Start-up Gründen neben dem Studium
Daniel Wach hat sich das getraut und berichtet im Interview.
Daniel Wach ist 27 Jahre alt, studiert im Master Sales Management an der RUB und gründete neben dem Studium sein eigenes Start-up. Im Interview berichtet er über das Gründen neben dem Studium, über die wichtige Unterstützung, die ihm das Worldfactory Start-up Center (WSC) an der RUB gewährt hat und gibt hilfreiche Tipps, damit die Gründung keine Bauchlandung wird.
Herr Wach, Sie haben neben dem Studium das Start-up „Gaia“ gegründet – können Sie kurz erklären, wer oder was ist eigentlich „Gaia“?
Gaia, das Wort entstammt der griechischen Mythologie und ist die personifizierte Erde. Da sind wir dann auch direkt beim Thema. Ich hatte schon lange den Wunsch, mich sozial-unternehmerisch zu engagieren. Ich habe dann konkret nach einem Problem gesucht, das ich auch vor Ort lösen kann. Relativ schnell rückte das Thema „Hunger“ in den Fokus meiner Überlegungen.
Und wie ging es dann weiter?
Ich habe mich nach eingehender Recherche dazu entschieden, dass mein Projekt in Ruanda den größten Impact haben könnte, da das Land zwar stark unter Hunger und den daraus resultierenden Problemen leidet, aber gleichzeitig das Potenzial hat, sich aus eigener Kraft davon zu erholen.
Gemeinsam mit meinem Team entschieden wir uns daher, unser Projekt hier zu beginnen. Wir haben vor Ort hauptsächlich mit der University of Rwanda und dem Rwanda Village Concept Project zusammengearbeitet, um auch ihr Wissen und ihre Erfahrungen in unsere Lösungen einfließen zu lassen.
Wir haben uns für einen biologischen Dünger aus Kaffeeresten und Bananenschalen entschieden.
Das klingt nachhaltig.
Richtig. Schlussendlich haben wir uns gemeinsam für einen biologischen Dünger aus Kaffeeresten und Bananenschalen entschieden und gleichzeitig den Bauern gezeigt, wie sie ein Feld am besten bewässern und bepflanzen können. Unsere Anfangsidee war jedoch eine ganz andere: Wir wollten Gewächshäuser für die Bauern errichten. Das größere Problem war der Wissensstand der Bauern. Wir hätten zwar einfach Gewächshäuser aufstellen können und das beste hoffen, aber den Bauern hat es noch an ganz anderen Dingen gemangelt. Wie zum Beispiel einem wirkungsvollen biologischen Dünger, den sie selbst herstellen können und der nicht viel kostet, qualitativ hochwertige Samen, die nur in den seltensten Fällen zu Missernten führen, und die Vermittlung von modernem, landwirtschaftlichen Wissen.
Wie geht es nun auf dem heimischen Markt weiter?
In Deutschland geht es nun darum, wie wir unsere ursprüngliche Idee der Gewächshäuser zur Marktreife bringen können. Unsere kleine Version für den Heimgebrauch, die sogenannte Gaiabox, ist für Menschen, die nicht viel Zeit haben, sich um Pflanzen zu kümmern. Es ist ein einfaches Konstrukt, um die Pflanzen mit möglichst einfachen Mitteln am Leben zu halten. Wir schlagen mit unserem Produkt übrigens die Brücke nach Ruanda. Denn wenn wir eine Gaiabox verkaufen, wird ein bestimmter Anteil des Erlöses an die Bauern gespendet. Dabei ist es uns wichtig, dass das gespendete Geld immer an bestimmte Maßnahmen geknüpft ist. Aktuell geht es um das Pachten von Land.
Die Uni ist für mich auch da, um die idealen Rahmenbedingungen zu schaffen, dass ich neben dem Studium erfolgreich gründen kann.
Welche Unterstützung haben Sie von dem WSC bekommen?
Das WSC-Team hat sich besonders durch einen hohen persönlichen Einsatz ausgezeichnet. Es hat den gesamten Gründungsprozess begleitet, uns wichtige Tipps gegeben und uns mit Informationen versorgt. Ob es um die Erstellung eines Businessplans ging oder ob wir einfach nur Räumlichkeiten für unsere Treffen brauchten – wir konnten uns immer an sie wenden. Eine große Hilfe war auch die Begleitung bei Fördermittelanträgen. Das sind ja Vorgänge, die sehr komplex sind und die man nicht jeden Tag durchläuft. Da war jede Hilfe willkommen! In diversen Seminaren haben wir aber auch noch Tipps zum Beispiel fürs Marketing bekommen. Die Uni ist für mich auch da, um die idealen Rahmenbedingungen zu schaffen, dass ich neben dem Studium erfolgreich gründen kann.
Gründen neben dem Studium ist eine besondere Herausforderung. Worauf kommt es dabei an?
Ganz klar: Auf ein gutes Zeitmanagement und auf die richtige Priorisierung. Anfangs war ich mit der Idee allein und habe beinahe täglich bis zu 18 Stunden an der Recherche gesessen, habe ausprobiert und sehr viel telefoniert. Mittlerweile besteht unser Team aus fünf Personen. Was ich jetzt in den letzten zwei Jahren gelernt habe ist, wie wichtig es ist, zu delegieren und Verantwortung abzugeben. Das war für mich gänzlich neu und es hat auch eine Weile gedauert, denn das ist eine Fähigkeit, die ich mir erst aneignen musste. Jetzt spart es uns unfassbar viel Zeit.
Welche Tipps können Sie Gründerinnen und Gründern geben?
Besonders hinsichtlich der Organisation: Teilt eure Arbeit in Blöcke ein und setzt euch feste und vor allem realistische Ziele. Sie dürfen ruhig ambitioniert sein, müssen aber auf jeden Fall zu erreichen sein. Ich plane meine Woche immer samstags und schreibe auf, was ich erreichen will. Das ist alles eine Frage des Trainings, man wird darin automatisch besser.
Ein weiterer wichtiger Punkt: Nutzt digitale Tools! In der heutigen Zeit sind Teams nicht immer zur selben Zeit im selben Büro. Deswegen ist Online-Kommunikation immens wichtig. Wir können uns von jedem Ort der Welt als Team zusammenfinden und organisieren. Das erleichtert unsere Arbeit enorm. Ihr müsst aber nicht direkt Lizenzen für jegliche Software kaufen, denn es gibt unzählige kostenlose Tools, die für den Start der Gründung in den allermeisten Fällen ausreichen.
Falls ihr doch mal eine große Lizenz erwerben müsst, ruft die Firmen einfach mal an. Die allermeisten sind sehr großzügig. Für Studierende gibt es oftmals sowieso besondere Konditionen. Und noch ein Offline-Tipp. Nehmt euch die Zeit euer Netzwerk zu pflegen. Kontakte zu knüpfen fällt vielen relativ leicht, Kontakte zu behalten ist schon schwieriger – und Kontakte richtig zu pflegen ist eine Kunst!
Es ist nicht immer einfach, die Motivation hoch zu halten.
Welche besondere Fähigkeit sollte man fürs Gründen mitbringen?
Es ist nicht immer einfach, die Motivation hoch zu halten, besonders, wenn mal etwas schiefgeht. Es wird definitiv etwas nicht so funktionieren, wie ihr es euch vorgestellt habt. Wir wollten wie gesagt anfangs Gewächshäuser in Ruanda bauen. Dafür haben wir alles vorbereitet und mussten es schlussendlich komplett verwerfen. Das ist für kein Team einfach, aber gerade in dieser Zeit zeigt sich, ob man als Gründungsteam geeignet ist oder eben nicht. Ich kenne übrigens kaum ein Start-up, welches nicht irgendwas geändert hat und seine Initialidee so angepasst hat, dass es funktioniert. Wenn man das nicht kann, dann wird es schwierig. Das wäre für mich eine essenzielle Fähigkeit, die man mitbringen sollte.