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Melanie Kranz will die Evolution der Landschaften verstehen
Die Oberfläche der Erde verändert ständig ihr Gesicht: langfristig durch tektonische Prozesse, aber auch mitunter schnell durch starken Niederschlag, eine Überschwemmung oder einen Erdrutsch. Landschaften sind somit das Ergebnis vieler verschiedener, miteinander in Verbindung stehender Prozesse. Sie zu verstehen ist das Ziel von Prof. Dr. Melanie Kranz, seit 1. September 2024 Inhaberin des Lehrstuhls Geomorphologie und Georisiken an der Fakultät für Geowissenschaften der Ruhr-Universität Bochum.
Wann haben sich Sandkörner in einem Flussbett abgelagert?
„Mein Hauptinteresse gilt den vergangenen rund 2,6 Millionen Jahren“, sagt sie, „einer Zeit, die von extremen Klimaschwankungen geprägt war.“ Warm- und Kaltzeiten haben das Relief der Erde gestaltet, und die Forscherin will wissen, welche Prozesse die Erdoberfläche geprägt haben. Unser Verständnis von Umweltveränderungen und ihrer Hauptfaktoren hängt in hohem Maße von einer robusten Chronologie ab. Deshalb liegt ein Forschungsschwerpunkt der AG auf geo- und thermochronologischen Methoden – der Elektronenspinresonanz (ESR)- und Lumineszenz-Datierungstechniken. „Damit können wir zum einen Sedimente datieren, also zum Beispiel herausfinden, wann sich Sandkörner in einem Flussbett abgelagert haben oder wann und wie schnell bestimmte Gesteine in Bergregionen abgekühlt sind. Daraus lassen sich dann Informationen über die Abtragungsrate von ehemaligen Gesteinsschichten gewinnen“, erklärt sie. Auf diese Weise lässt sich die Evolution einer Landschaft wie eines Flusslaufs oder eines Gebirges nachvollziehen und die damit zusammenhängenden Transport- und Erosionsprozesse besser verstehen. Der Geochronologie möchte sie in Bochum großen Wert in Forschung und Lehre geben.
„Wenn wir diese Prozesse durch Untersuchungen der Vergangenheit verstehen, können wir auch gegenwärtige Landschaftsentwicklungen besser vorhersagen“, sagt Melanie Kranz mit Blick auf die Veränderungen, die der Klimawandel mit sich bringt. Die Erderwärmung führt beispielsweise zum Abtauen von Gletschern und lässt Permafrostböden auftauen. Zusammen mit verstärkten Niederschlägen kann das unter anderem Erdrutsche auslösen, die eine Bedrohung für Gesellschaften sind. Solche Gefahren lassen sich besser abschätzen, wenn man die zugrundeliegenden Prozesse durchschaut.
Ihre Entscheidung für die Ruhr-Universität Bochum fiel unter anderem deswegen, weil im Institut und in der Fakultät so interdisziplinär zusammengearbeitet wird. „Oberflächenformen der Erde entwickeln sich über unterschiedliche Zeitskalen und aufgrund von diversen Prozessen. So gibt es interessante Überschneidungen mit anderen Disziplinen wie beispielsweise der Klimatologie, Bodenkunde oder Geophysik. Ich kann sowohl in der Geologie als auch in der Geografie gut kollaborieren“, freut sie sich.
- 2007 bis 2011 B.Sc. Geografie an der Universität zu Köln
- 2011 bis 2013 M.Sc. Quartärforschung und Geoarchäologie an der Universität zu Köln
- 2014 bis 2017 Promotion Physische Geografie an der Universität zu Köln
- 2016 Forschungsaufenthalt am Centro National de Investigación sobre la Evolución humana (CENIEH), Spanien
- 2016 Forschungsaufenthalt an The University of Adelaide, Australien
- 2017 bis 2020 Postdoktorandin an der Universität zu Köln
- 2020 bis 2024 Postdoktorandin an der Université de Lausanne, Schweiz
20. September 2024
11.26 Uhr