Serie Neu ernannt
Sebastian Kruß leitet die Gruppe Funktionale Grenzflächen und Biosysteme. © RUB, Marquard

Solvation Science Sebastian Kruß entwickelt Biosensoren aus Kohlenstoff-Nanoröhren

Mit fluoreszierenden Kohlenstoff-Strukturen könnten sich Bakterien und Viren nachweisen lassen.

Zehntausendmal dünner als ein menschliches Haar sind die Kohlenstoff-Nanoröhren, an denen Prof. Dr. Sebastian Kruß künftig an der RUB forschen wird. Er wurde Ende Oktober 2020 an die RUB berufen und übernimmt die Leitung der Gruppe Funktionale Grenzflächen und Biosysteme, die in der Physikalischen Chemie angesiedelt ist und sich mit Themen von der chemischen Grundlagenforschung bis zur Anwendung in der biomedizinischen Diagnostik beschäftigt. Kruß ist zugleich Mitglied im Exzellenzcluster Ruhr Explores Solvation, kurz Resolv.

Die winzigen Kohlenstoffröhren, mit denen der Wissenschaftler arbeitet, haben eine besondere Eigenschaft: Sie leuchten im für den Menschen nicht sichtbaren nahen Infrarotbereich, wenn sie mit sichtbarem Licht bestrahlt werden. Das Fluoreszenzverhalten ändert sich, wenn die Nanoröhren auf bestimmte Moleküle in ihrer Umgebung treffen. Aufgrund dieser Eigenschaft können die Kohlenstoffstrukturen als Sensoren genutzt werden.

Mit seiner Gruppe möchte Sebastian Kruß genauer verstehen, wie sich die Fluoreszenz verändert, wenn die Oberfläche der Kohlenstoff-Nanoröhren verändert wird oder wenn diese in Kontakt mit verschiedenen Molekülen gelangen. Dabei berücksichtigt er auch den Einfluss des umgebenden Lösungsmittels Wasser und von Salzen. Für die Forschung an der Schnittstelle von Chemie, Physik und Biomedizin nutzt er vor allem mikroskopische und spektroskopische Verfahren.

Sensoren für Botenstoffe und Bakterien

In der Vergangenheit hat Kruß bereits Kohlenstoff-Nano-Sensoren für verschiedene Moleküle entwickelt, unter anderem für den Botenstoff Dopamin, der wichtig für die Signalweiterleitung zwischen Nervenzellen ist. Aktuell arbeitet er an einem Sensor, mit dem sich bestimmte Bakterien detektieren lassen. Bakterien sondern einen charakteristischen Molekülmix in ihre Umgebung ab. „Die Molekülzusammensetzung ist dabei so etwas wie ein chemischer Fingerabdruck“, erklärt der Forscher.

Mithilfe der fluoreszierenden Kohlenstoff-Nanoröhren können Moleküle, die für ein bestimmtes Bakterium typisch sind, detektiert werden. „Natürlich gibt es für eine solche Diagnostik auch andere Methoden“, sagt Sebastian Kruß. „Die Auswertung der Daten dauert aber teils Tage, zum Beispiel beim Nachweis einer Blutvergiftung.“ Optische Verfahren sind potenziell viel schneller.

Methode prinzipiell auch für Coronaviren tauglich

Die Kohlenstoffröhren-Sensoren können auch virale Bestandteile aufspüren. Für ein Projekt zur Detektion von Coronaviren hat Sebastian Kruß jüngst Fördermittel der Volkswagen-Stiftung eingeworben.

Zur Person

Sebastian Kruß studierte Chemie und Biophysik in Heidelberg, wo er 2011 im Fachbereich Physikalische Chemie promovierte. Anschließend war er als Postdoc am Massachusetts Institute of Technology tätig. Von Ende 2014 bis zu seinem Wechsel an die RUB war er Forschungsgruppenleiter an der Georg-August-Universität Göttingen. 2017 und 2018 übernahm er zwischenzeitig eine Lehrvertretung für Biophysikalische Chemie an der Technischen Universität Braunschweig. Seit Mitte 2020 ist Kruß zudem Leiter der Gruppe „Biomedical Nanosensors“ am Fraunhofer-Institut für Mikroelektronische Schaltungen und Systeme in Duisburg im Rahmen eines Fraunhofer-Attract-Grants. Diese Position wird er in Nebentätigkeit neben seiner Tätigkeit an der RUB beibehalten.

Sebastian Kruß wurde unter anderem im Heisenberg-Programm der Deutschen Forschungsgemeinschaft (DFG), mit einem Liebig-Stipdendium des Fonds der Chemischen Industrie sowie einem Postdoc-Stipendium der DFG gefördert. 2017 erhielt er den Ewald-Wicke-Preis der Deutschen Bunsen-Gesellschaft, 2016 wurde er mit dem Georg-Manecke-Preis der Gesellschaft Deutscher Chemiker ausgezeichnet. Zu Studienzeiten hatte er bereits Stipendien des Fonds der Chemischen Industrie und der Studienstiftung des deutschen Volkes erhalten.

Veröffentlicht

Freitag
30. Oktober 2020
09:04 Uhr

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