Medizinstudierende probieren ein Gerät aus, das per E-Mail Daten zum Herzschlag des Patienten an den behandelnden Arzt schicken kann.
© RUB, Marquard

Medizin Herzschlag per E-Mail

Studierende lernen Techniken der Telemedizin kennen.

Bei Veronika Strotbaum piept es. Und das im wörtlichen Sinne. Sie steht mitten in einem Besprechungsraum im Technologiezentrum Ruhr, dem Gebäude neben MA. Auf sie gerichtet sind die gespannten Gesichter von Medizinstudierenden unterschiedlicher Semester. Zusammen mit ihrem Seminarleiter Dr. Felix Hoffmann sind sie hier, um zu erfahren, wie der Arztberuf der Zukunft aussehen könnte. Veronika Strotbaum führt es live vor. Sie arbeitet für ein Unternehmen, das sich auf Telemedizin konzentriert.

Um den Hals trägt sie ein mobiles EKG-Gerät, das ihren Herzschlag misst. Jeder Pulsschlag ein Pieps. Nach etwa einer Minute ertönt eine Melodie und die Messung ist abgeschlossen.

Aus der Ferne können Ärzte ihre Patienten begleiten.


Veronika Strotbaum

„Per E-Mail sendet das Gerät nun die Patientendaten an die zuvor registrierte Arztpraxis“. Strotbaum zeigt auf die Leinwand hinter ihr. Das E-Mail-Programm ihres Laptops ist zu sehen. Die neueste E-Mail enthält ein PDF mit den gerade aufgenommenen EKG-Daten. „Aus der Ferne können Ärzte so ihre Patienten zum Beispiel während der Rehabilitation nach einem Herzinfarkt begleiten“, sagt Strotbaum.

Studentin Johanna Heinrich ist skeptisch. Sie selbst hat noch keine Erfahrungen mit den unterschiedlichen telemedizinischen Möglichkeiten gemacht. „Mir würde in jedem Fall die körperliche Untersuchung fehlen. Die kann die Telemedizin einfach nicht ersetzen“, sagt sie.

Digitale Konferenzen könnten im Berufsalltag helfen, sich das Wissen bestimmter Fachärzte einzuholen.


Johanna Heinrich

Verschiedene Apps und Programme sind in Deutschland bereits in der Testphase. Der Arztbesuch wird dabei zum Beispiel mit Geräten wie dem mobilen EKG oder auch Online-Sprechstunden ersetzt oder ergänzt. Außerdem gibt es Möglichkeiten, dass sich Ärztinnen und Ärzte kurzfristig in virtuellen Konferenzen untereinander zum Krankheitsbild austauschen können.

„Um sich mit Kollegen zu vernetzen, kann ich mir diese Programme sehr gut vorstellen. Digitale Konferenzen könnten im Berufsalltag helfen, sich das Wissen bestimmter Fachärzte einzuholen“, sagt Johanna Heinrich.

Es ist ihr erster Termin im Wahlpflicht „Digitalisierung im Gesundheitswesen“. Im Wintersemester 2018/2019 bietet Dr. Felix Hoffmann insgesamt fünf Wahlveranstaltungen für Medizinstudierende an. Von Bioprinting über Start-ups in der Gesundheitsbranche bis hin zur Digitalisierungsstrategie des Landes NRW ermöglicht er es den Teilnehmerinnen und Teilnehmern, sich bei Experten vor Ort das Wissen über neueste technische und strukturelle Entwicklungen einzuholen.

Die Technik kann genutzt werden, um Arzt und Patient zusammenbringen.


Dr. Felix Hoffmann

„Die Herausforderung für die Zukunft wird darin bestehen, nicht nur eine gute medizinische Leistung zu erbringen, sondern in der immer komplexer werdenden Welt Arzt und Patient zum richtigen Zeitpunkt am richtigen Ort zusammenzubringen und dabei die jeweils notwendige Technik bewusst einzusetzen“, sagt der Mediziner, der als Oberarzt in der Notfallmedizin in Mülheim arbeitet und bis Juni 2018 im Universitätsklinikum Bergmannsheil tätig war *. In seinem Modul macht er Studierende mit den bereits vorhandenen technischen Entwicklungen schon vor dem Berufseinstieg vertraut.

*In der ursprünglichen Version des Textes stand, dass Felix Hoffmann im Universitätsklinikum Bergmannsheil für Digitalisierungskonzepte zuständig ist. Inzwischen hat er seinen Arbeitsplatz gewechselt und arbeitet in Mülheim. Die Information wurde am 10. Januar 2019 von der Redaktion korrigiert.

Veröffentlicht

Mittwoch
09. Januar 2019
08:58 Uhr

Von

Katharina Gregor

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