
1. Dezember Welt-Aids-Tag
HIV-Infektionen sind heute gut behandelbar. Wir fragen Prof. Dr. Norbert Brockmeyer vom Zentrum für Sexuelle Gesundheit an der Dermatologischen Klinik der RUB, ob man den Welt-Aids-Tag überhaupt noch braucht.
Die klare Antwort ist „Ja!“. Denn was erreicht wurde, ist auch und vor allem durch die jährliche Vergegenwärtigung gelungen.
Und es gibt noch viel zu tun. Die Zahl der Neuinfektionen ist in den vergangenen 30 Jahren nicht automatisch gesunken, sondern nur dank der vielen Aufklärungs- und Präventionskampagnen.
Und die „normale" Lebenserwartung steht den Patienten nur dann in Aussicht, wenn eine Neuinfektion sehr früh erkannt und eine Therapie schnell begonnen wird. Dies ist, dank der vielen Aufklärungsarbeit, in weiten Kreisen der Bevölkerung angekommen.
Andere sexuell übertragbare Infektionen (STI) nehmen zu
Eine HIV-Infektion ist außerdem nicht die einzige sexuell übertragbare Krankheit, über die wir die Menschen und vor allem Jugendliche, aufklären müssen. Die Zahlen von anderen sexuell übertragbaren Infektionen wie Chlamydien- oder Gonorrhö-Infektionen steigen immer mehr an.
Vielleicht ist durch die rückläufigen HIV-Zahlen und die guten Möglichkeiten der Behandlung ein trügerisches Bild von sexueller Sicherheit entstanden. Welcher Heranwachsende weiß, dass beispielsweise Chlamydien-Infektionen zur Unfruchtbarkeit bei Mann und Frau oder zu Frühgeburten führen können?
Dazu kommt, dass das Infektionsrisiko mit HIV bei einer vorhandenen sexuell übertragbaren Infektion deutlich erhöht ist. Die Präventions- und Aufklärungsbotschaften müssen folglich an die geänderten Verhältnisse angepasst werden.
Angst vor Stigmatisierung
Auch wenn HIV-positive Patienten heute nicht mehr zwangsläufig einen frühen Tod befürchten – ihre Angst, von der Gesellschaft stigmatisiert zu werden, ist nach wie vor groß. Und die Angst der Bevölkerung, sich mit HIV anzustecken, ist ebenfalls nach wie vor ein Thema.
Die gezielte Aufklärung über HIV, Aids und sexuell übertragbare Infektionen muss also weitergehen und diese Ängste zum Thema machen.