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Begriffsanalyse und das World Wide Web
Wenn es mit der Digitalisierung so weitergeht, dann können wir manche unserer philosophischen Theorien bald an elektronischen Text- und Datensammlungen testen. Seit einigen Jahren ist diese Entwicklung in kleinem Umfang in der Erkenntnistheorie, der Metaphysik und der Philosophie des Geistes zu beobachten. Vertreterinnen und Vertreter des datenbasierten Ansatzes untersuchen dort Begriffe wie 'Wissen', 'Erinnern' und 'Tatsache' durch die Analyse ihrer Vorkommnisse in tatsächlicher (geschriebener oder gesprochener) Sprache, zum Beispiel in Zeitungsartikeln, dem World Wide Web oder in Fernsehshows. Dabei profitieren sie von der zunehmenden Größe und Diversität der Datensätze sowie von ihrer immer besseren Annotation und Durchsuchbarkeit.
Um diese Errungenschaften bestmöglich zu nutzen, benötigen Philosophen neben der Beherrschung datenbasierter Methoden ein gutes Arbeitswissen in theoretischer Linguistik. In dieser Hinsicht erwirkt die Digitalisierung vielleicht eine zweite linguistische Wende in der Philosophie.
Kristina Liefke studierte Philosophie und Anglistik an der Universität Kiel und der University of California at Los Angeles. 2014 wurde sie an der Universität Tilburg (Niederlande) mit einer Arbeit an der Schnittstelle von Philosophie, Sprachwissenschaft und Logik promoviert. Von 2015 bis 2017 war sie Principal Investigator eines von der Deutschen Forschungsgemeinschaft geförderten Projektes am Munich Center for Mathematical Philosophy der Ludwig-Maximilians-Universität München. 2018 wechselte sie für Prof. Dr. Thomas Ede Zimmermanns Reinhart-Koselleck-Projekt 'Propositionalismus in der Linguistischen Semantik' an die Goethe-Universität Frankfurt. Seit 1. Januar 2021 ist sie Juniorprofessorin für Philosophie der Information und Kommunikation am RUB-Institut für Philosophie II.
4. Februar 2021
09.08 Uhr