Serie Let’s Europe
Kornelia Freitag, Prorektorin für Lehre und Studium, moderierte den Austausch der NRW-Hochschulallianzen zur Erfahrung der Studierenden (rechts). Nina Harbecke, UNIC Studierendenvertretung an der RUB (Zweite von links) diskutierte mit.
© Jan Stephan Hubrich

UNIC Eine Allianz für Europa

Überall in Europa bündeln Hochschulen ihre wissenschaftliche Expertise, um gemeinsam in Allianzen eine europäische Zukunft zu gestalten. UNIC ist eine von ihnen.

Seit 2020 ist die Ruhr-Universität Bochum Teil der europäischen Hochschulallianz UNIC  The European University of Cities in Post-Industrial Transition. Als eine von insgesamt 50 Erasmus+ Europäischen Hochschulallianzen, die derzeit von der EU-Kommission gefördert werden, macht UNIC Europa fit für die Zukunft. Zehn Partneruniversitäten, die sich von Irland über Spanien bis in die Türkei erstrecken, arbeiten Schulter an Schulter zusammen. Studierende, Forschende, Lehrende und das Personal aus der Verwaltung können von den Möglichkeiten eines europäischen Campus profitieren. Das gemeinsame Angebot umfasst unter anderem zwei einzigartige europäische Joint-Degree Masterstudiengänge, Mobilitätsangebote, und Forschungsförderung. Was UNIC einzigartig macht? Das erklären Dr. Judith Ricken, Abteilungsleiterin für Hochschulentwicklung und Gremien, und Jonna Tikkanen, UNIC-Koordinatorin an der RUB.

In UNIC betrachten wir gemeinsame Herausforderungen, die für die Zukunft von Europa von hoher Relevanz sind, aus vielfältigen europäischen Perspektiven.


Judith Ricken

Welche europäischen Themen werden in UNIC verhandelt?
Judith Ricken: In UNIC betrachten wir unterschiedliche Bereiche und gemeinsame Herausforderungen, die für die Zukunft von Europa von hoher Relevanz sind, aus vielfältigen europäischen Perspektiven. Dazu zählen zum Beispiel Themen wie Nachhaltigkeit, Diversität und Sicherheit, aber auch Kultur und Kunst als Bausteine einer gemeinsamen Identität.

Jonna Tikkanen: Diese Themen sind nicht nur für Europa relevant, sondern bewegen gleichzeitig auch unsere postindustriellen Städte.

Gibt es etwas, das UNIC von anderen europäischen Hochschulallianzen unterscheidet?
Ricken: Die Einbindung der Städte als direkte Kooperationspartnerinnen in der Allianz ist ein Alleinstellungsmerkmal. Das macht sonst keine Allianz in diesem Umfang. Der Fokus von UNIC liegt auf dem postindustriellen Wandel, insofern sind wir froh, unmittelbar mit den Städten zusammen an realen Herausforderungen arbeiten zu können.

Das Thema Teilhabe ist ein zentrales Element in UNIC und kommt der Stadtgesellschaft auch konkret zugute.


Jonna Tikkanen

Tikkanen: Das Thema Teilhabe ist ein zentrales Element in UNIC und kommt der Stadtgesellschaft auch konkret zugute, durch Formate wie CityLabs, die gezielt auf den Dialog zwischen der Universität, der Stadt und den Bürger*innen setzen.

Welche Rolle übernimmt die Ruhr-Universität Bochum?
Ricken: In UNIC bringen sich die unterschiedlichen Hochschulen mit ihren vielfältigen Expertisen ein. Die Ruhr-Universität Bochum leitet das thematische Feld „Entrepreneurship“, in dem Akteur*innen aus der Fakultät für Wirtschaftswissenschaften und den WORLDFACTORY Start-up Centers eingebunden sind. Auch den Bereich „Innovative Lehre und Mobilität“ verantwortet die Ruhr-Universität gemeinsam mit Partnern aus Bilbao in Spanien. Mit Redesigning the Post-Industrial City (RePIC) und Superdiversity in Education, Organisations and Society (SEOS) koordinieren zwei Fakultäten der Ruhr-Universität, die Fakultät für Geowissenschaften und die Fakultät für Philosophie und Erziehungswissenschaft, zwei einzigartige europäische Joint-Degree Masterstudiengänge. Ein ganz besonderes Engagement mit viel Aufwand, aber auch viel Lerngewinn für die Allianz und viel Zuspruch.

Judith Ricken (links) und Jonna Tikkanen engagieren sich im Netzwerk.
© RUB, Marquard
Judith Ricken (links) und Jonna Tikkanen engagieren sich im UNIC-Netzwerk.

Was ist Ihr persönliches Highlight aus vier Jahren europäischer Zusammenarbeit in UNIC?
Ricken: Der Start von UNIC unter Corona-Bedingungen hat mir eindrücklich bewiesen, dass virtuelle Zusammenarbeit funktioniert und Europa unmittelbar in meinem Büro stattfindet – und dass ich Menschen auch auf diesem Weg persönlich kennen und schätzen lernen kann. Ein Highlight war die Erfahrung von gemeinsamem Spirit und persönlicher Vertrautheit in den vergleichsweise seltenen Präsenztreffen – das hat etwas von Familientreffen.

Tikkanen: Für mich gibt es kein einzelnes Highlight, sondern ich freue mich jedes Mal aufs Neue, wenn aus Kontakten zwischen UNIC-Universitäten konkrete Begegnungen und Projekte entstehen, die wiederum Möglichkeiten für RUB-Studierende schaffen, UNIC-Lernerfahrungen zu machen.

Welche Bedeutung haben Hochschulallianzen für Europa?
Ricken: Die Europäische Union (EU) nutzt Hochschulallianzen als Instrument, um den gemeinsamen Bildungsraum Europa weiterzuentwickeln. Sie sollen in besonderer Weise dazu beitragen, Mobilitätsbarrieren abzubauen. Sie sind aber auch ein guter Ort, um neue Ideen zu testen. Als Beispiel kann hier die Erprobung der rechtlichen Rahmenbedingungen für gemeinsame Studienabschlüsse oder die Anerkennung der Studienleistungen in der digitalen Lehre der Partneruniversitäten genannt werden.

Tikkanen: Durch die Hochschulallianzen wird das Förderprogramm Erasmus+ optimal genutzt, damit Europäische Universitäten strukturell zusammenwachsen und sie in die gesamte Hochschulpolitik hineinwirken. Es soll dabei nicht nur um die Lehre gehen, sondern zusätzlich soll durch Allianzen auch die gemeinsame Forschung für mehr Transfer und „Impact“ gefördert werden.

Ein selbstverständlicher Baustein im Leben von Studierenden

Und welche Rolle spielen Hochschulallianzen bei der Förderung einer europäischen Identität?
Ricken: Eine ganz zentrale, weil sie dazu beitragen können, Europa im alltäglichen Leben von Studierenden zu einem selbstverständlichen Baustein zu machen. Die Idee der Hochschulallianzen ist ja gerade die, einer breiten Wirkung in die Universitäten hinein, beispielsweise über virtuelle Kooperation.

Tikkanen: Insbesondere Studierende, die an UNIC-Vernetzungen teilnehmen, betonen oft, die identitätsstiftende Bedeutung des Community Buildings auf der europäischen Ebene, die ihnen das Gefühl gibt, ein Teil einer größeren Gemeinschaft zu sein. Zusammen mit den zentralen Werten von UNIC, wie Diversität und Teilhabe, bildet das eine gute Grundlage für ihre Mitgestaltung an Europa und der EU.

Wir haben die Vernetzung mit den anderen NRW-Hochschulen, die Teil Europäischer Allianzen sind, als sehr bereichernd und hilfreich erlebt.


Jonna Tikkanen

Worum ging es bei dem Vernetzungstreffen der neun Hochschulallianzen in NRW am 15. Mai? 
Tikkanen: Am 15. Mai trafen sich Vertreter*innen verschiedener europäischer Hochschulallianzen zum gemeinsamen Austausch unter der Schirmherrschaft von Ina Brandes, Ministerin für Kultur und Wissenschaft des Landes NRW, in Düsseldorf. Die Veranstaltung verfolgte vor allem zwei Ziele: Die auf nationaler und städtischer Ebene bereits anerkannte hohe strategische Bedeutung der Hochschulallianzen auch auf der Landesebene stärker sichtbar zu machen und das Land NRW dabei zu unterstützen, Europäische Hochschulallianzen stärker in seine Bildungspolitik zu integrieren.

Und als zweites Ziel: Synergien zwischen den Allianzen zu schaffen. Das Treffen diente der Vernetzung und Kooperation, denn nur so kann es uns gelingen, die Bedeutung und die Wirkung unserer Arbeit zu zeigen und weiter zu steigern. Wir haben die Vernetzung mit den anderen NRW-Hochschulen, die Teil Europäischer Allianzen sind, als sehr bereichernd erlebt; sowohl für die Ebene der Hochschulleitungen als auch für die Kolleg*innen auf der Arbeitsebene, da viele Aufgaben und Herausforderungen sehr ähnlich sind.

Europa bedeutet für mich …
Ricken: Gemeinschaft und zusammen wirken wollen.

Tikkanen: Alltag – sowohl privat als auch in UNIC. Und etwas sehr Wertvolles.

Was ist UNIC?

UNIC  European University of Cities in Post-Industrial Transition ist ein internationaler Zusammenschluss von mittlerweile zehn europäischen Universitäten, die sich gemeinsam der Förderung der studentischen Mobilität und der Etablierung eines europaweiten Campus verschrieben haben.

Neben der Ruhr-Universität Bochum gehören Universitäten aus Bilbao, Cork, Istanbul, Liège, Łódź, Malmö, Oulu, Rotterdam und Zagreb zu UNIC. Gefördert wird die Europäische Hochschule UNIC von der Europäischen Kommission im Rahmen einer Leitinitiative der europäischen Hochschulstrategie.

Veröffentlicht

Montag
27. Mai 2024
13:15 Uhr

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