Neues Projekt Adoption und Inzest nach dem Ende des Zweiten Weltkriegs
Wie diese Verwandtschaftsverhältnisse nach dem Nationalsozialismus wahrgenommen wurden und wie sich das Bild wandelte, untersuchen Historikerinnen und Historiker.
Mit prekären Verwandtschaftsverhältnissen nach dem Ende des Nationalsozialismus beschäftigt sich ein neues Forschungsprojekt an der RUB und der Martin-Luther-Universität Halle-Wittenberg (MLU). Die Deutsche Forschungsgemeinschaft fördert es von September 2018 an für drei Jahre mit insgesamt 403.000 Euro. Die Historikerinnen und Historiker untersuchen, wie Adoption und Inzest nach 1945 gesellschaftlich und politisch wahrgenommen wurden und wie sich das Bild der Verwandtschaftsverhältnisse im Lauf der Zeit wandelte. Das Projekt leiten der Bochumer Forscher Prof. Dr. Constantin Goschler und Prof. Dr. Till Kössler von der MLU.
Akzeptabel oder nicht?
„Neues Wissen über die Vererbung, Entwicklungen in der medizinischen Reproduktionstechnologie oder eine veränderte Geschlechterordnung haben die Verwandtschaftsverhältnisse im 20. Jahrhundert zum Gegenstand gesellschaftlicher Debatten gemacht“, sagt Constantin Goschler, Professor für Zeitgeschichte in Bochum. Formen von Verwandtschaft, in denen soziale und biologische Verwandtschaftsverhältnisse nicht deckungsgleich waren, erschienen auf neue Weise als prekär. Wissenschaftliche, politische und gesellschaftliche Auseinandersetzungen zielten teils darauf ab, die als akzeptabel geltenden Verwandtschaftsverhältnisse zu erneuern, teils aber auch darauf, sie zu bewahren.
Die zwei Teilstudien des Forschungsprojektes beschäftigen sich mit Adoption und Inzest in Westdeutschland, welche als prekäre Verwandtschaftsverhältnisse galten.