nachhaltig zu stärken.