Wirtschaft und Umwelt Ist Biofleisch weniger klimaschädlich?
Wenn das Rind auf der weiten Wiese grast, muss das doch in jeder Hinsicht besser sein als in der konventionellen Fleischindustrie. Würde man denken.
Die Bedingungen in der fleischverarbeitenden Industrie sind seit dem massenhaften Auftreten von Coronafällen beim Tönnies-Konzern in aller Munde. Wieder einmal wird diskutiert, ob Fleisch nicht teurer sein sollte, um den Fleischverzehr so zu verringern. „Das hätte auch positive Effekte für das Klima“, sagt Prof. Dr. Manuel Frondel, der an der RUB die Professur für Energieökonomik und angewandte Ökonometrie innehat und zudem Leiter des Kompetenzbereichs Umwelt und Ressourcen am RWI – Leibniz-Institut für Wirtschaftsforschung ist. Neben dem Energieverbrauch gehört der Verzehr von Fleischprodukten zu den Hauptquellen für Treibhausgase. Ein Siebtel der weltweiten Emissionen ist durch die Haltung und Verarbeitung von Tieren bedingt – mehr als durch Verkehr.
An einem geringeren Fleischkonsum führt derzeit kein Weg vorbei.
Manuel Frondel
„Den Energiebedarf können wir zunehmend durch erneuerbare Energien decken, aber an einem geringeren Fleischkonsum führt derzeit kein Weg vorbei, wenn wir die Treibhausgasemissionen senken wollen“, ist Frondel überzeugt. „Denn auch der Konsum von Biofleisch hilft nicht, um Treibhausgase zu verringern.“ So zeige die wissenschaftliche Literatur, dass durch die Produktion von Biofleisch im Mittel mehr Treibhausgase entstehen als bei konventioneller Fleischerzeugung.
Mehr Gras, mehr Blähungen
In Biobetrieben bekommen Tiere wesentlich mehr Gras zu fressen als bei konventioneller Haltung, wo vermehrt Getreide und Soja auf dem Speiseplan stehen. Letztere führen zu weniger Blähungen und somit zu einem geringeren Ausstoß an Treibhausgasen – das gilt vor allem für Rinder, die beim Wiederkäuen das klimapotente Methan erzeugen. Laut einem Foodwatch-Report von 2020 verursacht die Herstellung von Rindfleisch aus ökologischer Ochsenmast etwa eineinhalb Mal so viele Treibhausgase wie bei konventioneller Produktion.
Manuel Frondel rät deswegen aber keineswegs von Biofleisch ab. „Selbstverständlich gibt es gute Gründe, es zu kaufen“, sagt er. „Es ist besser, wenn keine Antibiotikarückstände im Fleisch sind und sich so die Gefahr von Resistenzen verringert. Und es ist besser für die Tiere, wenn diese nicht eingepfercht sind, sondern große Weideflächen zur Verfügung haben.“ Daher sieht er vorerst nur eine Lösung: Weniger Fleisch essen. Das sei nicht nur gut für die eigene Gesundheit, die Tiere und das Klima, sondern helfe zudem, mehr pflanzliche Nahrungsmittel für die steigende Weltbevölkerung zur Verfügung zu haben, die andernfalls als Futtermittel in der Tierproduktion verbraucht würden.