Serie Forschung und Verantwortung
Prof. Dr. Maren Lorenz ist Inhaberin des Lehrstuhls für Geschichte der frühen Neuzeit und Geschlechtergeschichte an der RUB. © RUB, Marquard

Geschichte Eine Gesellschaft entwickeln, in der man selbst leben möchte

Forscherinnen und Forscher sind individuell verantwortlich für die Art, Fragen zu bearbeiten und Erkenntnisse weiterzugeben.

Wissenschaft als Abstraktum zu bezeichnen vernebelt das ethische Grunddilemma: Es sind immer Individuen, die die Suche nach möglichst nachhaltig objektivierbaren Erkenntnissen betreiben und diese Ergebnisse auch an andere Menschen vermitteln – an Fachleute, aber auch an verschiedene Öffentlichkeiten.

Auch hier verbergen sich hinter ökonomischen und politischen Interessen, die wissenschaftliche Erkenntnisse für ihre Zwecke ausdeuten und instrumentalisieren, Menschen mit kollektiven, aber auch ganz eigennützigen Agenden.

Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler aller Fachkulturen tragen darum ganz individuell Verantwortung für ihre Art und Weise, Fragen zu bearbeiten und ihre Erkenntnisse weiterzugeben. Die Freiheit der Wissenschaft muss da ihre Grenzen finden, wo der kategorische Imperativ, auf den sich die Ethik der Aufklärung einmal erfolgreich für moderne Gesellschaften verständigt hat, Widersprüche entlarvt. Normative Grenzen sind immer historisch bedingt und darum letztlich nie endgültig zu ziehen. Aber jede Wissenschaftlerin und jeder Wissenschaftler sollte nur an der Weiterentwicklung einer Gesellschaft forschen, in der er oder sie auch selbst leben wollen würde und könnte.

Veröffentlicht

Mittwoch
20. Februar 2019
09:24 Uhr

Von

Maren Lorenz

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