Katholische Theologie Katharina Klöcker sucht Antworten auf ethische Fragen
Dabei fragt sie nach der Relevanz der Theologie für die Gesellschaft und des christlichen Glaubens für unser Handeln.
Seit dem 1. Januar 2021 besetzt Prof. Dr. Katharina Klöcker die Professur für Theologische Ethik an der Katholisch-Theologischen Fakultät der RUB. Ab 2015 hatte sie das Fach bereits als Juniorprofessorin vertreten. In der Forschung beschäftigt sich Katharina Klöcker unter anderem mit Fragen der Bioethik und der Sicherheitsethik.
„Mich interessiert als theologische Ethikerin insbesondere die Frage, wie wir moralisch verantwortbar mit Verwundbarkeit umgehen“, sagt Klöcker. Durch immer bessere Präventions- und Sicherheitsmaßnahmen sollen Verwundbarkeiten beseitigt werden, doch in vielen Fällen gelänge das nicht, so die Theologin weiter. Stattdessen brächen neue Fragen und Probleme auf, wie sich gerade in der Corona-Krise zeige. „Ich glaube, wir müssen uns in vielen Bereichen sehr genau ansehen, welchen Preis wir für die (vermeintliche) Überwindung von Verwundbarkeit zu zahlen bereit sind.“
Medikamentenmissbrauch in der Heimerziehung
Mit den ethischen Implikationen dieser Vulnerabilitätsthematik setzt sich Klöcker in ihrer Forschung in verschiedenen Kontexten auseinander. Dabei standen in den vergangenen Jahren Fragen der Terrorbekämpfung und der Gendiagnostik im Mittelpunkt. Neueren Datums ist ein kürzlich abgeschlossenes Projekt aus der Forschungsethik, in dem sie sich mit dem auch medial stark wahrgenommenen Thema des Medikamentenmissbrauchs in der Heimerziehung der 1950er- und 1960er-Jahre beschäftigt. In einer gemeinsam mit dem Historiker Dr. Uwe Kaminsky verfassten interdisziplinären Studie legt Klöcker zum ersten Mal eine umfassende ethische Analyse zu dieser Thematik vor. Die Frage nach den ethischen Dimensionen von Verwundbarkeit ist ein Thema, mit dem sie sich auch in Zukunft befassen möchte.
Wir denken über die Frage nach, was eine Gesellschaft zusammenhält.
Katharina Klöcker
Darüber hinaus ist Katharina Klöcker seit kurzer Zeit Mitglied einer interdisziplinären Forschungsgruppe an der RUB. „Wir denken über die Frage nach, was eine Gesellschaft zusammenhält. Insbesondere beschäftigen wir uns damit, welche Motive eigentlich Menschen dazu veranlassen, anderen zu helfen. Die Zusammenarbeit mit Kolleginnen und Kollegen aus der Psychologie, Soziologie, der evangelischen Theologie, der Erziehungswissenschaft und der Ökonomie ist für mich in mehrfacher Hinsicht inspirierend, und ich freue mich sehr über die sich hier eröffnenden Perspektiven künftiger Zusammenarbeit auf dem Campus“, sagt die Forscherin, die häufig über den Tellerrand der akademischen Welt hinausblickt. „Was mich als Theologin ziemlich prägt, sind Erfahrungen, die ich in meiner Berufsbiografie außerhalb der Universität sammeln konnte: Ich bin ausgebildete Agenturjournalistin und glaube, dass wir viel Energie investieren sollten, theologische Themen in eine pluralistische Öffentlichkeit zu übersetzen. Die Frage nach der gesellschaftlichen Relevanz von Theologie und wie diese überzeugend zur Sprache gebracht werden kann, treibt mich sehr um.“
Ich vermisse in der gegenwärtigen Krise die Universität als Begegnungsort.
Katharina Klöcker
Gerade in den Zeiten der Pandemie macht sich Katharina Klöcker zudem viele Gedanken um die Lehre. „Ich vermisse in der gegenwärtigen Krise die Universität als Begegnungsort, den Hörsaal und den Seminarraum, in dem ich mit Studierenden zusammenarbeiten und diskutieren kann.“ Sobald der Campus wieder zum Leben erwacht, möchte sie in ihren Veranstaltungen wieder Begegnungen mit unterschiedlichen Gesprächspartnern auch außerhalb der Universität ermöglichen. „Zu Gast waren in den vergangenen Semestern nicht nur andere theologische Ethiker, sondern zum Beispiel auch ein Gefängnisseelsorger und ein Eheberater. Interessant war außerdem der Besuch in einer Reproduktionsklinik“, erinnert sich Klöcker.