Im Gebäude GB sind die prämierten Bilder eines Fotowettbewerbs zu sehen.
Das Seminar für Slavistik / Lotman-Institut für russische Kultur der Ruhr-Universität hat im Sommersemester 2023 den Fotowettbewerb „Ost-Pott“ veranstaltet. Am 28. Juni fand die Preisverleihung statt. Seit dem 11. Juli und mindestens bis Oktober 2023 sind die prämierten Fotos im Gebäude GB zu sehen, in den Schaukästen auf Ebene 02.
„Das Begrüßungsposter für ukrainische Geflüchtete, der russische Supermarkt oder der polnische Name auf dem Klingelschild – wo wir auch hinsehen, begegnen uns im Alltag Spuren aus dem östlichen Europa. Oft bemerken wir sie gar nicht“. Mit diesen Worten startete die Ausschreibung des Fotowettbewerbs. Es folgte der Aufruf, an diesem Wettbewerb teilzunehmen und mithilfe von Fotos diese Spuren in NRW sichtbar zu machen. Explizit aufgerufen waren Studierende sowie Oberstufenschülerinnen und -schüler aus NRW. Eine Jury aus Slavistik-Lehrenden wertete die Einsendungen aus und verlieh schließlich die Geld- und Sachpreise.
Preisträgerinnen und Preisträger
Platz 1: Matthew Heaney, „Mirage“. „Am ‚Platz von Wieliczka‘ (benannt nach der Partnerstadt in der Nähe von Krakau) in der Fußgängerzone Bergkamens bleibt die Existenz eines russischen Tanzlokals und Restaurants lediglich eine ‚Mirage‘; das Lokal im Erdgeschoss eines Plattenbaus ist längst geschlossen“, erläutert Matthew Heaney.
Platz 2: Maria Zeldin, „Bank Robotnikow e.G.m.b.H.“ „Fast täglich laufe ich an diesem Haus vorbei, einem sehr schönen Altbau, der mir direkt auffiel. Graffiti zieren seine Wände. Kaum noch zu erkennen, auch eine Inschrift. ‚BANK‘ – das liest sich noch gut, die anderen Zeilen sind jedoch so verblasst, dass man sie kaum erahnen kann. ‚BANK Robotnikow e.G.m.b.H‘ steht hier, seit mehr als hundert Jahren. Um 1900 war hier das Zentrum der Ruhrpolen, die nach Deutschland kamen, um im Bergbau zu arbeiten. ‚Klein Warschau‘, so nannte man damals den heutigen Kortländer Kiez, eine beliebte Wohngegend in der Bochumer Innenstadt. Seit ich hier wohne, habe ich das Gebäude in verschiedenen Anstrichen gesehen. Vor kurzem wurde ein Café eröffnet. Doch diese Buchstaben, mittlerweile so verblasst wie die Erinnerung an dieses Stück Stadtgeschichte, sind immer noch dort, seit mehr als hundert Jahren“, sagt Maria Zeldin, die ihr Bild Ende April 2023 an der Straße Am Kortländer in Bochum aufgenommen hat.
Platz 3: Ellen Fast, „Russkaja devica“ (russisches Mädchen). „Dieses Bild ist im Herbst 2021 entstanden. Auf diesem Foto erkennt man ein Mädchen mit einem Kopftuch, welches nachdenklich in den Wald schaut. Ich verbinde dieses Bild mit dem inneren slavischen Ort, den jede slavische Person mit sich trägt. Die slavische Kultur ist nicht nur durch Orte erkennbar, sondern auch durch den individuellen Bezug zu ihm (man kann ihn fühlen). Hiermit möchte ich zeigen, dass ein slavischer Ort im Ruhrpott ebenfalls eine Person darstellen kann. Außerdem symbolisiert das Bild auch die Stärke des slavischen Daseins, da die Person im Foto und ich selbst aus einem deutsch-russischen Haushalt kommen und beide Kulturen unsere Heimat sind. Außerdem finde ich es sehr wichtig, dass man zu sich und seiner Kultur stehen sollte, und dieses Bild stellt das meiner Meinung nach gut dar“, beschreibt Ellen Fast.
Sonderpreis der Jury: Xenia Ulyakin, „Morze“ (Das Meer). „Das Foto habe ich in Bochum gemacht: Sicht auf das Colosseum von der Jacob-Mayer-Straße aus“, erklärt Xenia Ulyakin.
Preis der Fachschaft: Michelle Bialek, „Babuschkas Kitchen“ und „Polo Smak“. „Die heiligen drei P des polnischen Supermarktes direkt am Dortmunder Hauptbahnhof: Prince Polo, Prasa.de, Pralinki. Was will man mehr?“, schreibt Michelle Bialek über ihre Fotoreihe „Polo Smak“ – und über die Reihe „Babuschkas Kitchen“ sagt sie: „Der Osten im Westen und das direkt um die Ecke. Babuschkas Kitchen ist hierbei nur eins von vielen Beispielen für osteuropäische Küche mitten im Ruhrgebiet. Doch wer traditionelle ukrainische Küche gewohnt ist, wird sich in dem kleinen Restaurant mitten im Dortmunder Kreuzviertel wundern, wenn er auf die Speisekarte schaut und die ausgefallenen Variationen seiner Lieblingsgerichte entdeckt. Mein absoluter Favorit: Varenki mit Parmesansoße, Rucola und Pinienkernen.“
Parallel entstand die Idee der Ausstellung. Genau wie am Wettbewerb war hier Prof. Dr. Yvonne Pörzgen vom Seminar für Slavistik / Lotman-Institut für russische Kultur maßgeblich beteiligt. Sie setzt sich nun dafür ein, dass die Ausstellung im GB auch im Wintersemester 2023/24 zu sehen sein wird.