Forschungsinfrastruktur Neues Großforschungsgerät für die Materialcharakterisierung
Die Arbeit von mehr als 100 Forschenden an der Ruhr-Universität wird von dem neuen Gerät profitieren.
An der Ruhr-Universität Bochum gibt es ein neues Großforschungsgerät, mit dem sich katalytische Oberflächen unter anwendungsnahen Bedingungen untersuchen lassen. Die sogenannte NAP-XPS-Anlage – kurz für Near-Ambient-Pressure X-ray Photoelectron Spectroscopy – steht am Lehrstuhl für Technische Chemie, wird aber von vielen Arbeitsgruppen genutzt. Anders als konventionelle Messungen müssen Analysen im NAP-XPS-Gerät nicht unter Ultrahochvakuum stattfinden, sondern funktionieren bei einigen Millibar Druck. Die 1,6 Millionen Euro teure Anlage wurde im Rahmen des Großforschungsprojekts Carbon2Chem angeschafft, welches das Bundesministerium für Bildung und Forschung fördert.
Unverzichtbar für Katalyseforschung
Die Röntgen-Photoelektronenspektroskopie ist eine leistungsstarke und zerstörungsfreie Technik für die Material- und Oberflächenanalyse. Mit ihr lassen sich beispielsweise die Wechselwirkungen an Oberflächen mit Gasen untersuchen, wie sie für die heterogene Katalyse wichtig sind. Aber auch bei Messungen im Bereich der Elektrokatalyse kommt das Gerät zum Einsatz. Beides sind Schwerpunktthemen an der Ruhr-Universität. Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler erforschen hier die Speicherung von erneuerbaren Energien in den chemischen Bindungen kleiner Moleküle oder die Umsetzung von CO2. Die heterogene Katalyse ist zudem für die Wasserstoffindustrie essenziell.
Über 100 Forschende kooperieren
Neben Prof. Dr. Martin Muhler und Prof. Dr. Bastian Mei vom Lehrstuhl für Technische Chemie werden weitere Gruppen mit der neuen Anlage arbeiten: über 100 Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler aus den Gruppen von Prof. Dr. Kristina Tschulik (Elektrochemie und Nanoskalige Materialien), Prof. Dr. Wolfgang Schuhmann (Elektroanalytik und Sensorik), Prof. Dr. Ulf Apfel (Technische Elektrochemie – Aktivierung kleiner Moleküle) und Prof. Dr. Axel Rosenhahn (Biologische Grenzflächen). Zudem greifen mehrere Großforschungsprojekte auf die neue Infrastruktur zu, nämlich das Verbundprojekt Carbon2Chem, der Sonderforschungsbereich/Transregio 129 (Oxyflame), der Sonderforschungsbereich/Transregio 247 (Oxidationskatalyse in der flüssigen Phase) und der Sonderforschungsbereich 1316 (Transiente Atmosphärendruckplasmen).
„Die Ruhr-Universität Bochum hat sich zu einem international sichtbaren Standort für die heterogene Katalyse und die Elektrochemie entwickelt. Damit kann sie signifikante Beiträge zum Gelingen der Energiewende und für die nationale Wasserstoffstrategie leisten“, sagt Martin Muhler.