Verhaltensbiologie Sozialer Zusammenhalt in Insektenstaaten
Soziale Insekten halten zusammen – und opfern nicht selten ihr eigenes Leben für die Gemeinschaft. Wolfgang Kirchner kennt die Hintergründe.
Sozialer Zusammenhalt geht nicht ohne einen Kitt, der die Gemeinschaft zusammenhält. Wie in menschlichen Gesellschaften ist das auch bei sozialen Insekten ein Zwei-Komponenten-Kleber, der sich aus gemeinsamen Zielen und einer gemeinsamen Sprache zusammensetzt.
Warum der Zusammenhalt in den Völkern von Termiten und Ameisen, sozialen Wespen und sozialen Bienen so stark ist, dass sich einzelne Tiere für ihr Volk aufopfern, war lange rätselhaft. Heute wissen wir, dass es in den meisten Fällen der besonders enge Verwandtschaftsgrad der Arbeiter(innen) ist, der es für sie lohnend macht, auf eigene Nachkommenschaft zu verzichten und stattdessen Geschwister aufzuziehen – und wenn nötig für das Volk zu sterben.
Voraussetzung dafür ist aber ein Kommunikationssystem, das sicherstellt, dass tatsächlich an einem Strang gezogen werden kann. Dazu gehören einerseits Pheromone – Duftstoffe, die unter anderem für die Unterscheidung zwischen Verwandten und Nichtverwandten genutzt werden, – und andererseits die von mir und meiner Arbeitsgruppe untersuchten akustischen und vibratorischen Signale, die in vielen Kontexten des sozialen Miteinanders verwendet werden.