Wer eine Professur in katholischer Theologie anstrebt, braucht nicht nur eine wissenschaftliche Qualifikation, sondern auch eine Lehrerlaubnis des Vatikans. © RUB, Marquard

Katholische Theologie Wenn der Vatikan über die Lehrerlaubnis entscheidet

Als intransparent und Angst machend sieht eine neue Studie das Verfahren des Vatikans zur Lehrerlaubnis an Hochschulen. Besonders Frauen seien betroffen.

Wer eine Professur in katholischer Theologie anstrebt, braucht nicht nur eine wissenschaftliche Qualifikation, sondern auch eine Lehrerlaubnis des Vatikans. Wie sie das entsprechende Verfahren – das „Nihil Obstat“ – erlebt haben, darüber berichten Theologie-Professorinnen und -Professoren aus Deutschland, Österreich und der Schweiz in einer aktuellen Studie des Zentrums für angewandte Pastoralforschung (zap) der Ruhr-Universität Bochum.

Angst vor Konsequenzen beeinträchtigt das Berufs- und Privatleben

Die Ergebnisse zeigen, dass viele Anwärterinnen und Anwärter das Verfahren als sehr intransparent empfinden. Und aus Angst, das Nihil Obstat nicht zu erhalten, sowohl ihre wissenschaftliche Arbeit als auch ihr Privatleben an die Erwartungen des Vatikans anpassen. Zu kirchlich kontroversen Themen forschen und publizieren sie eher nicht. Die eigene Lebensform halten sie lieber geheim und Entscheidungen wie die Gründung einer Familie, den Kauf einer Immobilie oder die gemeinsame Karriereplanung in einer Partnerschaft verschieben sie auf die Zeit nach dem Erhalt der Lehrbefugnis.

Die Zahl der kirchlichen Einwände ist zurückgegangen

„Seit den 1990er-Jahren geht der Anteil der kirchlichen Einwände zwar stetig zurück. Zugleich sind Verfahrensdauer, Kommunikationswege und Lösungen sehr unterschiedlich. Theologen und Theologinnen lassen sich durch ein bevorstehendes Verfahren unterschiedlich stark beeinflussen, wobei sich bemerkenswerterweise gerade jüngere Kohorten in ihrer wissenschaftlichen und kirchenpolitischen Positionierung einschränken“, berichtet Dr. Miriam Zimmer, Leiterin des Zentrums für Pastorale Evaluation am zap. Zudem erhielten mehr Frauen als Männer Rückfragen aus dem Vatikan, was diskriminierend sei.

Intransparenz ließe sich durch Kommunikationsstrukturen vermeiden

Das Problem der Intransparenz des Verfahrens ließe sich durch klare Strukturen vermeiden, erklärt Prof. Dr. Gunda Werner, Professorin für Dogmatik an der Ruhr-Universität und Vorsitzende der Theologinnenvereinigung „Agenda“, welche die Befragung in Auftrag gegeben hatte. „Gerade Rückfragen und Beanstandungen brauchen Regeln und verlässliche Kommunikationsstrukturen", so Werner. Daher müssten die Verfahren zur Erteilung der kirchlichen Lehrerlaubnis unbedingt standardisiert werden.

Veröffentlicht

Dienstag
30. Januar 2024
13:31 Uhr

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