Beirat Uta Wilkens unterstützt die Dr.-Hans-Riegel-Stiftung
Diese Aufgaben nimmt die frühere Prorektorin für Lehre dort wahr.
Prof. Dr. Uta Wilkens vom Institut für Arbeitswissenschaft der RUB sitzt seit Juli 2018 im Beirat der Dr.-Hans-Riegel-Stiftung. Sie wurde für fünf Jahre in das Aufsichtsgremium gewählt. Welche Aufgaben und Ziele sie dort verfolgt, verrät die frühere Prorektorin für Lehre im Interview.
Frau, Wilkens, wie wurde man bei der Stiftung auf Sie aufmerksam?
In der Zeit von 2008 bis 2015 war ich Prorektorin für Lehre der RUB und habe regelmäßig die Dr.-Hans-Riegel-Fachpreisverleihung begleitet. Dem Vorstand hat meine Art und Weise, Jugendliche und ihre Eltern anzusprechen, gut gefallen. Die Aufmerksamkeit hat aber auch mit meiner Forschung zu den Herausforderungen der zukünftigen Arbeitswelt und den Projekten zum Entrepreneurship Education zu tun, also der Vermittlung von unternehmerischem Denken und Handeln.
Sind Sie die erste Vertreterin der RUB in diesem Gremium?
Ja, ich bin auch die erste Vertreterin im Beirat, die nicht aus dem engeren Arbeitsumfeld von Haribo kommt.
Es geht um die Weiterentwicklung der Förderprogramme.
Welche konkreten Aufgaben hat der Beirat?
Ein Beirat prüft und berät die Arbeit des Vorstandes, es ist ja ein Aufsichtsgremium. In beratender Hinsicht geht es um die Weiterentwicklung der Förderprogramme.
Mit welchen grundsätzlichen Zielen und Ideen nehmen Sie Ihre Tätigkeit auf?
Ich finde die Arbeit und Projekte der Stiftung wirklich herausragend und beispielgebend für die Förderung junger Talente – das ist ja ganz nach dem Motto: Haribo macht Kinder froh und Erwachsene ebenso.
Diesen eingeschlagenen Weg zu unterstützen und die Förderformate mit Blick auf die zukünftigen Entwicklungen der Arbeitswelt beratend zu begleiten, ist mir dabei ein Anliegen. Die Begeisterung für MINT, also die Fächer aus den Bereichen Mathematik, Informatik, Naturwissenschaft und Technik, ist ja weiterhin eine zentrale Aufgabe; man kann diesen Ansatz aber auch transdisziplinär denken und weiterentwickeln. Ein hohes Maß an Selbstständigkeit spielt in den Lebens- und Arbeitsentwürfen vieler Heranwachsender eine wichtige Rolle. Wie man Entrepreneurship erfahrbar macht, kann also auch eine Frage sein, mit der man sich näher befasst. In dieser Hinsicht fühle ich mich durch die Worldfactory der RUB natürlich auch institutionell bestärkt.
Die Fachpreise sind ein tolles Förderformat.
An der RUB sind vor allem die bereits genannten Fachpreise bekannt, da sich die Jury aus RUB-Professorinnen und -Professoren zusammensetzt. Was macht die Stiftung darüber hinaus?
Die Fachpreise sind ja ein ganz tolles Förderformat, und das diesbezügliche parallele Engagement vieler Beteiligter auf dem Campus ist wirklich beispielgebend und muss in diesem Zusammenhang auch genannt werden. Die Fachpreisgewinner haben die Möglichkeit, als Alumni an den Akademietagen der Stiftung teilzunehmen. Da gibt es Einblicke in neueste Forschungsergebnisse – zum Beispiel wirkt Metin Tolan von der Technischen Universität Dortmund als Wissenschaftler daran mit – aber auch Pitches, in denen die Alumni mit ihren Beiträgen um die Gunst des Publikums werben.
Besonders hervorzuheben ist der sogenannte Touch-Tomorrow-Truck, der an Schulen hält, um den Schülerinnen und Schülern mit diesem mobilen Laboratorium das Experimentieren mit Zukunftstechnologien zu ermöglichen und dies zugleich mit kritischen Diskursen zu verbinden. Das Konzept wurde gemeinsam mit Experten aus den Fachdidaktiken, der Medienwissenschaft sowie Lehrerinnen und Lehrern von Gymnasien entwickelt.
Gefördert wird derzeit auch ein eher der Grundlagenforschung zuzurechnendes Projekt der androiden Roboterfrau an der Technischen Universität Darmstadt. Und schließlich geht ganz im Sinne des verstorbenen Stifters das gesellschaftliche Engagement auch darüber hinaus; hervorzuheben ist hier die Unterstützung für das Deutsche Museum in Bonn.
Der Talentbegriff wird ganz unterschiedlich verwendet.
An der RUB ist zurzeit die Förderung von Talenten ein zentrales Thema. Wie würden Sie hier die Rolle der Stiftung einordnen?
Der Talentbegriff wird ja ganz unterschiedlich verwendet, und es gibt auch keine verbindliche Definition. Die Dr.-Hans-Riegel-Stiftung gibt meines Erachtens ein sehr gutes Beispiel ab, wie man Talent verstehen, erkennen und fördern kann. Durch die Fachpreise, die für herausragende Facharbeiten in einem der MINT-Bereiche vergeben werden, erschließen sich Schülerinnen und Schüler eigenverantwortlich ein Untersuchungsfeld und erarbeiten ein Untersuchungsdesign – begleitet durch ihre Lehrerinnen und Lehrer. Sie führen Messungen durch und bereiten ihre Ergebnisse in wissenschaftlichen Formaten auf. Es entsteht eine eigenständige Leistung. Talent wird in diesem Ansatz über das eigenverantwortliche innovative Handlungspotenzial und das kognitive Reflexionsvermögen erkannt und gefördert.
Das hebt sich deutlich von der Vergabe schriftlicher und mündlicher Schulnoten ab und führt auch zu ganz anderen Interaktionsmustern im Lehrer-Schüler-Verhältnis. In dieser Hinsicht kann die Stiftung für die RUB eine Vorbildrolle einnehmen. Will man Talent fördern, dann kann man nicht einseitig Jugendliche selektieren. Es geht darum, erst mal die strukturellen Voraussetzungen zu schaffen, um Talent diagnostizieren zu können. Dafür müssen Lehr-Lern-Formate auch in den Studieneingangsphasen in Richtung eigenverantwortliche, wissenschaftlich fundierte Projektarbeit entwickelt werden. Von der Dr.-Hans-Riegel-Stiftung kann man lernen, wie das geht.