Serie Grenzgänger
Prof. Dr. Ola Kwiecien sieht sich oft mit unerwarteten Ergebnissen konfrontiert.
© Damian Gorczany

Geowissenschaft Jenseits der menschlichen Vorstellungskraft

In einer Disziplin, die mit so großen Raum- und Zeitskalen hantiert, sind Hypothesen unerlässlich.

Ich arbeite an der Schnittstelle zwischen Karbonatgeochemie, Sedimentologie und Paläoklimaforschung. Anhand von See-Sedimenten oder Schneckengehäusen versuche ich, die Klimaschwankungen der vergangenen 600.000 Jahre zu rekonstruieren. Die Disziplinen entwickeln sich dabei sehr dynamisch. Was vor ein paar Jahren kaum möglich war, gehört heute oft zur Routineanalyse. Wir messen immer kleinere Proben mit zunehmend höherer Präzision. Mithilfe internationaler Kooperationen ist es möglich, exotische Orte zu besuchen und zu erforschen oder teure Messungen durchzuführen.

Immer wieder stehe ich vor einem Ergebnis, das anders ist als erwartet, das mir zunächst nichts sagt und das zu nichts von dem passt, was ich kenne. Habe ich etwas falsch gemacht? Ein Ausreißer, Maschinenfehler oder eine falsche Annahme?

Die Naturgesetze sind in Zeit und Raum konstant; wir Erdwissenschaftler arbeiten mit Zeit- und Raumskalen, die die menschliche Wahrnehmung in beide Richtungen übersteigen. Oft müssen wir Annahmen jenseits unserer Vorstellungskraft machen, die wir empirisch weder beweisen noch widerlegen können. Glücklicherweise gibt es auch Hypothesen, die uns als Leitfaden für die weitere Arbeit dienen.

Veröffentlicht

Donnerstag
12. April 2018
09:52 Uhr

Von

Ola Kwiecien

Dieser Artikel ist am 27. April 2018 in Rubin 1/2018 erschienen. Die gesamte Ausgabe können Sie hier als PDF kostenlos downloaden. Weitere Rubin-Artikel sind hier zu finden.

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