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Raus aus der Uni
Im Interview verrät Ulrike Beißert aus der Abteilung „Transfer und Entrepreneurship“ des Dezernats 1, wie es gelingen kann.
Frau Beißert, warum ist es wichtig, dass Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler ihre Forschungsergebnisse auch für die breite Öffentlichkeit zugänglich machen?
Für viele Personen und Einrichtungen außerhalb der Wissenschaft sind die Ergebnisse hoch interessant: Die organisierte Zivilgesellschaft nutzt das Wissen, um einen Diskurs zu gesellschaftlichen Herausforderungen anzustoßen. Politiker verwenden die aktuellen Erkenntnisse als Grundlage für Veränderungen und neue Förderprogramme. Wirtschaftsunternehmen entwickeln mithilfe dieses Wissens neue Produkte und Dienstleistungen.
Aber auch für die Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler ist dieser Austausch mit Experten außerhalb der Wissenschaft gewinnbringend. Sie erhalten Einblicke in Fragestellungen der Praxis, beziehungsweise gesellschaftliche Problemlagen, die es ihnen ermöglichen, ihre Forschungsfragen um den konkreten Bedarf der Gesellschaft zu erweitern. In allen Bereichen sind aktuelle Forschungsergebnisse der Ausgangspunkt für Innovationen und neue Projekte oder geben den Anstoß für Debatten und Veränderungen. Würden Forschende ihr Wissen nicht teilen, käme dieser Prozess ins Stocken.
Welche Möglichkeiten haben Forschende an der RUB, um ihre Erkenntnisse nach außen zu tragen?
Die Möglichkeiten reichen von Publikationen, Vorträgen und Ausstellungen über Schülerlabore und Weiterbildungsangebote bis zu Ausgründungen, Verbundforschung und Auftragsforschung. Citizen Science gewinnt zunehmend an Bedeutung, um interessierte Bürger in den Forschungsprozess einzubinden und sich mit ihnen auszutauschen.
Welche Transferaktivität sich eignet, ist fach- und projektspezifisch zu bestimmen. Dabei kann die Transferabteilung unterstützen und gemeinsam mit den Forschenden ein passendes Konzept erarbeiten. Darüber hinaus gibt es viele weitere Akteure am Campus, an die wir gerne weitervermitteln: Das Worldfactory Start-up-Center (WSC) hilft bei Gründungen, die Hochschulkommunikation im Bereich der Presse- und Öffentlichkeitsarbeit, die Akademie der RUB im Kontext Weiterbildungen und das Centrum für Religionswissenschaftliche Studien (CERES) unterstützt bei Ausstellungen.
Welche Hürden halten Wissenschaftler und Wissenschaftlerinnen davon ab, ihre Studienergebnisse auch außerhalb der Uni zu kommunizieren?
Forschende tun hier bereits viel und berichten meiner Erfahrung nach auch sehr gerne über ihre Erkenntnisse. Wissenschaftskommunikation und Wissenstransfer werden jedoch zumeist als zusätzliche Aufgabe angesehen und der Aufwand hierfür erfolgt on-top der Arbeiten in Forschung und Lehre. Daher sind es primär zeitliche Kapazitäten, die Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler von Transferaktivitäten abhalten. Hier rate ich dazu, die Maßnahmen stärker mit Blick auf den Nutzen für die eigene Forschung beziehungsweise die Wirkung in Wirtschaft und Gesellschaft zu planen. So werden die Transferaktivitäten zu einem nicht nur notwendigen Bestandteil der Projekte, sondern auch zu einem gewinnbringenden. Die Transferabteilung unterstützt Forschende gerne bei der Planung.
Wovon hängt es ab, ob Forschungsresultate ihren Weg aus der Uni herausfinden?
Von sehr vielen Faktoren, die sich nur schwer durch die Wissenschaft beeinflussen lassen: unter anderem davon, wie sich die Marktnachfrage nach einer bestimmten Technologie entwickelt und welchen Herausforderungen die Gesellschaft gegenübersteht. Meiner Erfahrung nach ist es wichtig, bei allen Projekten frühzeitig den Transfer – also die Verwertung, beziehungsweise Verbreitung der Forschungsergebnisse im Anschluss an das Projekt – mitzudenken. Das beginnt bei der Antragsstellung und der Wahl geeigneter Partner. Darauf folgen zielgruppenspezifische Transfermaßnahmen und die explizite Darstellung des Nutzens der neuen Erkenntnisse.
In einigen Projekten finden die Ergebnisse auch über eine Ausgründung ihren Weg aus der Uni heraus. Hier lohnt es sich für gründungsinteressierte Forschende, frühzeitig mit dem zentralen WSC-Team oder den Start-up Coaches der Inkubatoren in Kontakt zu treten. Mit ihnen können sie besprechen, was nötig ist, um mit der Idee erfolgreich an den Markt gehen zu können.
Was gefällt Ihnen an Ihrer Arbeit am besten?
Die Vielfalt. Ich komme mit Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftlern aus allen Fachbereichen in Kontakt.
Was haben Sie bei der Arbeit gelernt?
Dass Geisteswissenschaftler und Ingenieure viel voneinander lernen können. Ich stoße in meiner täglichen Arbeit auf Formate und Konzepte, die in den Geisteswissenschaften schon intensiv genutzt werden und hohes Potenzial auch bei den Ingenieuren haben. Anders herum lohnt sich auch ein Blick in die Ingenieurwelt, um neue Anregungen für den Transfer zu gewinnen.
Ulrike Beißert und ihr Team „Wissens- und Technologietransfer“ baut Strukturen und Angebote auf, um Forschende und Lehrende der RUB beim Transfer ihrer wissenschaftlichen Erkenntnisse in die Gesellschaft zu unterstützen. Dabei berät ihre Arbeitsgruppe, die zur Abteilung „Transfer und Entrepreneurschip“ gehört, auch zum Thema Schutz von geistigem Eigentum.
Im Rahmen des WSC baut Ulrike Beißert ein Transfer-Scouting-Netzwerk auf, um Forschungsprojekte mit hohem Transferpotenzial frühzeitig zu identifizieren und proaktiv zu unterstützen. Sie berät Forschende bei der Beantragung anwendungsorientierter Projekte und organisiert Seminare zum Aufbau von Transferkompetenzen für Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler. Ein aktueller Schwerpunkt ihrer Arbeit liegt im Aufbau neuer Angebote für den Wissenstransfer aus den Geistes- und Gesellschaftswissenschaften.
29. Juni 2021
09.05 Uhr