WORLDFACTORY Demo Day Bochumer Start-ups sichern Daten, Bauwerke und die Umwelt
Fünf Gründungsteams der Ruhr-Universität haben mit ihren Innovationen die Jury beim WORLDFACTORY Demo Day 2024 von sich überzeugt.
Where science turns into business, hieß es am 29. April wieder beim 2. WORLDFACTORY Demo Day. Rund 100 Gäste erschienen auf Einladung des WORLDFACTORY Start-up Centers im O-Werk, um die vielversprechendsten zehn Gründungsteams der Ruhr-Universität Bochum auf einer Bühne zu erleben. Qualizfiert hatten sich asyoube, Biomere, BLINC, DrinkSea, InStand Digital, Mechanolution, mechIC, PicoShape, simpleBuild und utilacy. Im Pitch traten sie gegeneinander an, um ihre Innovationen, darunter Mikro-3D-Druck, kryptografische Lösungen und eine KI-basierte App, zu präsentieren.
Wir wollen unseren Teams die Möglichkeit geben, sich auch mit internationalen Partnern zu vernetzen.
Vanessa Vaughn
Anders als im vergangenen Jahr fand die diesjährige Veranstaltung komplett auf Englisch statt. „Wir wollen unseren Teams die Möglichkeit geben, sich auch mit internationalen Partnern zu vernetzen. Auf unserer Bühne können sie sich zum ersten Mal ausprobieren“, erklärt Vanessa Vaughn, eine der Moderatorinnen des Abends, dem Publikum.
Fünf Teams wurden am Ende des Abends von der sechsköpfigen Fachjury ausgezeichnet. Zu den Bewertungskriterien zählten der Grad der Innovation, das Potenzial für den internationalen Markt, die Teamzusammensetzung, Aspekte der Nachhaltigkeit, ebenso wie die Performance beim Pitch selbst. Alle fünf Gewinnerteams erhalten maßgeschneiderte Coachingangebote, werden bei der Kommunikation nach vorne gestellt und dürfen an großen Start-up-Events, wie dem Slush in Finnland, teilnehmen. Die Top-3 können sich außerdem über Preisgelder von insgesamt 3.000 Euro, gestiftet von der NRW.Bank, freuen.
Die folgenden fünf Teams konnten sich den Titel Top-Start-up 2024 sichern:
Platz 5 – InStand Digital
Schäden an Infrastruktur und im Hochbau, wie beispielsweise an Brücken, werden auch im Jahr 2024 in Deutschland noch händisch dokumentiert, mit Stift, Kamera und Klemmbrett, und anschließend in einem Computer gespeist. Firdes Celik und Patrick Herbers entwickeln mit InStand Digital eine KI-basierte Applikation zur Automatisierung der Schadensdokumentation. Das Besondere: Die App des Gründungsteams erlaubt die Automatisierung vieler wichtiger Aufgabe, wie das Erkennen, das Messen sowie das Beobachten der Schadensentwicklung, und basiert auf deutschen Regelungen und Standards. Mithilfe eines Bewertungssystems wird der Schaden kategorisiert. Bereits Anfang des Jahres waren InStand Digital beim Wettbewerb „Auf IT gebaut - Bauberufe mit Zukunft“ erfolgreich.
Platz 4 – utilacy
„Utilize secret data“– das ist das Motto des Start-ups utilacy. Unternehmen sollen, auch über die eigenen Unternehmensgrenzen hinweg Daten teilen und auswerten können, ohne darin enthaltene sensible Informationen preiszugeben. Hierfür arbeitet das Gründungsteam an hochinnovativen kryptografischen Lösungen. Auf einer speziellen Datenanalyseplattform können die Daten ausgewertet werden, ohne die Quelldaten selbst sichtbar zu machen. Das Projekt wurde bereits mit dem Gründerpreis+ ausgezeichnet und wird im Rahmen des EXIST-Forschungstransfer-Programms von der EU gefördert.
Platz 3 – PicoShape
Mit ihrer Photonen-Polymerisation-Maschine (2PP) bietet das Start-up PicoShape 3D-Druck im Miniaturformat an. Wie klein, das zeigt das Gründungsteam anhand eines Fotos. Was zunächst wie ein ganz normales Foto einer 10-Cent-Münze wirkt, offenbart bei näherem Heranzoomen erstaunliches. Auf der Münze, für das menschliche Auge kaum sichtbar, befindet sich ein 3D-Modell des Bochumer Förderturms – 100 millionenfach verkleinert. Das kostengünstige 3D-Mikro-Printing soll überall dort Einsatz finden, wo kleinste und präzise Teile benötigt werden.
Platz 2 – Mechanolution
Rund 38,9 Millionen Tonnen CO₂ hat allein die chemisch-pharmazeutische Industrie in Deutschland im Jahr 2020 ausgestoßen. Mit Mechanolution und ihrem Ansatz der Mechanochemie soll sich das ändern. Desislava Dobreva und Sebastian Grothaus haben ein Verfahren entwickelt, mit dem chemische Reaktionen mit mechanischer Energie statt mit umweltschädlichen Lösungsmitteln angetrieben werden können. Dadurch lassen sich Schadstoffemissionen um knapp 85 Prozent reduzieren. Außerdem plant das Team durch die neue Produktionsweise Deutschland unabhängiger von China zu machen, der größten Chemieindustrie der Welt. Wissenschaftliche Unterstützung erhalt das Team von Prof. Dr. Lars Borchardt, einem international anerkannten Experten im Bereich der Mechanochemie.
Platz 1 – mechIC
Windräder, Brücken, Pipelines und viele weitere Bauwerke sollen in Zukunft durch eine bessere integrierte Bauteilüberwachung sicherer werden. Das Team von mechIC entwickelt neuartige Dehnungssensoren, die energieunabhängig, temperaturunempfindlich und ausfallsicher sind. Anders als herkömmliche Dehnungssensoren, die elektrisch funktionieren, arbeitet das System von mechIC – kurz für mechanical Integrated Circuits – mechanisch. Dr. Philip Schmitt, Dr. Lisa Schmitt und Henning Mays vom Lehrstuhl für Mikrosystemtechnik der Ruhr-Universität Bochum und Steffen Wittemeier erhalten aktuell eine EXIST-Förderung für ihre Idee.