
27. Mai Purzelbaumtag
Heute ist Welttag des Purzelbaums! Und wir haben uns gefragt: Warum ist ausgerechnet der Purzelbaum die erste turnerische Übung, die Kinder lernen? RUB-Sportwissenschaftler Prof. Dr. Daniel Hahn hat eine Theorie.
Schaut man auf die Literatur, zeigt sich, dass fast jedes erdenkliche turnerische Element wissenschaftlich beleuchtet wurde: Von Bewegungsanalysen und energetischen Betrachtungen über die elektromyographische Erfassung der Muskelaktivität bis hin zu Kraftmessungen und Computersimulationen ist alles dabei. Zum Beispiel eine Analyse der Kinetik des Hula-Hoop-Tanzens.
Nur einen findet man nicht: den Purzelbaum. Wieso denn bloß? Was macht ihn denn nun aus?
Purzeln und aufbäumen
Bildlich gesprochen setzt sich der Purzelbaum aus einem zeitlich und räumlich koordinierten Ablauf von stürzen (purzeln) und (sich) aufbäumen zusammen. Biomechanisch betrachtet ist der Purzelbaum – oder im Fachjargon eine Rolle vorwärts – somit eine Kombination aus Rotation und Translation, und es juckt den Wissenschaftler in den Fingern, alle möglichen physikalischen Größen zu bestimmen.
Hinzu kommen aus bewegungswissenschaftlicher Sicht die Anforderungen an die Gleichgewichtsregulation und die Orientierungsfähigkeit: Der Purzelnde dreht sich um 360 Grad, ist dabei kurz kopfüber, um direkt anschließend aufrecht wie ein Baum zu stehen.
Präsentationswürdiges Kunststück
Aber zurück zur eigentlichen Frage: Unter all den turnerischen Elementen ist der Purzelbaum oder die Rolle vorwärts sicher eines der einfachsten und deshalb besonders für kleine Kinder geeignet. Nichtsdestotrotz stellt die räumlich-zeitliche Abstimmung, also die Koordination der Bewegung des Purzelbaumes mit ihren Anforderungen an Gleichgewicht und Orientierung, gerade für Kinder (und sicher auch für manchen Erwachsenen) eine erhebliche Herausforderung dar. Es ist keine alltägliche Bewegung, die jeder beherrscht, sondern für kleine Kinder ein echtes Kunststück, das präsentationswürdig ist. Ein gehockter Salto am Boden!
Gleichzeitig birgt er aber nur ein geringes Verletzungsrisiko, während der Orientierungsverlust und ein mögliches Schwindelgefühl sogar Spaß machen. Der Purzelbaum drückt also nicht zuletzt auch ein gewisses Maß an (kindlicher) Lebens- und Bewegungsfreude aus!
Vielleicht sollte also jeder kurz aufstehen und einen Purzelbaum machen …