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Solidarität ist politisch
Zusammenhalt geht nicht ohne Solidarität. Sonst taugt er nichts. Als politischer Soziologe, der zu Großbritannien arbeitet, finde ich aktuell den dortigen Zusammenhalt gegen Migrantinnen und Migranten unsolidarisch. Die momentane Streikwelle dagegen wird von Solidarität getragen: Menschen unterstützen andere – obgleich ihnen das kurzfristig nichts bringt – im Kampf gegen eine Regierung, die immer mehr Ungleichheit produziert.
Solidarität ist politisch. Der Sozialhistoriker E.P. Thompson beschreibt sie 1963 als Aktivität der Klassenkonstituierung. Die Politikwissenschaftlerin Chantal Mouffe nennt sie 2013 agonistische Politik: Wir halten zu anderen – nicht unbedingt nur Menschen –, die anders sind und andere Bedürfnisse haben, um für sie und mit ihnen für ein besseres (Über-)Leben zu wirken – gegen andere und oft gegen mächtige Interessen.
Die wissenschaftliche Einordnung von Zusammenhalt braucht Gesellschafts- und Machtanalyse. Statt, wie es zum Beispiel die Populismus-Forschung tut, jede Konstruktion von In-Group und Out-Group unter antidemokratischen Generalverdacht zu stellen, sollten wir Beispiele von Zusammenhalt individuell analysieren und beurteilen.