Manuela Becker ist Ansprechpartnerin für das Projekt P2P-Inklusiv. Sie beantwortet fünf Fragen rund um das neue Mentoringprogramm.
Warum ist so ein Mentoring hilfreich für die Studierenden?
Der Übergang von der Schule zur Hochschule, der Wiedereinstieg oder der Studienverlauf gehen mit inhaltlichen, persönlichen, sozialen und organisatorischen Veränderungen einher. Anzukommen und sich wohlzufühlen kann Zeit in Anspruch nehmen.
An der RUB gibt es viele Bereiche, die es zu finden und kennenzulernen gilt: Beratungsangebote, Veranstaltungsräume, Orientierung und Ansprechpersonen in der Fakultät, weitere wichtige Anliegen für den Studieninhalt und vieles mehr. Insbesondere für Studierende mit Behinderung und/oder chronischer Erkrankung fallen zusätzlich vielfältige Herausforderungen an, die mit dem eigentlichen Studienplan nichts tun haben.
Die Auseinandersetzung mit diesen Situationen beansprucht viel Zeit und Energie. Kräfte, die die Studierenden eigentlich für ihr Studium benötigen, damit sie ihr volles Lernpotenzial entfalten können. Hier sind Mentor*innen Gold wert, da sie mehr Erfahrung in dem Bereich haben, in denen Mentees Ratschläge suchen. Best-Practice-Beispiele an anderen Hochschulen zeigen bereits, wie ein Mentoringprogramm erfolgreich etabliert und gelebt werden kann.
Die RUB möchte Studierende während des gesamten Studienverlaufs unterstützen.
Warum braucht es so ein Programm an der RUB?
Die RUB möchte Studierende während des gesamten Studienverlaufs unterstützen. Dabei ist es wichtig, dass die Studierenden diese Möglichkeiten auch kennen und Lust haben, sie anzunehmen. Wir wissen allerdings durch bundesweite Umfragen, dass viele Studierende zu wenig Kenntnisse über bestehende Beratungsangebote an ihrer Hochschule haben. Zusätzlich steht immer wieder die Sorge im Raum, auf Stigmatisierung und Diskriminierung zu stoßen und dass Informationen irgendwo durchsickern oder eingesehen werden könnten, wenn Hilfe angefragt oder angenommen wird.
Unsere Aufgabe ist deshalb auch die Sicherstellung von Kommunikationswegen, in denen wichtige Informationen weitergegeben werden. Weiterhin unterstützen wir die Vermittlung zu bestehenden Angeboten wie beispielweise Beratung zum Nachteilsausgleich, psychologische Beratung, Beratung zu Studienzweifeln und vielem mehr.
Wir möchten mit dem Programm ein vertrauensvolles Umfeld schaffen. Es ist uns wichtig, dass sich die Studierenden mit diesem vulnerablen Thema sicher fühlen und entsprechende Hilfe aufsuchen.
Zusätzlich können durch das Programm bestehende Barrieren und Hürden aus der sogenannten Betroffenenperspektive sichtbar gemacht werden. Dadurch kann langfristig reflektiert und sensibilisiert, Inklusion an der RUB weiter ausgebaut werden. Ganz mit Blick auf Chancengerechtigkeit.
Der Austausch untereinander kann Horizonte eröffnen – auf beiden Seiten.
Was ist das Ziel des Programms?
Mit P2P-Inklusiv haben Studierende die Chance, sich mit Studierenden, die wissen, wie es ist, mit Beeinträchtigung den Studienalltag zu meistern, auszutauschen und in lockerer Atmosphäre ihre Fragen zu stellen. Neben diesem wichtigen Wissenstransfer unter den Peers, in dem wir schnelle und praktische Orientierungshilfe bieten, steht Empowerment stark mit im Fokus.
Die Möglichkeit, in Kontakt mit anderen beeinträchtigten Studierenden treten zu können, sich zu vernetzen und aus erster Hand von Erfahrungen zu hören, die sich im Studienalltag als hilfreich gezeigt haben, hat einen sehr hohen Empowerment-Faktor. Der Austausch untereinander kann Horizonte eröffnen – auf beiden Seiten. Es kann motivieren, bestimmte Wege und Rechte geltend zu machen, an die sich aus individuellen Gründen gerade (noch) nicht herangeraut wird.
Was wünschen Sie sich für das Programm?
Eine sehr schöne Frage. Ich wünsche mir für P2P-Inklusiv, dass es Barrieren abreißt, beziehungsweise wir diese gemeinsam schneller entschlüsseln und aufdecken können. Dass Studierende dadurch anders über sich hinauswachsen. Dass Mut und Vertrauen geschaffen wird und dass alle, die auf studienerschwerende Barrieren stoßen, die Hilfe suchen und finden, die sie brauchen. Dass hier Entlastung an den richtigen Stellen geboten wird, damit die Studierenden ihre vollen Lernpotenziale entfalten können.
Zu guter Letzt, dass es Spaß macht und wir im Programm als Community zusammenwachsen, sodass sich bestenfalls ehemalige Mentees später als Mentor*innen engagieren.
Wir freuen uns über jede Zuschrift.
Was erwartet die Teilnehmenden?
Eine Menge Spaß und viele nette Peerkontakte untereinander, zusätzlich zum sehr hohen Empowerment-Faktor und dem Teilen von Wissen. Das Programm ist digital angelegt, jedoch können Treffen je nach Infektionslage in Präsenz stattfinden.
Ich möchte noch erwähnen, dass sich das Programm zwar an Studierende mit studienerschwerenden Beeinträchtigungen richtet. Zu keiner Zeit muss jedoch eine ärztliche Diagnose oder ein Nachweis einer anerkannten Schwerbehinderung vorgelegt werden. Alle persönlichen, gesundheitlichen Angaben behandeln wir streng vertraulich!
Wir freuen uns über jede Zuschrift.