Serie Nachhaltig gründen
Jonathan Heil hat während seines Physik-Studiums gemeinsam mit Jelko Seiboth und Marcel Schroller sein Impact-Start-up DrinkSea gegründet. © Michael Schwettmann

Nachhaltigkeit Trinkwasser aus dem Meer

Das Start-up DrinkSea will Menschen auf der ganzen Welt den Zugang zu sauberem Trinkwasser ermöglichen.

Der Klimawandel führt weltweit zu mehr Trockenzeiten, Süßwasservorräte werden knapp und Umweltkatastrophen erschweren den Zugang zu sauberen Quellen. Vor allem in den Tropen und Subtropen sind Menschen von Trinkwasserknappheit betroffen. Das Start-up DrinkSea des Worldfactory Start-up Centers (WSC) der Ruhr-Universität Bochum entwickelt ein Verfahren, mit dem sich Trinkwasser aus dem Meer gewinnen lässt.

Im Interview spricht Co-Gründer Jonathan Heil darüber, wie Start-ups selbst nachhaltig arbeiten, über den Low-Tech-Anspruch von DrinkSea und Upcycling während des Schaffensprozesses.

Warum ist Nachhaltigkeit für euch als junges Start-up wichtig?
Als Gründer ist man bemüht, Ideen aus dem Heute erfolgreich in ein Morgen zu überführen. Dadurch hat man ein großes Interesse daran, dieses Morgen aktiv mitzugestalten und ihm eine Richtung zu geben. Ein Handeln, das nicht nachhaltig ist, verstärkt Ungerechtigkeitsverhältnisse in allen Gesellschaften und zerstört unseren Planeten. Deshalb ist Nachhaltigkeit für uns so wichtig; sie ist die logische Konsequenz aus unseren aktuellen Zukunftsaussichten.

Was genau ist eure Gründungsidee und was macht sie nachhaltig?
DrinkSea will autark und unkompliziert Trinkwasser in die ländlichen Regionen des globalen Südens bringen. Unsere Technologie nutzt Solarenergie, um Salzwasser zu erwärmen und zu verdampfen. Über eine anschließende Kondensationsstrecke wird das Wasser aus der feuchten, heißen Luft entzogen und gesammelt. So können Menschengruppen von bis zu 30 Personen am Tag mit Trinkwasser versorgt werden, ohne dass fehlende Infrastruktur, komplizierte Technologien oder schwierige Umweltbedingungen den Zugriff behindern.

Unser Low-Tech-Anspruch macht die Technologie und das Geschäftsmodell von DrinkSea flexibel und simpel.

Mit der Produktion vor Ort und dem Einbinden der lokalen Bevölkerung ist unser Netzwerk global, unser Schaffensprozess jedoch lokal angesiedelt. Unser Low-Tech-Anspruch macht die Technologie und das Geschäftsmodell von DrinkSea flexibel und simpel, wodurch negative Wirkungseinflüsse auf Menschen und Umwelt so gering wie möglich gehalten werden.

Wie versucht ihr, schon während des Gründungsprozesses nachhaltig zu sein?
Unsere Technologie ist schon in den Testphasen langlebig und modular. Auf diese Weise ist es uns möglich, mit kleinen Änderungen und geringen Abfallmengen große Entwicklungsschritte zu schaffen. Das geht so weit, dass unser Prototyp für den Feldtest vor Ort dem Anspruch genügen muss, auch nach Ablauf der Testphase zuverlässig produzieren zu können. Außerdem ist uns das Upcycling unserer bisher genutzten Mittel wichtig. Wir versuchen, alles weiterzuverwenden, was wir in unserem Schaffensprozess produzieren.

Gibt es etwas, das ihr gerne schon früher gewusst hättet?
Auch bei technologieorientierten Start-ups dreht sich nicht alles um die Technologie. Und auch wenn eine Gründungsidee großen Anklang findet, reicht das allein nicht aus, um klassische Investorinnen und Investoren zu gewinnen.

Inwieweit hat euch das Worldfactory Start-up Center der Ruhr-Universität unterstützt?
Das WSC hat uns durch diverse Antragsphasen für Förderungen geleitet, ist ein zuverlässiger Partner für Feedback und Wissensaustausch und ermöglicht den Zugriff zu einem riesigen Netzwerk. Mit je mehr Menschen man über seine Gründungsidee spricht, desto besser.

Nachhaltigkeit bettet die eigene Gründungsidee in die Wirtschaft der Zukunft ein.

Warum lohnt es sich, als Gründerin oder Gründer auf Nachhaltigkeit zu setzen?
Nachhaltigkeit ist zum einen ein sehr starkes Marketingtool, das für den eigenen Marketingmix genutzt werden kann. Aber auch viel weniger niederschwellig lohnt sich Nachhaltigkeit für jedes Start-up, da es die eigene Gründungsidee in die Wirtschaft der Zukunft einbettet. Die aktuelle Wirtschaft ist nicht zukunftsorientiert und wird sich an Nachhaltigkeitsansprüchen ausrichten müssen. Der trägen Konkurrenz können kleine agile Start-ups auf diese Weise schon in der Ausrichtung einen Schritt voraus sein. Die Chance, eine wirksame Verbesserung für die Zukunft aller zu schaffen, ist ebenfalls ein Bonus.

Welchen Tipp habt ihr für Gründungsinteressierte, die ihr Start-up nachhaltig gestalten möchten?
Gestaltet euer Start-up so, dass die Welt in 20 Jahren für euch immer noch lebenswert ist, wenn alle Unternehmen nach eurer Nachhaltigkeitsstrategie arbeiten würden.

Sustainable RUB 2030

Das Worldfactory Start-up Center (WSC) unterstützt als zentrale Anlaufstelle für Gründung und Transfer alle Gründungsinteressierten der Ruhr-Universität bei der Umsetzung nachhaltiger Geschäftsideen. Erkenntnisse aus der Nachhaltigkeitsforschung finden so ihren Weg in die Gesellschaft.

Der Bereich Transfer zählt zu den zentralen Handlungsfeldern der Nachhaltigkeitsstrategie Sustainable RUB 2030, die im Oktober veröffentlicht wird. Aktivitäten und Fortschritte im Bereich Transfer sowie weitere Beispiele guter Praxis finden sich auf dem Nachhaltigkeitsportal.

Veröffentlicht

Donnerstag
24. August 2023
09:19 Uhr

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