Nachhaltigkeit Wie kommt Nachhaltigkeit in die Lehre?
Ein Projekt kümmert sich um diese Frage. Anna-Katharina Hans erläutert, wer und was genau dahintersteckt.
Es braucht mehr Nachhaltigkeit in der Bildung. An der Ruhr-Universität gibt es dazu schon viele Anstrengungen. Anna-Katharina Hans ist im neuen Projekt Bildung für nachhaltig Entwicklung in Studium und Lehre (BNE@RUB) dafür zuständig, die Nachhaltigkeitsziele der Vereinten Nationen auch in reguläre Lehrveranstaltungen zu transportieren.
Frau Hans, wofür steht Bildung für nachhaltige Entwicklung, BNE, eigentlich?
Bei BNE geht es um ein Bildungskonzept, das durch die 17 Nachhaltigkeitsziele der Vereinten Nationen geprägt ist. Es verbindet eine Idee der globalen Entwicklung, die allen Menschen ein würdiges und selbstbestimmtes Leben erlaubt, mit einer Idee von Nachhaltigkeit, die erreicht ist, wenn dieses Leben nicht nur heute, sondern auch für zukünftige Generationen möglich ist. Dabei geht es um einen breiten Nachhaltigkeitsbegriff, der Wirtschaft, Umwelt aber auch Soziales betrifft und dadurch stark interdisziplinär ist. In der Lehre geht es darum, möglichst partizipativ und handlungsorientiert zu arbeiten.
Das BNE-Projekt an der Ruhr-Universität wird gemeinsam vom Optionalbereich, der Professional School of Education und dem Zentrum für Wissenschaftsdidaktik umgesetzt. Finanziert wird es durch Qualitätsverbesserungsmittel der Ruhr-Universität. Ich bin im Projekt wissenschaftliche Mitarbeiterin und für seine Umsetzung verantwortlich.
Wie sind Sie zum Thema BNE gekommen?
Das Thema Nachhaltigkeit begleitet mich schon lange, da ich im Rahmen der Jugendarbeit durch Bildungsveranstaltungen sowie die Partnerschaft mit Hilfsprojekten in vielfältiger Weise mit Themen wie Bildungsgerechtigkeit, fairem Handel und Umweltschutz in Kontakt kam. Die letzten Jahre war ich zudem an der TU Dortmund in der katholischen Theologie als Nachhaltigkeitsbeauftragte tätig und habe unter anderem eine Ringvorlesung dazu betreut.
Was sind Ihre Aufgaben aktuell in Bochum?
Ziel des Projektes ist es, dass Nachhaltigkeit stärker in Studium und Lehre verankert wird. Studierenden also die Möglichkeit zu geben, sich mehr damit zu beschäftigen, und Lehrende zu unterstützen. Ein weiterer Punkt ist die Vernetzung. Ich arbeite zum Beispiel mit dem Nachhaltigkeitsbüro und der Denkfabrik Nachhaltigkeit zusammen. Die Ruhr-Universität ist als eine von 20 deutschen Hochschulen auch Teil der Community of Practice für Transformative Skills für Nachhaltigkeit des Stifterverbands, wo ich sie vertrete.
Also können Lehrende an Sie mit Fragen herantreten, wenn sie mehr Nachhaltigkeit in die Lehre bringen möchten?
Ja. Es entstehen aktuell Workshop- und Beratungsangebote. Lehrende können sich aber auf jeden Fall melden, wenn Interesse besteht oder Fragen da sind.
Für Studierende soll ein Lernportal entstehen, das auf Moodle basiert. Darin sollen sich Studierende über die UN-Nachhaltigkeitsziele informieren können. Das Ganze soll als Kurs konzipiert und perspektivisch an viele Lehrveranstaltungen anschließbar sein. Lehrende können darauf zugreifen und auf dieser Basis die eigene Lehre entwickeln. Damit dient das Angebot ganz unterschiedlichen Curricula.
Was ist das Wichtigste, um BNE zu etablieren?
Es braucht Menschen, die es ausprobieren wollen. Lehrende, die etwas Neues machen wollen und ihre Themen auf Nachhaltigkeit hin ergänzen oder die Vorlesungen anders aufbauen. Und es braucht Studierende, die sich dafür interessieren.
Das ganze Projekt ist möglichst nachhaltig angelegt. Es soll einen ersten Anstoß geben, um das Studium zu entwickeln und langfristig Gesellschaft zu verändern. BNE geht davon, dass ganze Institutionen nachhaltig werden sollen. Und da gibt es ja schon viele Ansätze in Bochum.
Welche Vision genau wird denn da verfolgt?
Das Beste wäre, wenn die UN-Nachhaltigkeitsziele alle erreicht werden. Das wird nicht so schnell passieren. Dennoch sollten die Ziele und Unterziele der UN ehrgeizig verfolgt werden: keine Armut, keine Ausbeutung von Umwelt und Mensch.
Jeder Schritt zählt. Auch sich erst mal zu informieren und zu schauen, welche kleinen Schritte helfen können, die Gesellschaft zu verändern.