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In zwei Sprachen vergessen
In einem Bochumer Pflegeheim lebt ein alter polnischsprachiger Mann. Demenzbedingt hat er starke Ausdrucksschwierigkeiten in der deutschen Sprache. Da seine Umgebung deutschsprachig ist, vereinsamt er zunehmend – sowohl sprachlich, kulturell als auch sozial. Solche Geschichten sind mir in meinem Leben häufig begegnet. Das Vergessen der Sprache begünstigt meiner Meinung nach die gesellschaftliche Isolierung – besonders wenn es sich um Menschen handelt, die mehrsprachig sind und bei denen das Deutsche als erstes schwindet. In diesen Fällen wird oft vergessen, dass die Betroffenen noch eine andere Sprache sprechen. Denn die Muttersprache bleibt häufig länger erhalten.
Im Projekt „Unvergessen“ von Dr. Katrin Karl am Seminar für Slavistik/Lotman-Institut habe ich die Idee zu meinem Promotionsprojekt entwickelt, in welchem ich den Sprachabbau von polnisch-deutschen bilingualen Alzheimererkrankten untersuche. Dabei vergleiche ich den Abbau der deutschen und der polnischen Sprache und untersuche, wie sich das Verständnis und die Produktion der Sprachen verändern.
Die Isolation von pflegebedürftigen Migranten können wir durch den Einsatz der Muttersprache verringern. Diese Chance sollten wir nutzen.
Das Projekt „Unvergessen“ wird durch das Bund-Länder-Programm Qualitätspakt Lehre des Bundesministeriums für Bildung und Forschung im Rahmen des campusweiten Projekts Instudies Plus der RUB gefördert. Mit der Weiterentwicklung von Lehre und Beratung an der RUB unterstützt Instudies Plus die Studierenden in der individuellen Profilbildung durch fachspezifische und fachübergreifende Angebote.
22. Mai 2019
08.51 Uhr