Der Perseus-Galaxienhaufen © ESA/Euclid/Euclid Consortium/NASA, Bildbearbeitung durch J.-C. Cuillandre, G. Anselmi; CC BY-SA 3.0 IGO: https://creativecommons.org/licenses/by-sa/3.0/igo/

Kosmologie Weltraumteleskop Euclid liefert erste wissenschaftliche Bilder

Mit fantastischer Schärfe blickt Euclid tief ins entfernte Universum. Das Forschungsteam hinter der Mission, darunter der Bochumer Kosmologe Hendrik Hildebrandt, ist begeistert von den ersten Aufnahmen.

Euclid, das neueste Weltraumteleskop der European Space Agency ESA mit starker deutscher Beteiligung, hat heute seine ersten Farbfotos aus dem Weltall veröffentlicht. Noch nie zuvor konnte ein Teleskop so scharfe astronomische Bilder über einen so großen Himmelsbereich anfertigen und gleichzeitig so tief ins entfernte Universum blicken. Die fünf Bilder zeigen Euclids volles Potenzial. Sie verdeutlichen, dass das Teleskop bereit ist, die umfangreichste 3D-Karte des Universums zu erstellen, um einige seiner dunklen Geheimnisse aufzudecken. Die deutschen Mitglieder des Euclid-Konsortiums sind an vorderster Linie an den Forschungen beteiligt und steuern zentrale technische Komponenten und logistische Dienstleistungen bei.

Wir können es kaum erwarten, die Analysemethoden, die wir seit einigen Jahren auch hier in Bochum für Euclid entwickeln, auf die Daten loszulassen.


Hendrik Hildebrandt

„Diese ersten fantastischen Aufnahmen von Euclid zeigen in eindrucksvoller Weise die Leistungsfähigkeit des Weltraumteleskops und seiner Kameras sowie die wissenschaftliche Breite der Mission“, sagt Prof. Dr. Hendrik Hildebrandt, Kosmologe an der Ruhr-Universität Bochum und Mitglied des Euclid-Konsortiums. „Die herausragende Qualität der Bilder überzeugt sehr anschaulich davon, dass den bahnbrechenden kosmologischen Messungen, die Euclid in den nächsten Jahren über viel größere Himmelsareale anfertigen wird, nichts mehr im Wege steht. Die Vorfreude und Spannung auf diesen einzigartigen Datensatz ist sehr groß. Wir können es kaum erwarten, die Analysemethoden, die wir seit einigen Jahren auch hier in Bochum für Euclid entwickeln, auf die Daten loszulassen. Diese Bilder führen uns vor Augen, dass dieser aufregende Moment kurz bevorsteht.“

Euclids erste Bilder

Der Pferdekopfnebel –  Euclid zeigt uns eine spektakuläre Panorama- und Detailaufnahme des Pferdekopfnebels, der auch als Barnard 33 bekannt ist und zum Sternbild Orion gehört. Mit Euclids neuer Beobachtung dieser stellaren Kinderstube hoffen die Forschenden, viele lichtschwache und bisher ungesehene Planeten mit Jupitermasse in ihren ersten Lebensjahren sowie junge braune Zwerge und Baby-Sterne zu finden. © ESA/Euclid/Euclid Consortium/NASA, Bildbearbeitung durch J.-C. Cuillandre, G. Anselmi; CC BY-SA 3.0 IGO: https://creativecommons.org/licenses/by-sa/3.0/igo/

Kugelsternhaufen NGC 6397 –  Dieses funkelnde Bild zeigt Euclids Blick auf einen Kugelsternhaufen namens NGC 6397. Es handelt sich um den der Erde am zweitnächsten gelegenen Kugelsternhaufen in einer Entfernung von etwa 7.800 Lichtjahren. Kugelsternhaufen sind Ansammlungen von Hunderttausenden von Sternen, die durch die Schwerkraft zusammengehalten werden. Kein anderes Teleskop als Euclid ist derzeit in der Lage, einen ganzen Kugelsternhaufen in einer einzigen Beobachtung zu erfassen und gleichzeitig so viele Sterne in dem Haufen zu unterscheiden. Diese schwachen Sterne verraten uns etwas über die Geschichte der Milchstraße und darüber, wo sich die dunkle Materie befindet. © ESA/Euclid/Euclid Consortium/NASA, Bildbearbeitung durch J.-C. Cuillandre, G. Anselmi; CC BY-SA 3.0 IGO: https://creativecommons.org/licenses/by-sa/3.0/igo/

Spiralgalaxie IC 342 –  Im Laufe seines Betriebs wird Euclid Milliarden von Galaxien abbilden und den unsichtbaren Einfluss der Dunklen Materie und der Dunklen Energie auf sie sichtbar machen. Daher ist es nur passend, dass eine der ersten Galaxien, die Euclid beobachtet hat, den Spitznamen „Verborgene Galaxie“ trägt und auch als IC 342 oder Caldwell 5 bekannt ist. Dank seines Infrarotblicks hat Euclid bereits wichtige Informationen über die Sterne in dieser Galaxie, die unserer Milchstraße sehr ähnlich ist, gewonnen. © ESA/Euclid/Euclid Consortium/NASA, Bildbearbeitung durch J.-C. Cuillandre, G. Anselmi; CC BY-SA 3.0 IGO: https://creativecommons.org/licenses/by-sa/3.0/igo/

Der Perseus-Galaxienhaufen –  Dieser unglaubliche Schnappschuss von Euclid ist ein großer Fortschritt für die Astronomie. Das Bild zeigt 1.000 Galaxien, die zum Perseus-Haufen gehören, und mehr als 100.000 weitere Galaxien in großer Entfernung im Hintergrund. Viele dieser schwachen Galaxien waren bisher nicht zu sehen. Einige von ihnen sind so weit entfernt, dass ihr Licht zehn Milliarden Jahre gebraucht hat, um uns zu erreichen. Durch die Kartierung der Verteilung und Form dieser Galaxien können Kosmologen mehr darüber herausfinden, wie die Dunkle Materie das Universum, das wir heute sehen, geformt hat. Es ist das erste Mal, dass wir mit einem so großen Bild so viele Perseus-Galaxien in einem so hohen Detailgrad erfassen konnten. Perseus ist eine der massereichsten Strukturen im Universum, die nur 240 Millionen Lichtjahre von der Erde entfernt ist. Galaxienhaufen wie Perseus konnten sich nur dann bilden, wenn es im Universum Dunkle Materie gibt. © ESA/Euclid/Euclid Consortium/NASA, Bildbearbeitung durch J.-C. Cuillandre, G. Anselmi; CC BY-SA 3.0 IGO: https://creativecommons.org/licenses/by-sa/3.0/igo/

Irreguläre Galaxie NGC 6822 –  Um eine 3D-Karte des Universums zu erstellen, wird Euclid das Licht von Galaxien in einem Umkreis von zehn Milliarden Lichtjahren beobachten. Die meisten Galaxien in der Frühzeit des Universums sehen nicht wie die typische, ordentliche Spiralgalaxie aus, sondern sind unregelmäßig und klein. Sie sind die Bausteine für größere Galaxien wie die unsere, und einige von ihnen können wir immer noch relativ nahe bei uns finden. Diese erste irreguläre Zwerggalaxie, die Euclid beobachtete, heißt NGC 6822 und befindet sich in unmittelbarer Nähe, nur 1,6 Millionen Lichtjahre von der Erde entfernt. © ESA/Euclid/Euclid Consortium/NASA, Bildbearbeitung durch J.-C. Cuillandre, G. Anselmi; CC BY-SA 3.0 IGO: https://creativecommons.org/licenses/by-sa/3.0/igo/

Veröffentlicht

Dienstag
07. November 2023
16:04 Uhr

Von

Julia Weiler (jwe)
Markus Nielbock (MPIA)

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