Kianoosh Rezania vom Ceres leitet das Projekt. © RUB, Marquard

Neues Langzeitprojekt Mittelpersische Texte als Ideenquellen

Zwischen Sprach- und Religionsforschung ist das Langzeitprojekt des Centrums für Religionswissenschaftliche Studien angesiedelt. Es schließt Lücken der Grundlagenforschung.

Das Mittelpersische war Amtssprache des Sasanidenreiches und Schriftsprache von Religionen, wie dem Zoroastrismus und dem Manichäismus. Trotzdem gelten mittelpersische Texte bisher nur als bruchstückhaft erschlossen. Ein neues Langzeitprojekt am Centrum für Religionswissenschaftliche Studien (Ceres) schließt jetzt diese Lücke in der Grundlagenforschung.

Von Ägypten bis Zentralasien

Das Mittelpersische war als Amts- und Verkehrssprache des Sasanidenreiches nicht nur von überkultureller, sondern auch von religionsübergreifender Bedeutung. Das Sasanidenreich reichte zur Zeit seiner größten Ausdehnung um 600 unserer Zeitrechnung von Ägypten bis Zentralasien. Das Mittelpersische verband über die Sasanidenzeit hinaus bis in die frühislamische Zeit die verschiedenen Teile Westasiens. Gleich für mehrere Religionen war die Sprache enorm wichtig: So wurden zentrale religiöse Schriften des Zoroastrismus und des Manichäismus in Mittelpersisch verfasst. Aber auch Psalmen des Alten Testaments wurden in diese mitteliranische Sprache übersetzt und gelangten so schon in der Spätantike nach Zentralasien.

Obwohl das Korpus mittelpersischer Texte die umfangreichste aller älteren iranischen Textsammlungen ist, wurde es bis heute lediglich bruchstückhaft erschlossen. Das Projekt „Zoroastrian Middle Persian: Digital Corpus and Dictionary“ unter Leitung von Prof. Dr. Kianoosh Rezania vom Ceres füllt diese Lücke in der Grundlagenforschung und widmet sich der lexikografischen und digitalen Erschließung des mittelpersischen Textkorpus und seiner Bedeutung für Kultur und Religion. Das Projekt wird für neun Jahre von der Deutschen Forschungsgemeinschaft gefördert.

Ein zentrales Ziel des Projektes ist es, ein Mittelpersisch-Englisch-Wörterbuch mit über 7.000 Einträgen für die Forschung zu erstellen. Darüber hinaus soll als Teil der Digital Humanities eine online Open-Access-Plattform für das mittelpersische Textkorpus aufgebaut werden. Sie ermöglicht Fachleuten aus aller Welt Zugang zu den Texten für eigene Forschungsvorhaben. Die Plattform ist auch ein Angebot für bereits abgeschlossene oder derzeit laufende Projekte in der Iranistik, sich zu vernetzen und die Datenbank zu erweitern.

Veröffentlicht

Dienstag
19. Januar 2021
09:25 Uhr

Von

Ulf Plessentin

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