Serie Warum ich forsche
Isabel Pietka ist fast fertig mit ihrer Doktorarbeit. Ihre nächste Stelle würde sie am liebsten wieder im Ruhrgebiet antreten.
© RUB, Marquard

Materialwissenschaften Isabel Pietka erschafft aus Zahlen und Gleichungen neue Materialien

Das Herz der Physikerin schlägt für die Mathematik. Und für den wissenschaftlichen Nachwuchs. Als Mitorganisatorin einer Early Career-Konferenz weiß sie, wie wichtig es ist, Fehler machen zu dürfen.

Was fasziniert Sie besonders an der Materialwissenschaft?
Ich bin in den theoretischen Materialwissenschaften unterwegs, habe vorher Physik studiert und in Innsbruck meinen Master in experimenteller Quantenphysik gemacht. Mich interessiert an meiner jetzigen Aufgabe an der Ruhr-Universität Bochum am meisten die Mathematik hinter den Experimenten. Wir fangen hier quasi mit Zahlen und Gleichungen an und modellieren daraus hinterher wirklich ganze Materialien, die in der Industrie Anwendung finden. Und mit unseren wissenschaftlichen Methoden können wir das Experiment gleichzeitig auch theoretisch bestätigen. Das finde ich faszinierend und daher bin ich sehr froh, dass ich hierzu forschen darf.

Welche Entdeckung, die Sie während Ihrer Forschung gemacht haben, hat Sie besonders überrascht?
In meinem Arbeitsbereich stellen wir Materialien her, die in Gasturbinen Anwendung finden, zum Beispiel für die Luftfahrt oder auch die Stromerzeugung. Die von uns entwickelten Materialien lassen die Prozesse in den Turbinen effizienter und damit energiesparender ablaufen. Ich arbeite daher viel mit Ingenieuren aus dem Maschinenbau zusammen. Speziell schauen wir uns Superlegierungen auf Nickel- und Kobaltbasis an. Und ich konnte in meiner Forschung feststellen, dass diese beiden Legierungen auch auf atomarer Ebene sehr viele Gemeinsamkeiten haben. Das war mir vorher so nicht bewusst und das war sehr spannend zu sehen.

Ich habe selbst die Erfahrung gemacht, dass man Präsentieren und Wissenschaftskommunikation einfach üben muss, wenn man darin gut werden will.

Sie haben vor Kurzem zusammen mit Kolleginnen und Kollegen den Early Career Researcher Day (ECR Day) organisiert. Das ist eine Konferenz nur für Nachwuchswissenschaftlerinnen und Nachwuchswissenschaftler. Was ist das Besondere daran?
Ich habe selbst die Erfahrung gemacht, dass man Präsentieren und Wissenschaftskommunikation einfach üben muss, wenn man darin gut werden will. Und die großen Konferenzen bieten dafür kaum Raum. Da muss alles sitzen. Bei unserem ECR Day ist die Atmosphäre hingegen sehr entspannt. Fehlermachen ist erlaubt, wir unterstützen uns gegenseitig und geben uns Hilfestellung. Auf den großen Konferenzen ist der Druck einfach viel höher, dass die Präsentation perfekt ist. Die Nervosität ist dann hoch und da tut es einfach gut, wenn man eine gewisse Routine entwickeln konnte. Mit dem ECR Day geben wir jungen Forschenden die Möglichkeit, dies zu tun.

Materialwissenschaft in Duisburg-Essen und Bochum

Erklärtes Ziel der Universität Duisburg-Essen und der Ruhr-Universität Bochum ist es, schnell und nachhaltig neue und dringend benötigte Materialien für die Energiewende zu entwickeln, wie zum Beispiel edelmetallfreie Katalysatoren zur grünen Wasserstofferzeugung. Bereits seit 2007 arbeiten die Universitäten innerhalb der Universitätsallianz Ruhr (UA Ruhr) strategisch eng zusammen. Herausragende interdisziplinäre Kooperationen sind das Research Center Future Energy Materials and Systems unter Leitung der Ruhr-Universität, das dem Flaggschiffprogramm Materials Chain entwachsen ist. Seit dem Jahr 2018 forschen die Spezialisten und Spezialistinnen der beiden Universitäten außerdem im gemeinsamen Transregio 247 (Heterogene Oxidationskatalyse in der Flüssigphase).

Veröffentlicht

Donnerstag
09. November 2023
14:25 Uhr

Teilen