Abschlussbericht Muslimfeindlichkeit – eine deutsche Bilanz
Ein unabhängiges Gremium hat ein Gutachten zur Muslimfeindlichkeit in Deutschland vorgelegt. Dem Expertenkreis gehört der Bochumer Sozialwissenschaftler Karim Fereidooni an.
Muslimfeindlichkeit ist eine Alltagserfahrung für viele Musliminnen und Muslime in Deutschland. Sie gefährdet auch den gesellschaftlichen Zusammenhalt und ist deshalb ein Problem für die Gesamtgesellschaft. Zu diesem Ergebnis kommt der Unabhängige Expertenkreis Muslimfeindlichkeit (UEM) in seinem Abschlussbericht nach zweieinhalb Jahren Arbeit. Dem zwölfköpfigen Expertengremium gehört Prof. Dr. Karim Fereidooni an, Professor für Didaktik der sozialwissenschaftlichen Bildung an der Ruhr-Universität Bochum.
Im Auftrag des Bundesinnenministeriums (BMI) hat der UEM seit Herbst 2020 konkrete Problemlagen der Muslimfeindlichkeit in wichtigen Bereichen von Bildung, Politik, Medien und Kultur, Justiz, Verwaltung und muslimischem Alltagsleben identifiziert, analysiert und Handlungsempfehlungen formuliert.
Präsentationen mit Nancy Faeser und Frank-Walter Steinmeier
„Wir haben Studien zu bestimmten Fragestellungen vergeben, Hearings durchgeführt und schließlich den 400 Seiten starken Bericht geschrieben“, fasst Fereidooni die Arbeit des Gremiums zusammen. Der Abschlussbericht ist am 29. Juni 2023 gemeinsam mit Innenministerin Nancy Faeser auf der Bundespressekonferenz vorgestellt worden. Am 30. Juni werden die Ergebnisse gemeinsam mit Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier im Schloss Bellevue diskutiert und der Öffentlichkeit präsentiert.
Muslimfeindlichkeit in großen Teilen der Bevölkerung
Muslimfeindlichkeit findet sich demnach in großen Teilen der Bevölkerung. Der Abschlussbericht stellt fest: „Unbewusste Vorverständnisse, Fehlinformationen und pauschale Zuschreibungen, aber auch strukturelle Benachteiligungen wirken stigmatisierend und stellen eine Gefahr für das Zusammenleben in Pluralität dar. Es hat sich ein primär negatives Bild über Muslim*innen verbreitet, sodass noch immer die Assoziationen mit Gewalt und Terror dominieren. Die Zugehörigkeit zur Gesellschaft, zu einem gemeinsamen ‚Wir‘ wird Muslim*innen abgesprochen: sie gelten als ‚die Anderen‘, denen (vermeintlich) unveränderbare negative Eigenschaften zugeschrieben werden.“ Dies treffe neben Musliminnen und Muslimen auch andere marginalisierte Gruppen – wie nicht zuletzt die Berichte zu Antisemitismus (BMI 2017), Antiziganismus (BMI 2021) und Rassismus (Bundesregierung Januar 2023) deutlich aufzeigen.