Theologie Was zum Helfen motiviert
Ohne die Bereitschaft, anderen zu helfen, hätte eine Gesellschaft keine Zukunft. Deshalb müssen die Motivationen zum Helfen intensiver erforscht werden, sagt Ethikerin Katharina Klöcker.
Zusammenhalt geht nicht ohne sie: 29 Millionen Menschen engagieren sich hierzulande ehrenamtlich. Und noch mehr stehen im familiären Umfeld täglich füreinander ein. Helfende hört man eher selten sagen: „Wie Du mir, so ich Dir.“ Was aber treibt sie dann an? Was motiviert sie? Und auch: Was demotiviert sie?
Als theologische Ethikerin interessieren mich religiöse Motive prosozialen Handelns. Ein zentrales Motiv des christlichen Ethos des Helfens ist die Nächstenliebe. Seit zwei Jahrtausenden geht Strahlkraft von ihr aus. Aber sie stand und steht immer auch in der Gefahr, zur Ausbeutung der Helfenden und zur Entmündigung der auf Hilfe Angewiesenen beizutragen. Wie kann die Idee der Nächstenliebe in unserer säkularen Gesellschaft neu ausbuchstabiert werden und ihr positives Potenzial entfalten? Zu berücksichtigen sind Aspekte der Fürsorge, aber auch der Selbstsorge. Zu achten ist auf die Autonomie derer, die Hilfe benötigen. Vor allem aber brauchen die, die helfend für Zusammenhalt sorgen, mehr Anerkennung.