Normalerweise haben Menschen die Tendenz, eine Umarmung mit der rechten Hand einzuleiten. In emotionalen Situationen kann sich das ändern. © RUB, Kramer

Psychologie Warum Menschen beim Küssen und Umarmen Seitenvorlieben haben

Eine Umarmung beginnt man in der Regel mit der rechten Hand. Ähnliche Präferenzen gibt es auch bei anderen sozialen Berührungen. Ob man Rechts- oder Linkshänder ist, spielt dabei eine Rolle. Aber nicht nur.

Bei Berührungen in sozialen Kontexten, etwa beim Küssen oder Umarmen, haben Menschen häufig eine Seitenpräferenz, neigen den Kopf zum Beispiel eher nach rechts als nach links beim Küssen. Zu den Ursachen gibt es verschiedene Theorien. Eine davon besagt, dass es etwas damit zu tun hat, ob jemand Rechts- oder Linkshänder ist. Das spielt zwar eine Rolle, kann die Seitenvorlieben aber nicht ausreichend erklären. Denn es kommt auch auf den emotionalen Kontext an. Diesen Effekt schildert ein Team um die Bochumer Biopsychologen Privatdozent Dr. Sebastian Ocklenburg und Julian Packheiser in einem Übersichtsartikel in der Zeitschrift „Neuroscience und Biobehavioral Reviews“. Der Artikel wurde im Oktober 2018 online veröffentlicht.

Links-Verschiebung in emotionalen Situationen

„In emotionalen Situationen verschiebt sich die Seitenpräferenz nach links“, beschreibt Julian Packheiser. „Und zwar unabhängig davon, ob es sich um positive oder negative Emotionen handelt.“ Für die Präferenz ist es also egal, ob zwei Personen sich umarmen, weil sie sich über ein Wiedersehen freuen oder weil die eine die andere trösten möchte.

Asymmetrische Verarbeitung im Gehirn

Die Links-Verschiebung in emotionalen im Vergleich zu neutralen Situationen erklären die Forscher damit, dass Emotionen vornehmlich in der rechten Hirnhälfte verarbeitet werden, welche die Bewegungen der linken Körperhälfte steuert. „Es gibt deutliche Hinweise, dass motorische und emotionale Netzwerke im Gehirn interagieren und miteinander eng verschaltet sind“, sagt Sebastian Ocklenburg.

Sebastian Ocklenburg und Julian Packheiser forschen in der Bochumer Abteilung Biopsychologie. © RUB, Kramer

Für den Artikel kooperierten die Bochumer Forscher mit Kollegen der Heinrich-Heine-Universität Düsseldorf und der Victoria University of Wellington.

Veröffentlicht

Montag
29. Oktober 2018
09:06 Uhr

Von

Julia Weiler

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