Gruppenbild vor dem Forschungsbau ZGH: Tina Boes, Chinmay Khare und Alfred Ludwig
© Inkubator Materials

Interview „Mit einem Wort: motivierend“

Der Gründer Chinmay Khare wird bei seinem Vorhaben vom Worldfactory Start-up Center und Worldfactory International unterstützt.

Der Gründer Chinmay Khare hat am Entrepreneurship Explorer Ruhr (EER) Programm von Worldfactory International 2022 teilgenommen und gewonnen. Damit verbunden war eine Reise nach Deutschland. Bei dieser Gelegenheit erzählt der Gründer aus Indien, wie er seine Gründungsidee umgesetzt hat.

Chinmay Khare hat eine spezielle Oberflächenbeschichtung für Medizinprodukte wie Implantate entwickelt und sein Start-up in Indien gegründet. Durch seinen Gewinn beim EER hat er bei seiner Reise nach Bochum nicht nur den Makerspace besichtigt, sondern unter anderem auch ein Einzel-Pitch-Coaching erhalten. In Deutschland wurde Khare bei seiner Gründungsidee unterstützt durch das Worldfactory Start-up Center und durch den Inkubator Materials, der fachspezifische Beratung anbietet.

Herr Khare, beschreiben Sie kurz Ihren Werdegang.
Meine formale Ausbildung in Physik erhielt ich im Grundstudium. Später hat mich die Materialwissenschaft fasziniert und ich habe sie als Doktorand vertieft. In dieser Zeit faszinierten mich Oberflächenbeschichtungen ganz besonders, und ich hatte die Möglichkeit, am Leibniz-Institut für Oberflächenmodifizierung mitzuarbeiten. Danach setzte ich die Forschung an Dünnschichten und Oberflächenbeschichtungen am Institut für Werkstoffe in der Arbeitsgruppe von Prof. Dr. Alfred Ludwig an der Ruhr-Universität Bochum fort. Während dieser Zeit arbeiteten wir an multidisziplinären Projekten, so auch sehr erfolgreich an Biomaterialien in Zusammenarbeit mit Prof. Dr. Manfred Köller.
      
Können Sie Ihre Gründungsidee beschreiben?
Aus wissenschaftlicher Sicht waren Biomaterialien immer ein äußerst interessantes Gebiet. Von meinem Doktorandenstudium bis hin zur Postdoc-Forschung hatte ich rein aus Interesse immer etwas mit Biomaterialien zu tun. Die Zusammenarbeit mit der Gruppe von Prof. Dr. Köller am Universitätsklinikum Bergmannsheil in Bochum und das Entrepreneurship-in-Residence (EIR) Programm am Venture Center (Pune, Indien) waren für mich die beiden ausschlaggebenden Momente, den Weg in Richtung Biomaterialien einzuschlagen. Durch diese Kombination von Erfahrungen wurde deutlich, dass eine Idee aus dem Labor das Potenzial hat, ein relevantes klinisches Problem zu lösen. So begann die Arbeit an der Umsetzung der Idee in ein Produkt.

Aus wissenschaftlicher Sicht waren Biomaterialien immer ein äußerst interessantes Gebiet.

Wie würden Sie den Prozess zwischen Ihrer Entdeckung und der Gründung Ihres Unternehmens beschreiben?
Mit einem Wort: motivierend. Die Idee hatte ich schon seit einiger Zeit im Kopf. Also beschloss ich, mich an ein führendes technologisches Gründerzentrum, nämlich Venture Center, zu wenden und traf dort den Direktor Dr. Premnath. Das Konzept musste weiterentwickelt werden, und so nahm ich an dem EIR-Programm teil. Durch mehrere Prototypen und Pivots gelang es uns, den Proof-of-Principle zu erbringen. Nachdem wir unsere Bemühungen in Richtung Problemdefinition und Marktforschung ergänzt hatten, beschlossen wir, die Wissenkraft Labs Pvt. Ltd. zu gründen.

Wie lange haben Sie an dem Projekt gearbeitet?
Das Konzept existierte in den letzten vier Jahren in einer klaren Form. Die Idee nahm jedoch in drei Jahren konkrete Formen an, als wir den Nachweis im Labor erbrachten. Danach erhielten wir Fördermittel durch verschiedene staatliche Zuschüsse in Indien, darunter PRAYAS und BIG. Das war der Startschuss für unsere Arbeit, nämlich die Umsetzung unserer Forschungsergebnisse in eine klinische Lösung.

Warum haben Sie sich für die Teilnahme am Entrepreneurship Explorer Ruhr Programm von Worldfactory International entschieden?
Ich war zwar in Indien, stand aber in Kontakt mit Prof. Dr. Alfred Ludwig an der Ruhr-Universität. Er ermutigte mich, mich mit Worldfactory International in Verbindung zu setzen und stellte mich Tina Boes vor. Daraufhin tauschten wir uns per Telefonkonferenz aus und ich erläuterte unsere Technologie. Mit Blick auf unsere Anforderungen schlug Tina Boes vom Inkubator Materials vor, dass ich mich für das EER-Programm bewerbe. Wir waren sehr erfreut, dass wir im Screening-Verfahren ausgewählt wurden und im Juni an dem Programm teilnahmen. Im Rahmen des Programms bekam ich die Gelegenheit, zur Worldfactory International an die Ruhr-Universität zu reisen und die Synergien im Ökosystem zu sondieren.     

Das Worldfactory-Team ist absolut fantastisch. Im Laufe der Zusammenarbeit haben sie uns geholfen, geeignete Kontakte zu knüpfen.

Inwiefern unterstützt Sie das Worldfactory-Beratungsteam?
Das Worldfactory-Team ist absolut fantastisch. Im Laufe der Zusammenarbeit haben sie uns geholfen, geeignete Kontakte zu knüpfen. Tina Boes und Lisa-Marlen Spathelf vom Inkubator Materials and Health+ haben dafür gesorgt, dass wir konstruktives Feedback erhalten. Anne Plitt und Vanessa Vaughn waren maßgeblich an der Organisation des EER-Programms beteiligt und haben für effektive Ergebnisse gesorgt.       

Inwiefern unterscheidet sich die Startup-Kultur in Deutschland von der in Indien?
Die Startup-Kulturen in Deutschland und Indien sind in vielerlei Hinsicht ähnlich, unterscheiden sich jedoch in einigen kleinen und feinen Aspekten. Die Bedürfnisse beider Gesellschaften sind unterschiedlich, und so werden Startups natürlich dazu angeregt, Lösungen für die spezifischen geografischen Gegebenheiten anzubieten. Auf technologischer und produktionstechnischer Ebene ist Deutschland nach wie vor im Vorteil. Im Vergleich dazu ist der Zugang zu einigen Schlüsselelementen der Produktionsinfrastruktur in Indien bisweilen schwierig.

Kulturell sind wir in Indien jedoch darauf geschult, mit einfachen Lösungen einen Ausweg zu finden. Elan, Leidenschaft und Motivation sind in beiden Ländern identisch. Außerdem ist dank der Globalisierung das technologische Know-how auf beiden Seiten vorhanden. Programme wie die EER bieten einzigartige Möglichkeiten, gegenseitige Synergien in den jeweiligen Ökosystemen zu erkunden.

Was macht der Inkubator Materials?

Der Inkubator Materials unterstützt Forschende mit innovativen Anwendungsideen aus den Materialwissenschaften oder mit Bezug zu Materialien. Wenn eine Einzelperson oder ein Team eine Idee für eine Ausgründung hat, ist dies der Auftakt zu einem Coaching. Häufig beginnt das Materials-Team damit, mithilfe der Lean Canvas Methode zu evaluieren, ob das bisher erdachte Geschäftsmodell tragfähig ist. Das A und O ist natürlich, sich intensiv mit den potenziellen Käuferinnen und Käufern auseinanderzusetzen und Umfragen oder Interviews durchzuführen, um herauszufinden, ob die Idee ein wirkliches Problem löst.

Der Inkubator Materials zeigt die Schritte auf, die dann von den Gründenden eigenständig gegangen werden müssen. Dazu gehören auch die Schritte in Richtung Finanzierung, Netzwerk, Produkt-, Organisations- und Persönlichkeitsentwicklung und so weiter. Ein Start-up Coach beim Inkubator Materials schaut also immer darauf, was das Team in einer jeweiligen Situation benötigt, um dann durch Fachberatung oder unser diverses Netzwerk bei der Worldfactory mögliche Lücken zu schließen.

 

Veröffentlicht

Donnerstag
01. Dezember 2022
09:26 Uhr

Von

Katrin Heyer

Übersetzt von

Donata Zuber

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