Serie Ein Körper ist für mich ...
Prof. Dr. Peter Wick hat den Lehrstuhl Neues Testament an der Evangelisch-Theologischen Fakultät inne. © Damian Gorczany

Evangelische Theologie Voller Paradoxien

Der Körper wurde in Religion und Gesellschaft weit zurückgedrängt. Seine Wiederentdeckung ist ein Kampf.

Ein Körper ist für mich ein Wunder. Er begrenzt und ermöglicht zugleich das Leben und das Erkennen. Ordnung ohne Grenzen ist undenkbar. Der lebendige Körper ist dem Tod geweiht. Ohne Körper keine Fruchtbarkeit und keine Entwicklung des Lebens. Der menschliche Körper verbindet viele Paradoxien in sich, die sich rational ausschließen, sich im Körper aber gegenseitig bedingen: Leben und Tod, Statik und Bewegung, Begrenzung und Fülle, Lust und Leiden.

Für den Apostel Paulus gibt es ohne menschlichen Körper keinen Gottesdienst. Nur dieser kann ein besonderer Wohnort Gottes auf Erden sein. Nur durch ihn kann der Mensch Gott dienen. Nur körperlich kann Gott den Menschen aus seinem Elend befreien. Die Theologie spricht von der Fleischwerdung Gottes, der Volksmund von Weihnachten. Körperverlust durch die Reduktion des eigentlichen Menschseins auf sein Denken, seine Seele oder eine spiritualisierte Innerlichkeit hat den Körper in Religion und Gesellschaft weit zurückgedrängt. Die Wiederentdeckung und Resubjektivierung des Körpers ist ein Kampf für die Theologie und viele andere Fächer.

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Veröffentlicht

Mittwoch
29. April 2020
09:28 Uhr

Von

Peter Wick

Dieser Artikel ist am 4. Mai 2020 in Rubin 1/2020 erschienen. Die gesamte Ausgabe können Sie hier als PDF kostenlos downloaden. Weitere Rubin-Artikel sind hier zu finden.

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