Talentförderung Passt ein Studium wirklich zu mir?
Ein Jahr Studium auf Probe sowie die Mitarbeit in technischen Forschungsprojekten erwartet die Teilnehmenden des neuen Programms „Freiwilliges wissenschaftliches Jahr“.
Prof. Dr. Peter Mark hat die Idee des freiwilligen wissenschaftlichen Jahres (FwJ) aus Niedersachsen mit an die Ruhr-Universität Bochum gebracht und hier etabliert. Im Gespräch erklärt er den Aufbau des Programms, Herausforderungen bei der Organisation und erklärt seine persönliche Motivation für die Förderung von Talenten an der Universität.
Wie genau ist das freiwillige wissenschaftliche Jahr aufgebaut, was erwartet die Teilnehmenden?
Das FwJ richtet sich an Abiturientinnen und Abiturienten, die noch nicht genau wissen, ob ein Studium die richtige Wahl für sie ist und welches Fach sie studieren möchten. Sie bekommen bei uns die Chance, in einem Forschungsprojekt ähnlich wie eine studentische Hilfskraft mitzuarbeiten und gleichzeitig aus dem gesamten Vorlesungs- und Veranstaltungsangebot der Hochschule ihren eigenen Stundenplan zusammenzustellen. Dafür erhalten sie eine monatliche Vergütung von 400 Euro und werden zusätzlich in Workshops zu Themen wie Selbstorganisation oder Zeitmanagement gecoacht.
Wer ist an dem Programm beteiligt und betreut die Teilnehmenden?
Aktuell haben wir 23 junge Talente im Programm, die von 20 Lehrstühlen der drei ingenieurswissenschaftlichen Fakultäten betreut werden. Das Team Schule/Hochschule organisiert die kontinuierliche Begleitung und Förderung, den Bewerbungsprozess und das Rahmenprogramm wie etwa die genannten Workshops. Von einigen Industrieunternehmen aus der Region erhalten wir dankenswerterweise finanzielle Unterstützung.
Es gab im letzten Jahr schon einen Testlauf für das Programm, welche Erkenntnisse konnten Sie daraus gewinnen?
Wir konnten im Wintersemester 2021/22 vier Teilnehmende aufnehmen und schauen, wie man ihre Arbeit in den Forschungsprojekten sinnvoll mit den Besuchen von Vorlesungen und Übungen kombiniert. Die Arbeit an den Lehrstühlen und die intensive, persönliche Betreuung hat ihnen einen festen Orientierungsrahmen und Sicherheit gegeben, sich an der Universität zurecht zu finden. Bei der Erstellung ihres Stundenplanes haben wir dann gesehen, dass wir sie bei Themen wie Selbstorganisation und Zeitmanagement unterstützen können.
Es war toll, ihre Entwicklung über das Jahr hinweg zu beobachten, wie sie immer mehr an Selbstbewusstsein gewonnen haben und ihre Zukunftsplanung immer konkreter wurde. Zwei von ihnen sind in eine Ausbildung gewechselt, zwei haben ein technisches Studium begonnen, alle haben also von diesem Orientierungsjahr bestmöglich profitiert.
Welche Aufgaben meistert das Organisationsteam aktuell?
Am 18. November haben wir alle Teilnehmenden und Partner bei einer Veranstaltung auf dem Campus zusammengebracht, da es uns sehr wichtig ist, das Netzwerk zu stärken. Wir möchten in diesem und im nächsten Semester unsere Zusammenarbeit noch besser strukturieren, um für den Bewerbungsprozess im Sommer 2023 gut aufgestellt zu sein. Außerdem möchten wir an einer Art Curriculum für die Teilnehmenden arbeiten, um ihnen ein breites Spektrum an Soft Skills zu vermitteln.
Erfreulicherweise gibt es Anfragen weiterer Fakultäten, an dem Programm mitzuwirken. Ich beantworte diese gerne und stelle das Programm vor, vielleicht schaffen wir es, im nächsten Jahr noch mehr Teilnehmende aufzunehmen.
Was ist ihre persönliche Motivation, sich so stark für die Talentförderung zu engagieren?
Ich bin selber Vater und habe in vielen Gesprächen mit anderen Eltern erfahren, wie die vielen Einschränkungen durch die Pandemie die Familien belasten und wie ziel- und orientierungslos die jungen Erwachsenen oft sind. Die Idee des FwJ passt meiner Meinung nach perfekt in diese Zeit, da wir den Teilnehmenden einen strukturieren Rahmen bieten können, sich auszuprobieren, die Erfahrungen zu reflektieren und dann eine selbstbestimmte Entscheidung für die weitere Ausbildung zu treffen.