Serie Über das Vergessen
Prof. Dr. Oliver Wolf leitet den Lehrstuhl für Kognitionspsychologie und forscht in den Sonderforschungsbereichen 874 und 1280 zu Gedächtnisprozessen.
© Damian Gorczany

Neurowissenschaft Vergessen ist nicht gleich vergessen

Die Ursachen, warum wir im Alltag immer wieder kleinere Dinge vergessen, können vielfältig sein.

Was Menschen alles als „vergessen“ bezeichnen, kann auf ganz unterschiedliche Prozesse im Gehirn zurückgehen. Oft haben wir ein Ereignis erst gar nicht richtig eingespeichert, wenn wir beispielsweise unsere Brille gedankenverloren irgendwo hingelegt haben. Andere Informationen haben wir eingespeichert, aber sie konnten sich im Gehirn nicht verfestigen, weil der Prozess gestört wurde – zum Beispiel, wenn das Telefon just in dem Moment klingelt, in dem wir unsere Brille ganz bewusst an einen bestimmten Ort gelegt haben. Last but not least gibt es Situationen, in denen wir Probleme haben, auf früher gespeichertes Material zurückzugreifen. Das kann daran liegen, dass wir gerade unter Stress stehen.

Vergessen verhindern

Unsere Forschung hat zeigen können, dass Stress, vermittelt durch das Stresshormon Cortisol, den Gedächtnisabruf blockiert. Die Information ist also eigentlich noch in unserem Gehirn, aber wir kommen gerade nicht an sie heran. Eine solche stressausgelöste Abrufblockade kann eine der Ursachen für einen Blackout während einer Prüfung sein. In Zukunft wollen wir untersuchen, wie sich solche Abrufblockaden mittels psychologischer Methoden verhindern lassen.

Veröffentlicht

Mittwoch
08. Mai 2019
08:58 Uhr

Von

Oliver Wolf

Dieser Artikel ist am 3. Mai 2019 in Rubin 1/2019 erschienen. Die gesamte Ausgabe können Sie hier als PDF kostenlos downloaden. Weitere Rubin-Artikel sind hier zu finden.

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