Studentische Forschung Was das Schnabeltier mit tierfreier Milch zu tun hat
RUB-Studierende haben in einem internationalen Wettbewerb eine Goldmedaille für ihre Forschungsidee erhalten. Sie haben nach einem Ansatz für tierfreie Milchprodukte gesucht.
Gold für Luise Pinske, Lea Hellwig und ihr Team. Die Studierenden haben in dem Wettbewerb International Genetically Engineered Machine competition (IGEM) erstmals die RUB vertreten und direkt eine Top-Platzierung erreicht. Was sie dafür erforscht haben und wie der Wettbewerb ablief, erzählen sie im Interview.
Was ist das Besondere an dem IGEM-Wettbewerb?
Luise Pinske: Es ist ein Wettbewerb für Studierende aller Fachrichtungen, der darauf abzielt, mit synthetischer Biologie kreativ globale Probleme zu lösen. Dabei können sich die Studierenden ihre Projekte selbst aussuchen. Es geht darum, eigenständig alles rund um das Projekt zu planen: die Ausführung und Arbeit im Labor, das Funding oder auch Meetings mit Experten.
Was genau haben Sie in Ihrem Projekt untersucht?
Lea Hellwig: Wir beschäftigten uns unter Zuhilfenahme von Hefen mit der tierfreien Produktion von Milchproteinen und Fetten. Dabei produzierten wir während des Projektes in einem Fermentationsprozess Milch basierend auf den Genen der Kuh und des Schnabeltiers mit dem Endziel Schnabeltierjoghurt.
Pinske: Als Team haben wir uns für diese Projektidee entschieden, weil wir Milchprodukte entwickeln wollten, die weniger zum CO2-Ausstoß beitragen. Zusätzlich sollte das Ergebnis im Angesicht einer wachsenden Weltbevölkerung und dem Klimawandel als stabile Nahrungsquelle dienen. Und wir haben damit dem Schnabeltier mehr Aufmerksamkeit verschafft. Es ist aufgrund von Umweltverschmutzung eine gefährdete Art.
Wie sind Sie auf das Thema gekommen?
Pinske: Für das allgemeine Thema der tierfreien Milch wurden wir von früheren IGEM-Teams anderer Universitäten inspiriert. Die Schnabeltier-Idee kam von Lea.
Was haben Sie während des Wettbewerbs gelernt?
Hellwig: Während des Wettbewerbs haben wir viel über die Auswirkungen der konventionellen Milchwirtschaft auf die Umwelt und auf gefährdete Arten erfahren. Außerdem haben wir die Grundprinzipien der synthetischen Biologie gelernt, sammelten Laborerfahrung und fanden heraus, wie man effektiv im Team arbeitet.
Pinske: Es gab viele Momente, in denen wir gezwungen waren, unsere Komfortzone zu verlassen. Das hat aber dazu geführt, dass wir mehr Selbstbewusstsein in uns und unsere Fähigkeiten erhalten haben. Alles in allem haben wir uns alle in den letzten zehn Monaten seit Projektstart charakterlich weiterentwickelt.
Auf welche Hürden sind Sie während des Projektes gestoßen?
Hellwig: Als erstes IGEM-Team der RUB war besonders die Anfangsphase des Projektes eine große Hürde. Wir mussten Kontakte innerhalb der Universität, der IGEM-Community und zu außenstehenden Firmen knüpfen und unter anderem auch Teammitglieder finden. Und auch das Fundingziel von 15.000 Euro mussten wir erreichen.
Wegen der Pandemie mussten sich einige von uns erst im Labor einarbeiten, da wir hauptsächlich Online-Praktika hatten und bisher keine echten Laborpraktika kannten. Dafür ging einige Zeit drauf. Zum Ende hin war zum Beispiel der Videodreh für unsere Endpräsentation eine besondere Hürde. Die haben wir aber auch geschafft. Und im Großen und Ganzen hat das viel Spaß gemacht.
Ohne den Team-Zusammenhalt wäre das nicht möglich gewesen.
Luise Pinske
Was hat Sie motiviert, trotz Hürden weiterzumachen?
Pinske: Ohne den Team-Zusammenhalt wäre das nicht möglich gewesen. Es bildeten sich Freundschaften, die auch weiterhin bestehen werden. Durch die Meetings mit CEOs und Experten verschiedener Bereiche ergaben sich außerdem fantastische Bekanntschaften und Möglichkeiten.
Was machen Sie nach dem IGEM-Wettbewerb mit dem Projekt?
Hellwig: Einige Teammitglieder haben Praktikumsangebote in Startups bekommen, die sich mit der Herstellung von tierfreier Milch beschäftigen. Dadurch können wir unser Projekt auch außerhalb des Wettbewerbs weiterführen.
Pinske: Nächstes Jahr werden wir ein neues IGEM-Team mit einer neuen Idee starten. Dafür sind wir auch noch auf der Suche nach motivierten Bachelor- und Master-Studierenden aller Fachrichtungen. Neben der eigentlichen Laborarbeit gibt es nämlich viele Aufgaben, für die man keinen Kittel benötigt, wie zum Beispiel Webseitendesign, Sponsoring, Videoproduktion, Recherche, Interviews mit Experten, Projektmanagement, Gentechnik-Unterricht in Schulklassen, Social Media und vieles mehr. Die Projektidee steht noch nicht fest und wird im Team Anfang des Jahres 2022 gemeinsam beschlossen. Interessenten können sich bis einschließlich 31. Januar 2022 per E-Mail melden.