Medizin Michael Gotzmann forscht an der Achse Herz-Gehirn
Damit möchte er dazu beitragen, Schlaganfälle zu verhindern.
Jedes Jahr erleiden in Deutschland rund 250.000 Menschen einen Schlaganfall. Bei jedem Dritten ist die Ursache nicht geklärt. „Oft hat man als Arzt die Vermutung, dass die Ursache mit dem Herzen zu tun haben muss“, sagt Prof. Dr. Michael Gotzmann. „Aber es lässt sich häufig nicht sicher nachweisen und daher auch nicht gezielt behandeln.“ In der Folge erleiden viele der betroffenen Patientinnen und Patienten erneut einen Schlaganfall – eine unbefriedigende Situation, die Michael Gotzmann ändern will. Deswegen betreibt er Ursachenforschung. Am 12. Juni 2023 wurde er zum Professor für Rhythmologie ernannt.
„Die Funktionsweise des Herzens ist komplex“, gibt der Experte zu bedenken. Dabei wechselwirken verschiedene Mechanismen, deren Verschränkung im Zentrum seines Interesses steht. Elektrische Signale müssen sich in geordneter Weise über den gesamten Herzmuskel ausbreiten. Anschließend erfolgt daraufhin eine fein abgestimmte mechanische Arbeit des Herzens, die den Blutfluss in Gang hält. Funktioniert das nicht fehlerfrei, kann es im Herzen zu einer Verklumpung von nicht effizient bewegtem Blut kommen. Gelangt diese Verklumpung, auch Blutgerinnsel oder Thrombus genannt, ins Gehirn, entsteht ein Schlaganfall.
Was unterscheidet Schlaganfallpatienten von anderen?
Von einigen Herzerkrankungen weiß man, dass sie das Risiko für einen Schlaganfall erhöhen, zum Beispiel vom sogenannten Vorhofflimmern. „Es muss aber noch weitere Veränderungen am Herzen geben, die das Schlaganfallrisiko steigern“, so Michael Gotzmann. „Nur hat man sie noch nicht vollständig verstanden.“ Dieser Herausforderung nimmt er sich in seiner Forschung an. Mittels elektrophysiologischer Untersuchungen, Echokardiografie und laborchemischen Analysen versucht er mit seinem Team herauszufinden, was die Unterschiede zwischen Patienten ausmacht, die einen Schlaganfall erleiden, und denen, die das nicht tun. „Wir wollen Möglichkeiten finden, die Risikopatienten zu identifizieren, um sie dann zielgerichtet behandeln zu können“, sagt er.
Die Behandlungsoptionen umfassen unter anderem Medikamente, die die Blutgerinnung hemmen, aber auch operative Eingriffe, die mechanisch wirken. „Ein Ort, an dem im Herzen häufig Blutgerinnsel entstehen, ist das linke Vorhofohr“, erklärt er. „Wenn wir es mechanisch verschließen, sinkt das Risiko, dass sich dort ein Blutpfropfen bildet.“
An seinem Arbeitsgebiet schätzt er besonders die Kombination aus großem Fachwissen und manueller Tätigkeit, die zum Beispiel in der interventionellen Behandlung und im operativen Einsetzen von Herzschrittmachern besteht.
„Befriedigend ist außerdem zu sehen, wenn schwer erkrankte Patienten mit einem Herzinfarkt notfallmäßig eingeliefert werden und die Klinik nach einer erfolgreichen Behandlung in einem guten Zustand verlassen können“, schildert er. „Es ist schön, akut erkrankten Menschen substanziell helfen zu können.“