Friederike Pfister promoviert über das Selbst- und Fremdbild des Astrologen im 13. und 14. Jahrhundert. © Privat

RUB Research School Warum Friederike Pfister über Astrologen im Mittelalter forscht

Während der Arbeit an ihrer Dissertation wurde auch die Historikerin von der Coronakrise eingeholt.

Bis zum Sommer 2021 möchte Friederike Pfister ihre englischsprachige Doktorarbeit fertig haben. Darin beschäftigt sie sich mit dem Thema Astrologie im Mittelalter. „The Making of ‚the Astrologer‘. Self-Fashioning and Perception of Astrologers in the Thirteenth and Fourteenth Centuries” lautet der Arbeitstitel ihrer Arbeit, auf Deutsch: „Selbst- und Fremdbild des Astrologen im 13. und 14. Jahrhundert“. Im Interview berichtet Friederike Pfister, wie sie auf ihr außergewöhnliches Thema kam, inwiefern sie von den Angeboten der RUB Research School (RS) profitiert und wie es ihr in den Zeiten von Corona gelingt, mit ihrer Arbeit voranzukommen.

Wann haben Sie sich entschieden zu promovieren?
Während meines Masters in England habe ich viel darüber nachgedacht, ob ich promovieren möchte und habe einige der dort angebotenen Informationsveranstaltungen des Career Services besucht. Viele meiner Kommilitoninnen und Kommilitonen strebten ebenfalls eine Promotion an, und der Austausch über die verschiedenen Möglichkeiten sowie über Vor- und Nachteile einer Promotion haben mir bei meiner Entscheidung sehr weiter geholfen.

Zur Person

Friederike Pfister studierte Geschichte und Englische Literaturwissenschaft an der Ruprecht-Karls-Universität Heidelberg und verbrachte während ihres Bachelorstudiums ein Erasmusjahr an der Universität Durham in England. Ihr Masterstudium in Mittelalterlicher Geschichte absolvierte Friederike Pfister an der Universität Oxford. Seit 2017 ist sie an der RUB und promoviert in Mittelalterlicher Geschichte mit dem Schwerpunkt Spätmittelalter.

Und warum?
Ein ausschlaggebender Faktor war, dass ich immer fasziniert von der Arbeit mit mittelalterlichen Quellen war (und bin) und meine Kenntnisse und Kompetenzen in diesem Bereich auf Promotionsniveau weiter ausbauen wollte. Mir war aber auch bewusst, dass ich eine Promotion nur unter bestimmten Umständen beginnen würde. Zum einen war es mir wichtig, eine passende Finanzierung zu haben, zum anderen wollte ich ein Thema finden, das mich wirklich begeistert.

Warum haben Sie sich für die RUB entschieden?
Nach meiner Masterarbeit habe ich gezielt Wege gesucht, mein Ziel umzusetzen. Die passende Gelegenheit ergab sich an der RUB, an der eine halbe wissenschaftliche Mitarbeiterstelle am Lehrstuhl für Spätmittelalterliche Geschichte ausgeschrieben war. Professor Klaus Oschema, meinen Doktorvater, kannte ich schon aus meinem Bachelorstudium in Heidelberg. Ich war mir sicher, dass ein konstruktives Betreuungsverhältnis zustande kommen würde. Außerdem plante Professor Oschema den Aufbau eines größeren Forschungsprojekts über mittelalterliche Astrologie, zu dem mein anvisiertes Promotionsprojekt ideal passte.

Ich war gleich angetan vom breit aufgestellten Studienangebot und der Unterstützung durch die RUB Research School.

An der Ruhr-Uni war ich bis zu meinem Promotionsstart zwar noch nie, ich war aber gleich angetan vom breiten Studienangebot und der Unterstützung von Doktorandinnen und Doktoranden durch die RUB Research School. Ich hatte vorher zwar auch über alternative Finanzierungsmöglichkeiten nachgedacht, habe mich letztendlich aber für die Mitarbeiterstelle und gegen die Bewerbung für ein Stipendium entschieden. Ich habe mich vor allem deswegen so entschieden, weil mir die Position die Möglichkeit bietet, Lehrerfahrung zu sammeln und Einblicke in die weiteren Vorgänge des täglichen Lehrstuhlbetriebs erlaubt.

Das Thema der Dissertation

Wie kamen Sie auf das Thema Ihrer Dissertation?
Ich habe mich schon in meiner Bachelorarbeit mit mittelalterlicher Astrologie beschäftigt und bin seitdem fasziniert davon, wie viele Aspekte dieser Themenbereich umfasst. Während die mittelalterliche Astrologie auch heute noch häufig als eher randständiges Thema der Geschichtswissenschaft angesehen wird, können wir durch ihre Erforschung trotzdem wichtige Erkenntnisse über die Gesellschaft des Mittelalters gewinnen.

Mich interessieren insbesondere das mittelalterliche Wissenschaftsverständnis und Prozesse des Wissenschaftstransfers. Während meines Masterstudiums bin ich auf vielversprechende und spannende Quellen gestoßen, die mir Ideen für mein Dissertationsthema gegeben haben und die ich gerne weiterverfolgen wollte.

Wie weit ist das Projekt vorangeschritten?
Durch weitere Recherchen und in Absprache mit meinem Doktorvater habe ich aus meinen Ideen einen ersten Entwurf für die Dissertation entwickelt, der sich auch jetzt noch ständig weiterentwickelt. Insbesondere durch meine letzten Archivaufenthalte in England und Italien habe ich neue Erkenntnisse gewinnen können, die essenziell für die weitere Ausrichtung meiner Dissertation sind.

Meiner Meinung nach ist es wichtig, während des Rechercheprozesses offen zu bleiben für eine eventuelle Anpassung der eigenen Thesen. Im Laufe der Arbeit zeigt sich häufig, dass erste Thesen sich nicht bestätigen lassen oder angepasst werden müssen. Genauso tun sich durch die intensive Quellenlektüre jedoch auch neue Wege und Möglichkeiten auf, die einen großen Gewinn für die Dissertation darstellen können. Von großer Bedeutung für das erfolgreiche Vorankommen des Projekts ist aber vor allem auch der fruchtbare Austausch mit meinem Doktorvater, der mir immer mit Anregungen und Tipps beiseite steht.

Welche Angebote der Research School nutzen Sie?
Ich habe schon an einigen Workshops der Research School teilgenommen. Besonders hilfreich fand ich einen Schreibworkshop, in dem verschiedene Schreibtechniken thematisiert wurden, und einen Workshop zur Begutachtung von Drittmittelanträgen. Das war eine großartige Vorbereitung für meine Tätigkeit als Gutachterin für die „PR.INT-Anträge“ der RS; „PR.INT“ bedeutet „Project International“.

Diese Aufgabe hat mir wichtige Einblicke in die Funktionsweise von Drittmittelanwerbungen erlaubt und auch bei meinen eigenen Anträgen bei der RS geholfen. Über dieses Programm hatte ich die Chance, einen internationalen Workshop für Doktorandinnen und Doktoranden an der RUB zu organisieren und Archive in Italien und England zu besuchen.

Wussten Sie schon, dass …

... dass die RUB Research School die campusweite Graduiertenschule für alle Promovierenden an der Ruhr-Universität Bochum ist? Die Research Academy Ruhr ist eine universitätsübergreifende Plattform, über die die UA Ruhr-Universitäten Bochum, Dortmund und Duisburg gemeinsame Qualifizierungsprogramme anbieten.

Wie ist es, gemeinsam mit so vielen anderen Menschen zu promovieren?
Obwohl es an der RUB viele Promovierende gibt, treffe ich im Alltag meist nur die Kolleginnen und Kollegen aus meinem Fach. Dank der RS kann ich aber auch Doktorandinnen und Doktoranden aus anderen Fachrichtungen kennenlernen. Es erstaunt und beruhigt mich, dass wir häufig die gleichen Sorgen, Probleme, aber auch Hoffnungen teilen. Ich nehme außerdem am Mentoringprogramm für Frauen in der Wissenschaft teil, das im Rahmen der Research Academy Ruhr organisiert wird.

Das Programm bringt Doktorandinnen der Universitäten Bochum, Dortmund und Duisburg-Essen zusammen. Es bietet neben Gruppen- und Einzelmentoring auch Workshops zur fachlichen Weiterbildung. Hier werde ich durch meine Mentorin und meine Mit-Mentees unterstützt, was mich fachlich und persönlich enorm voranbringt. Zuletzt möchte ich die Angebote der Hochschuldidaktik empfehlen. Der Austausch bei diesen Veranstaltungen hat mir nicht nur neue Ideen zur Gestaltung meiner Lehre gegeben, sondern auch wertvolle Hinweise, wie sich Lehre und eigene Forschung besser vereinbaren lassen, was häufig eine Herausforderung ist.

Ich versuche, möglichst offen an meine weitere Karriereplanung zu gehen.

Welche Pläne haben Sie für die Zeit nach der Promotion?
Da ich sehr gerne in der Wissenschaft bleiben würde, strebe ich nach der Promotion zunächst eine Postdoc-Stelle an. Ich könnte mir auch gut vorstellen, noch einmal für längere Zeit ins Ausland zu gehen. Mir ist aber durchaus bewusst, wie schwierig es ist, in der Wissenschaftswelt dauerhaft Fuß zu fassen. Ich versuche deswegen, möglichst offen an meine weitere Karriereplanung zu gehen und auch alternative Optionen wie Stiftungsarbeit, Bibliotheksdienst oder Wissenschaftsmanagement nicht auszuschließen. Während meiner Dissertationszeit versuche ich, mich fortzubilden und über mögliche Berufswege zu informieren.

Momentan habe ich genügend Materialien, um weiter an meiner Dissertation zu arbeiten.

Wie wirkt sich die Corona-Krise auf Ihre Promotion aus?
Durch die Schließung der Universität arbeite ich zurzeit wie die meisten Universitätsangehörigen von zuhause aus. Momentan habe ich genügend Materialien, um weiter an meiner Dissertation zu arbeiten und auch um meine kommende Lehrveranstaltung vorzubereiten. Durch die Onlinedatenbanken über die RUB ist es außerdem möglich, Zugang zumindest zu Teilen der Literatur zu erhalten – trotz Schließung der Bibliotheken.

Außerdem zeigen sich auch einige Verlage in dieser Zeit kulanter mit ihren digitalen Angeboten. Was mir momentan mehr fehlt, sind die Kolleginnen und Kollegen und der tägliche Austausch. Es wurden außerdem die meisten wissenschaftlichen Konferenzen abgesagt.

Die Schließung der RUB wird wahrscheinlich außerdem Ihre Lehrtätigkeit betreffen?
Ja, und hier stellt sich nun natürlich die Frage, inwiefern es möglich ist, alles digital durchzuführen. Das Zentrum für Wissenschaftsdidaktik hat aber Anregungen und Hinweise zusammengestellt, und ich hoffe, dass ich gemeinsam mit den Studierenden gute Lösungen für ein erfolgreiches nächstes Semester finden werde.

Vielleicht ergeben sich durch diese Situation auch neue Kontakte und die Chance, neue Lehrformen auszuprobieren.

Insgesamt stellt diese Zeit daher für mich wie für alle anderen eine große Herausforderung dar. Sie hat mir aber jetzt schon gezeigt, wie groß die Hilfsbereitschaft in der Wissenschaftswelt ist. Und wer weiß, vielleicht ergeben sich durch diese Situation auch neue Kontakte und die Chance, neue Lehrformen auszuprobieren.

Sommersemester 2020

Die RUB Research School und die Research Academy Ruhr bieten im Sommersemester 2020 ihre Workshops für Promovierende und Postdocs als Online-Formate an.

 

 

Veröffentlicht

Montag
27. April 2020
14:04 Uhr

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