Forscher warnen Wachsende Hurrikan-Gefahr an Nordostküste der USA
New York und andere Großstädte sollten sich besser auf die Folgen heftiger Wirbelstürme vorbereiten, empfehlen Forscher. Auch auf die Karibik könnte noch einiges zukommen.
Die bevölkerungsreiche Nordostküste der USA wird in Zukunft wohl immer häufiger von zunehmend stärkeren Hurrikanen heimgesucht werden – eine Folge der Industrialisierung. So lautet das Fazit einer Studie, die Wissenschaftler der Durham University in Großbritannien leiteten und an der RUB-Forscher Dr. Sebastian Breitenbach beteiligt war. Großstädte wie New York sollten auf mögliche Folgen besser vorbereitet sein, empfehlen die Wissenschaftler.
Seit einigen Jahrhunderten wandert die Hurrikan-Sturmbahn allmählich in nördliche Richtung, aus der westlichen Karibik in den Nordosten Nordamerikas. Das berichten die Forscher in der Fachzeitschrift „Scientific Reports“. Sie rekonstruierten die Niederschlagsmenge, die Hurrikane in der westlichen Karibik in den vergangenen 450 Jahren mit sich brachten, und dokumentierten, wie diese im Lauf der Zeit variierte. Die Daten verglichen sie mit denen von anderen Standorten, wie Bermuda und Florida.
Industrialisierung als Ursache
Hurrikan-Bahnen verändern sich seit Jahrhunderten durch natürliche Temperaturschwankungen. Allerdings trifft ein auffälliger Rückgang der Zahl von Hurrikanen in der westlichen Karibik mit dem Höhepunkt der Industrialisierung im späten 19. Jahrhundert zusammen. Die Ergebnisse der neuen Studie weisen darauf hin, dass die von Menschen verursachten Emissionen seit dem späten 19. Jahrhundert die Hauptursache dafür sind, dass sich die Hurrikan-Bahnen verschieben.
Falls sich der Ausstoß von CO2 und Aerosol in der Industrie wie prognostiziert entwickelt, ist es wahrscheinlich, dass sich Hurrikane immer weiter nach Nordosten verlagern. Diese Verschiebung bedeute zudem nicht zwangsläufig, dass die Gefahr von tropischen Wirbelstürmen in der Karibik sinke.
Die steigenden Temperaturen der Meeresoberfläche könnten die Bildung von Wirbelstürmen in der westlichen Karibik begünstigen. So vermuten die Autoren der Studie, dass die Aktivität tropischer Wirbelstürme in der gesamten westlichen Karibik im 21. Jahrhundert konstant bleiben wird. Die hohen Meerestemperaturen liefern allerdings zusätzliche Energie, die extremere Wirbelstürme speisen könnten.
Die Arbeit mit so unterschiedlichen Forschern macht enorm viel Spaß.
Sebastian Breitenbach
Sebastian Breitenbach vom RUB-Lehrstuhl für Sediment- und Isotopengeologie ist seit fast zehn Jahren an Klimastudien im zentralamerikanischen Belize beteiligt. Er arbeitet in einem großen interdisziplinären Team. „Anders ist es nicht möglich, die komplexen Zusammenhänge zu lösen“, sagt er. „Die Arbeit mit so unterschiedlichen Forschern – Klimaforschern, Modellierern, Archäologen, Ethnologen und Geochemikern – macht enorm viel Spaß.“
Einerseits sei es hochspannend, den Einfluss des Klimas auf den Menschen zu entschlüsseln. Andererseits werde der Einfluss des Menschen auf das Klima zunehmend sichtbar. „Unsere Forschung liefert grundlegende Erkenntnisse, die die Relevanz dieser Interaktion zwischen Mensch und Natur aufzeigen“, so Breitenbach. Noch vor vier bis sechs Jahren sei es nicht möglich gewesen, mit so hoher raumzeitlicher Auflösung wie heute die Zugbahnen vergangener Hurrikane zu bestimmen.