Serie Über das Vergessen
Privatdozentin Dr. Rosel Pientka-Hinz forscht am Centrum für Religionswissenschaftliche Studien und ist Expertin für Altorientalistik. © Damian Gorczany

Religionswissenschaft Gegen das Vergessen im Alten Orient

Einige Dinge durften auf keinen Fall vergessen werden, zum Beispiel der Name des Herrschers.

Auch im Altertum gab es Dinge, die die Menschen lieber vergaßen, und andere, die tunlichst in Erinnerung bewahrt werden sollten. Ein babylonisches Sprichwort aus dem 1. Jahrtausend vor Christus besagt: „Der Mann, der seine Frau liebt, vergisst Sorge und Angst.“ Andere Textquellen des Alten Orients wie zahlreiche Gebete listen potenzielle Sünden auf, zu denen die Missachtung der Götter und ihrer Kulte, aber auch das Vergessen um den richtigen Umgang mit seinen Mitmenschen gehörte. Insbesondere auch der Name des Herrschers durfte nicht vergessen werden und sollte bis in alle Ewigkeit im Munde seiner Untertanen verbleiben.

Ahnenkult und Gottesdienst galten somit als Erinnerungsstrategien in einer Kultur, in der bereits um die Wende zum dritten vorchristlichen Jahrtausend die Keilschrift erfunden worden war – ein drei Jahrtausende währendes Medium wider das Vergessen. Wie schön, dass das Bewahren des Wissens um den Alten Orient und die weitere Erforschung seiner kulturellen Schätze auch an der Ruhr-Universität Bochum im Centrum für Religionswissenschaftliche Studien vorangetrieben wird.

Veröffentlicht

Dienstag
30. April 2019
09:21 Uhr

Von

Rosel Pientka-Hinz

Dieser Artikel ist am 3. Mai 2019 in Rubin 1/2019 erschienen. Die gesamte Ausgabe können Sie hier als PDF kostenlos downloaden. Weitere Rubin-Artikel sind hier zu finden.

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