Im Gespräch Plasmatechnik im Badezimmer
Probleme mit Hautunreinheiten und schmerzender Haut kennen viele Menschen. Die Plasmatechnik hält eine Lösung dafür bereit. Ein Start-up steht schon in den Startlöchern.
Friederike Kogelheide ist von den förderlichen Eigenschaften des kalten Plasmas überzeugt. Als Plasmatechnikerin hat sie selbst Jahre daran geforscht. Nun möchte sie die Technologie vielen Menschen zugänglich machen. 2022 gründete Kogelheide darum das Start-up Glim Skin. Im Interview erzählt die Wissenschaftlerin vom Weg in die Selbstständigkeit.
Frau Kogelheide, wie kamen Sie auf die Idee, Glim Skin zu gründen?
Teilweise nehme ich die Universität noch immer als Elfenbeinturm wahr. Die Forschungsergebnisse kommen nur selten in der Gesellschaft an. Während der Doktorarbeit habe ich gedacht, dass dieses Wissen um die förderliche Wirkung von kaltem Plasma irgendwie nach außen dringen muss. Ich habe mich gefragt, wie man unsere Erkenntnisse der Gesellschaft niederschwellig zugutekommen lassen kann. Wie ist es möglich, diese in den Alltag aller zu bringen – ohne Unsummen in die Hand zu nehmen und auf die Zulassung eines Medizinproduktes zu warten?
Welches Produkt verbirgt sich hinter Glim Skin?
Probleme mit Akne und schmerzender Haut – das kennen wir ja alle. Glim Skin nutzt die Eigenschaften des kalten Plasmas, um gezielt entzündliche Hautirritationen zu behandeln und ein gesundes Hautbild zu fördern. Hinter Glim Skin steckt ein technologiebasiertes Kosmetikprodukt zur Bekämpfung kosmetischer Hautprobleme.
Wie wirkt Glim Skin?
Glim Skin wirkt zum einen antimikrobiell, das heißt, es kämpft effektiv gegen Bakterien, Viren und Pilze, um die Haut gesund und rein zu halten. Zum anderen lindert es auch Entzündungen. Direkt nach der Anwendung ist eine Keimreduktion zu beobachten. Wie wir im Labor nachweisen konnten, tragen das UV-Licht und das generierte Ozon dazu bei, dass die entzündungsfördernden Mikroorganismen getötet werden. Eine kurzzeitige Absenkung des pH-Wertes der Haut schafft außerdem ein bakterienunfreundliches Milieu, wodurch verbleibende Bakterien sich nicht so schnell vermehren können.
Die Körperzellen schädigen wir dabei nicht. Tatsächlich erhöht das Plasma sogar die Durchblutung, regt die Zellerneuerung an und versorgt so die Haut mit Nährstoffen. Im Vergleich zu vielen Produkten gegen Pickel und entzündliche Hautirritationen ist unsere Plasma-Technologie obendrein chemikalienfrei und umweltfreundlich.
Glim Skin basiert auf Ihren Forschungserkenntnissen im Labor. Wie sah die Produktentwicklung aus?
Das Ziel war es, den Laboraufbau etwa auf die Größe einer elektrischen Zahnbürste zu miniaturisieren. Das Gehäuse habe ich gemeinsam mit einem Designbüro nach meinen Vorgaben entwickelt. Für die Elektronik konnte ich auf meine Erfahrungen aus meiner Promotionszeit zurückgreifen und habe zusätzlich einen Kollegen, einen gelernten Elektroniker, um Hilfe gebeten. Zusammen haben wir die Elektronik verkleinert, sodass sie in das geplante Gehäuse passt und nun mithilfe eines Akkus betrieben werden kann.
Dann habe ich immer wieder Messungen durchgeführt, geschaut, welche Intensität und welche Dosis sich empfiehlt. Das Produkt basiert auf den Ergebnissen aus den Experimenten, die wir im Labor mit Sporen durchgeführt haben.
Wann bringen Sie das Produkt auf den Markt?
Dank des Gründerstipendiums des Worldfactory Start-up Centers haben wir das Produkt nun zur Serienreife gebracht. Elektronik und Design sind fertig. Aktuell muss die Fertigung vorbereitet werden. Ich beschäftige mich also momentan mit Lieferketten, mit Spritzgussfertigern aus der Kunststoffindustrie, mit der Gehäuse- und Elektronikfertigung. Diese Woche erst habe ich zwei Firmen aus dem Werkzeugbau und der Systemintegration zusammengebracht, um eine regionale Produktion zu ermöglichen. Mir ist wichtig, dass unser Produkt in Deutschland produziert wird. Um ein Produkt auf dem europäischen Markt verkaufen zu dürfen, braucht es außerdem eine CE-Kennzeichnung. Der TÜV prüft derzeit die sichere Anwendbarkeit unseres Geräts. Anschließend wird das Prüfungsinstitut DermaTest eine unabhängige Studie mit Proband*innen durchführen, um die dermatologische Verträglichkeit zu prüfen.
Ich bin frohen Mutes, dass wir Anfang 2024 das erste Produkt verkaufen werden können.