Serie Neu ernannt
Sören Urbansky hat seit September 2023 die Professur für Osteuropäische Geschichte an der Ruhr-Universität inne. © RUB, Marquard

Geschichte Sören Urbansky möchte den Blick auf Osteuropa erweitern

Den Historiker interessieren auch die außereuropäischen Perspektiven, vor allem das russische Verhältnis zu China.

Prof. Dr. Sören Urbansky hat seit September 2023 die Professur für Osteuropäische Geschichte an der Ruhr-Universität inne. Er war zuvor Leiter des Pacific Office des Deutschen Historischen Instituts Washington an der University of California in Berkeley und bringt nicht zuletzt deshalb auch außereuropäische Perspektiven in seine Forschung und Lehre ein.

Zur Person

Sören Urbansky studierte Geschichte, Kulturwissenschaften sowie Russisch und Chinesisch an der Europa-Universität Viadrina in Frankfurt/Oder. Während des Studiums absolvierte er Auslandsaufenthalte an der Tsinghua Universität Peking, der University of California in Berkeley, der Heilongjiang Universität Harbin und der Kasaner Staatlichen Universität. 2014 wurde er an der Universität Konstanz im Fach Geschichte mit „summa cum laude“ promoviert.

Anschließend arbeitete Urbansky als Akademischer Rat auf Zeit am Lehrstuhl für Russland-Asien-Studien an Ludwig-Maximilians-Universität München. Von Oktober 2016 bis Dezember 2017 war er Postdoctoral Fellow des DAAD am Department of Social Anthropology der University of Cambridge. 2018 wurde er Research Fellow in globaler und transnationaler Geschichte am Deutschen Historischen Institut Washington. Seit 2021 leitete er dessen Pazifikbüro an der University of California, Berkeley.

„Russlands Angriffskrieg gegen die Ukraine hat erneut die Relevanz der historischen Osteuropaforschung für Gegenwartsfragen offenbart“, erklärt Urbansky. Daraus erwachsen verschiedene Herausforderungen. Insbesondere gelt es, so der Historiker, die lange dominante russlandzentrierte Perspektive in der deutschen Osteuropaforschung kritisch zu beleuchten und ihr eine stärkere Betrachtung von den (post-)imperialen Rändern entgegenzustellen. Urbansky möchte sich diesen Aufgaben aus zwei Perspektiven nähern.

Zum einen sollen die Beziehungen des Russischen Imperiums und der Sowjetunion zu den Nachbarstaaten im Asien-Pazifikraum als eigenständiges Themenfeld in der deutschen Osteuropaforschung stärker als bisher verankert werden – nicht zuletzt durch eine Kooperation mit der Bochumer Fakultät für Ostasienwissenschaften. „Mit diesem geographischen Zuschnitt greift meine Professur ein dringliches Innovationsbedürfnis des Fachs auf, indem sie die Geschichte Osteuropas um außereuropäische Perspektiven erweitert – auch was die Quellen und wissenschaftlichen Netzwerke betrifft“, sagt Sören Urbansky.

Die Ruhr-Universität ist der ideale Standort, um die historische Osteuropaforschung um die hier skizzierten Perspektiven zu erweitern.


Sören Urbansky

Zweitens soll die Geschichte der Peripherien Osteuropas und der dort lebenden nichtrussischen Völker stärker berücksichtigt werden. Als Forum für den Austausch über bislang wenig erforschte Verflechtungsgeschichten zwischen den Randgebieten des Zarenreichs und der Sowjetunion (Pazifik, Zentralasien, Ostmitteleuropa) kann die Bochumer Geschichtswissenschaft einen nachhaltigen Beitrag zur derzeit lebhaft geführten Fachdebatte über die Dekolonisierung der Geschichte Ostereuropas leisten.

„Mit ihrer stark institutionalisierten philologisch-kulturwissenschaftlichen Osteuropa- wie Ostasienkompetenz ist die Ruhr-Universität der ideale Standort, um die historische Osteuropaforschung um die hier skizzierten Perspektiven zu erweitern“, fasst Urbansky zusammen. Aufgrund der zunehmenden Annäherung von China und Russland kommt seiner Forschung eine wichtige Funktion bei der historischen Einordnung dieser Entwicklungen und beim Transfer von Forschungsergebnissen in die Öffentlichkeit zu.

Solch ein Zugang betritt in mehrfacher Hinsicht historiographisches Neuland.


Sören Urbansky

Die russisch-chinesischen Beziehungen, vom siebzehnten Jahrhundert bis in die Gegenwart, hat Sören Urbansky bereits in seiner 2014 verteidigten Dissertation „Beyond the Steppe Frontier. A History of the Sino-Russian Border“, erschienen 2020 bei Princeton University Press, beleuchtet. In einem aktuellen Forschungsprojekt befasst er sich mit der Geschichte anti-chinesischer Ressentiments im späten Zarenreich und der frühen Sowjetunion – lokal bezogen auf die Pazifikstadt Wladiwostok. „Solch ein Zugang betritt in mehrfacher Hinsicht historiographisches Neuland: Denn pogromartige Übergriffe auf Chinesen im späten Zarenreich und ihre vollständige Deportation unter Stalin machen diese Gemeinschaft im sowjetrussischen Fernen Osten zu einem Sonderfall innerhalb der weltweit verstreuten Diaspora der Überseechinesen und innerhalb der Geschichte nationaler Minderheiten in der Sowjetunion“, beschreibt der Wissenschaftler.

Veröffentlicht

Dienstag
10. Oktober 2023
09:19 Uhr

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