Serie Neu ernannt
Marialore Sulpizi ist neu ernannte Professorin für Theoretische Physik elektrifizierter flüssig-fest Grenzflächen. © RUB, Marquard

Physik Marialore Sulpizi erforscht die Grenze zwischen fest und flüssig

Grenzflächen zwischen fester und flüssiger Phase sind für viele industrielle Anwendungen relevant. Die an der RUB neu ernannte Professorin möchte genauer verstehen, was an ihnen passiert.

In vielen technischen Anwendungen spielt die Grenzfläche zwischen einer festen und einer flüssigen Phase eine entscheidende Rolle, zum Beispiel in Geräten für die Energieumwandlung und Biosensoren. Die Struktur, Dynamik und Reaktivität solcher Grenzflächen möchte Prof. Dr. Marialore Sulpizi auf mikroskopischer Ebene verstehen. Sie hat seit 1. März 2022 an der RUB die Professur für Theoretische Physik elektrifizierter flüssig-fest Grenzflächen inne.

„In den vergangenen Jahren hat sich die Aufmerksamkeit von einfacheren ungeladenen Grenzflächen hin zu geladenen Grenzflächen verlagert“, sagt Marialore Sulpizi. Sie möchte etwa die molekulare Struktur des Wassers an solchen geladenen Grenzflächen ergründen. „Das ist eine Voraussetzung, um nicht nur viele natürliche Phänomene verstehen zu können, sondern auch um fortschrittliche Technologien für die Energieumwandlung und -speicherung zu entwickeln.“

Nicht im Gleichgewicht

Bislang wurden Vorgänge an Grenzflächen in der Regel unter Gleichgewichtsbedingungen analysiert: Die molekulare Gleichgewichtsdynamik sorgt für eine konstante Verteilung der Eigenschaften wie Dichte, Temperatur oder Druck, sodass sich das gesamte System einheitlich verhält. Die Abweichung vom Gleichgewichtszustand erfolgt durch eine Abweichung, die von einer äußeren Umgebung ausgeht. Sowohl natürliche Grenzflächen in biologischen oder geophysikalischen Systemen als auch solche in technischen Geräten arbeiten normalerweise aber nicht unter Gleichgewichtsbedingungen. Marialore Sulpizi legt daher einen Schwerpunkt auf Nichtgleichgewichtsprozesse. Mit ihrem Team will sie den Transport, die Trennung und Umwandlung von Ladung und Masse auf der Nanoskala simulieren.

Zur Person

Marialore Sulpizi studierte Physik an der Universität Rom „La Sapienza“. Anschließend promovierte sie an der International School for Advanced Studies in Triest zur Theorie der kondensierten Materie. Es folgten Postdoc-Aufenthalte an der ETH Zürich und an der University of Cambridge, wo sie ihre Erfahrungen in der biophysikalischen und physikalischen Chemie erweiterte. 2010 übernahm sie im Rahmen einer Juniorprofessur die Leitung einer unabhängigen Forschungsgruppe an der Johannes Gutenberg Universität Mainz, wo sie auch als Außerplanmäßige Professorin tätig war. 2022 folgte die gemeinsame Berufung der RUB-Fakultät für Physik und Astronomie und des Exzellenzclusters Ruhr Explores Solvation, kurz RESOLV.

Zielvereinbarung Gleichstellung erreicht

Die Chancengleichheit von Frauen und Männern gehört zu den zentralen strategischen Zielen der RUB. Alle Fakultäten und zentralen Einrichtungen der Universität verpflichten sich dieser Aufgabe mit individuellen Zielvereinbarungen. Die Fakultät für Physik und Astronomie konnte mit der Berufung von Marialore Sulpizi ihr für 2025 festgelegtes Ziel der Steigerung des Frauenanteils bei W2- und W3-Professuren nun bereits frühzeitig erreichen. Auf Bundesebene liegt die Fakultät damit, im Vergleich zu anderen Physik-Fakultäten, über dem Durchschnitt: Wissenschaftlerinnen bekleiden rund 37 Prozent aller besetzten Professuren in der Bochumer Physik.

Veröffentlicht

Mittwoch
09. März 2022
15:18 Uhr

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