Wissenschaft Nie mehr ohne Interdisziplinarität
Philipp Baaden ist Doktorand und thematisch schon weit rumgekommen: Er hat bereits zu Optimierungsproblemen, Landwirtschaftstechnologien und der Entstehung von Wissenschaftsfeldern geforscht.
Die Zeit der Universalgelehrten ist vorbei. Im Lauf der Jahrhunderte wurden Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler mehr und mehr zu Expertinnen und Experten in ihren jeweiligen Fächern. Und trotzdem brechen die Grenzen zwischen den Disziplinen immer wieder auf. An den Schnittstellen treten neue Forschungsfelder zutage: So entstanden Bioinformatik und Synthetische Biologie, um nur zwei Beispiele zu nennen. „Interdisziplinäre Felder sind von großer Relevanz, da sie die Basis für Technologien sind, die wir zur Lösung der komplexen gesellschaftlichen Herausforderungen unserer Zeit benötigen“, sagt Philipp Baaden. Er promoviert am Centrum für Entrepreneurship, Innovation und Transformation (CEIT) der Ruhr-Universität Bochum und erforscht, wie neue Wissenschaftsfelder entstehen. Eigentlich ist Baaden Wirtschaftsmathematiker. Aber da er das Interdisziplinäre liebt, streckt er seine Fühler gern in andere Bereiche aus.
Ich habe schon meine Masterarbeit in Kooperation geschrieben, weil ich einen Partner haben wollte, der etwas Anwendung in meine sonst sehr theoretische Forschung bringt.
Philipp Baaden
„Ich habe schon meine Masterarbeit in Kooperation geschrieben, weil ich einen Partner haben wollte, der etwas Anwendung in meine sonst sehr theoretische Forschung bringt“, erzählt Philipp Baaden. „Als mir dann eine Promotion am CEIT angeboten wurde, habe ich der Mathematik tschüss gesagt.“ Dem Masterprojekt über Optimierungsprobleme folgten eine Forschungskooperation zu Hochleistungs-Landwirtschaftstechnologien und die Promotion zur Entstehung von Wissenschaftsfeldern. Baaden ist nicht nur mit der Ruhr-Universität, sondern auch mit dem Fraunhofer-Institut für Naturwissenschaftlich-Technische Trendanalysen (INT) assoziiert. Er kooperiert mit Kolleg*innen aus den Sozial- und Wirtschaftswissenschaften, aus den Naturwissenschaften von Astrophysik über Materialwissenschaft bis Informatik sowie aus den Ingenieurwissenschaften, Geistes- und Sprachwissenschaften.
In einer im Juli 2024 veröffentlichten Publikation beschreibt er zusammen mit den Bochumer Kolleg*innen Dr. Michael Rennings und Prof. Dr. Stefanie Bröring sowie Dr. Marcus John vom Fraunhofer INT, welche Mechanismen hinter der Entstehung von Wissenschaftsfeldern stecken können. Die Autoren und die Autorin arbeiten sieben Mechanismen heraus und zeigen beispielhaft drei verschiedene Entwicklungspfade für Bioinformatik, Synthetische Biologie und Human Brain Sciences auf.
Die Vorzüge seiner mathematischen Disziplin hat Philipp Baaden trotz der interdisziplinären Zusammenarbeit nicht vergessen. „Mathe hat Spaß gemacht, das war wie Rätsel lösen“, erinnert er sich. „Nun arbeite ich an einem sehr interdisziplinären Institut und sehe, welches enorme Potenzial es hat, wenn Leute aus unterschiedlichen Bereichen zusammenkommen und gemeinsam an einem Thema arbeiten. Ich könnte mir nicht mehr vorstellen, ohne interdisziplinäres Umfeld zu arbeiten.“