Christiane Meierkord leitet den Lehrstuhl für Englische Sprachwissenschaft an der Ruhr-Universität Bochum. Eines ihrer Projekte befasst sich mit dem Englischen, das in Uganda gesprochen wird. © Damian Gorczany

Interview Ist das Standard-Englisch in Gefahr?

Im Interview erklärt die Anglistin Prof. Dr. Christiane Meierkord, ob das traditionelle Standard-Englisch noch eine Zukunft hat oder ob sich bestimmte Varietäten durchsetzen werden.

Ein Inder, ein Afrikaner und ein Deutscher, jeder mit seiner eigenen Varietät, kommen zusammen und unterhalten sich auf Englisch. Wie sieht dieses Englisch dann aus?
Früher war ich mir sicher, dass solche Unterhaltungen sehr blumig sein würden. Ein indischer Gruß, eine typisch deutsche und ins Englische übersetze Redewendung, so etwas. De facto kommt es aber nicht dazu. Bei einem einjährigen Aufenthalt in einem internationalen Studentenwohnheim in England habe ich beobachtet, dass die verschiedenen Sprecher sich einander stark angleichen. Die großen Kontraste im Vokabular verschwinden. Das ergibt natürlich auch irgendwie Sinn. Der Inder weiß ja, dass ich ihn sonst nur schwer verstehe.

Verändert sich das Standard-Englisch in Großbritannien und Amerika dadurch, dass es auf der ganzen Welt in so vielen Varietäten gesprochen wird?
Im Bereich der Grammatik nein. Wir können allerdings beobachten, dass das American English weltweit an Stellenwert gewinnt. Das hat auch einen Einfluss auf das in Großbritannien gesprochene Englisch. Und im Bereich des Vokabulars gelangen ständig neue Wörter aus aller Welt auch in das britische oder amerikanische Englisch.

Und in Großbritannien selbst? Verändert sich die Sprache dadurch, dass Migranten zuziehen?
Die Migranten, die in England wohnen, haben kaum Einfluss auf das britische Standard-Englisch. Wer in Großbritannien einen der besseren Jobs haben will, muss die Standardgrammatik beherrschen. Das Standard-Englisch genießt ein sehr hohes Prestige, an dem sich auch die Zugezogenen orientieren. Allerdings ist man hinsichtlich der Aussprache inzwischen sehr liberal. Solange die Grammatik dem Standard entspricht, darf die Aussprache sehr gerne regional oder ethnisch geprägt sein.

Gilt das auch für die Jugendlichen?
In Ost-London, wo viele ihre Wurzeln auf dem indischen Subkontinent, in Afrika oder der Karibik haben, konnten Kolleginnen und Kollegen etwas Interessantes beobachtet: Männliche Jugendliche mit und ohne Migrationshintergrund beeinflussen einander gegenseitig in ihrer Aussprache. Vermutlich durch den intensiven und regelmäßigen Kontakt zueinander. Unklar ist aber, ob diese Einflüsse auch über Gespräche in der gemeinsamen Freizeit hinausgehen und die Jugendlichen auch in der Schule oder im Beruf so sprechen.

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Unveröffentlicht

Von

Raffaela Römer

Dieser Artikel ist am 2. Mai 2017 in Rubin 1/2017 erschienen. Die gesamte Ausgabe können Sie hier als PDF kostenlos downloaden. Weitere Rubin-Artikel sind hier zu finden.

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