Serie Über das Vergessen
Prof. Dr. Nikolai Axmacher leitet die Abteilung Neuropsychologie und ist Mitglied im Sonderforschungsbereich „Extinktionslernen“. © Damian Gorczany

Neuropsychologie „Echtes Vergessen ist seltener, als wir denken“

Vergessen kann zwar lästig sein, ist aber für die psychische Gesundheit unerlässlich. Aber wann vergessen wir überhaupt etwas?

Wie heißt der doch gleich? Vergessen ist häufig ein Ärgernis und schlimmstenfalls – etwa bei der Alzheimer-Demenz – ein Krankheitssymptom. Vergessen kann aber auch adaptiv sein: Wenn wir uns jeden Tag neu merken müssen, wo das Auto geparkt ist, hilft es, wenn uns nicht alle früheren Parkplätze in den Sinn kommen. Vergessen kann sogar zu unserer psychischen Gesundheit beitragen, etwa wenn Erinnerungen an emotional belastende Lebensereignisse mit der Zeit abklingen. In vielen dieser Fälle beruht Vergessen jedoch nur scheinbar darauf, dass eine Erinnerung wirklich verloren geht – tatsächlich wird sie oft nur unterdrückt und kann später wieder zum Vorschein kommen.

Diese Prozesse werden im Bochumer Sonderforschungsbereich „Extinktionslernen“ untersucht. Scheinbares Vergessen kann im Extremfall sogar dazu führen, dass die unterdrückten Erinnerungen sich auf krankhafte Weise wieder äußern, wie bei der Verdrängung. Echtes Vergessen ist also vermutlich seltener, als wir denken.

Veröffentlicht

Mittwoch
20. März 2019
09:28 Uhr

Von

Nikolai Axmacher

Dieser Artikel ist am 3. Mai 2019 in Rubin 1/2019 erschienen. Die gesamte Ausgabe können Sie hier als PDF kostenlos downloaden. Weitere Rubin-Artikel sind hier zu finden.

Teilen