Erdbeben in der Türkei und Syrien „Die zwei Minuten Beben haben sich wie eine Ewigkeit angefühlt“
Omar Chehadi aus der Psychologie hat das Erdbeben auf einem Familienbesuch erlebt und engagiert sich jetzt vor Ort, um Menschen zu helfen.
Dr. Omar Chehadi ist wissenschaftlicher Mitarbeiter am Lehrstuhl Klinische Kinder- und Jugendpsychologie. Zum Zeitpunkt des Erdbebens war er in der Türkei. Sein Rückflug konnte nicht stattfinden, sodass er dortgeblieben ist und sich einer örtlichen Hilfsorganisation angeschlossen hat.
Herr Chehadi, wo haben Sie das Erdbeben erlebt und wo sind Sie zurzeit?
Während meines Familienbesuchs in Gaziantep in der Türkei hat uns das Erdbeben im Schlaf überrascht. Die zwei Minuten Beben haben sich wie eine Ewigkeit angefühlt. Es war sehr beängstigend, und wir waren alle wie erstarrt. Als die Erde kurz darauf zum zweiten Mal bebte und Fliesen von der Wand fielen, haben wir das Haus fluchtartig verlassen und sind mit dem Auto zu einem freien Platz gefahren, aufgrund der geringeren Gefahr, von Trümmern getroffen zu werden.
Wir haben mehrere Nächte im Auto verbracht und in der Schule meines Bruders eine Auffangstation eingerichtet. Von hier aus begannen die Planungen für Hilfsaktionen vor Ort und in Nordsyrien. Mein Bruder ist Mitbegründer der seit 2016 bestehenden Nichtregierungsorganisation „Orange“. Hierdurch gibt es eine gute Vernetzung und Kenntnis über Krisenhilfe.
Wie geht es den Menschen, was sind die drängendsten Probleme und was tun Sie, um zu helfen?
Den Menschen vor Ort fehlt es am nötigsten. Viele haben Angehörige verloren, sind obdachlos geworden, weil Häuser eingestürzt oder schwer beschädigt worden sind. Sie müssen in der Kälte ausharren oder in Zelten. Vor allem Kleidung und Decken, Windeln, Kindernahrung werden benötigt.
Was kann man von Deutschland aus am besten tun, um zu helfen?
Tatsächlich sind Geldspenden am hilfreichsten, da so vor Ort zu günstigen Konditionen genau das beschafft werden kann, was die Menschen brauchen.