Chemie David Zanders ausgezeichnet

Er hat am 10. November einen Exzellenzpreis der VAA-Stiftung erhalten.

Die Stiftung des VAA – Führungskräfte Chemie (früher Verband angestellter Akademiker und leitender Angestellter der chemischen Industrie) hat dem Bochumer Chemiker Dr. David Zanders am 10. November 2023 einen mit 5.000 Euro dotierten Exzellenzpreis verliehen. Mit diesem Preis zeichnet die Stiftung jedes Jahr junge Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler für hervorragende Forschungsarbeiten im Bereich Chemie, Pharmazie und Verfahrenstechnik aus. Neben Zanders erhielten auch Dr. Jannik Burre und Dr. Niklas Hauptstein Preise.

Blick in die Zukunft

„Wir brauchen neue Perspektiven für die Transformation zur Nachhaltigkeit“, so der Vorsitzende des Kuratoriums der VAA-Stiftung Dr. Thomas Fischer. „Als Industrie gelingt uns das, wenn wir gemeinsam mit jungen Wissenschaftlern innovative und realistische Lösungsvorschläge entwickeln.“ Der Exzellenzpreis erlaube einen Blick in die Zukunft, betont Fischer. „Unsere Preisträger zeigen auf, wie unsere gemeinsamen Anstrengungen dazu beitragen, die Welt positiv zu gestalten.

David Zanders promovierte binational: in der Arbeitsgruppe für Chemie Anorganischer Materialien von Prof. Dr. Anjana Devi an der Ruhr-Universität und bei Prof. Dr. Seán T. Barry an der Carleton University in Ottawa. Er erhielt den Preis für seine Arbeit mit dem Titel „Cobalt and Ruthenium Complexes for Vapor Phase Deposition Processes of Metallic Thin Films: Precursor Design, Surface Reaction Chemistry and Thin Film Applications“. Darin entwickelt und testet er neuartige Präkursoren für chemische Gasphasenabscheidungsprozesse, etwa für die Atomlagenabscheidung.

Dissertation

So beschreibt David Zanders seine prämierte Forschungsarbeit:

Die sogenannte Metallisierung ist in jedem modernen integrierten Schaltkreis (Mikrochip) zu finden und besteht aus dünnen metallischen Verbindungslinien, die die einzelnen Transistoren (Recheneinheiten) miteinander verbinden und den Mikrochip vom Grund bis zur Oberseite durchlaufen. Sie ist die „Daten- oder Signalautobahn“.

Für die Herstellung von Transistoren und insbesondere der Metallisierung spielen chemische Beschichtungsprozesse wie die Chemische Gasphasenabscheidung (Chemical Vapor Deposition, CVD) oder insbesondere die Atomlagenabscheidung (Atomic Layer Deposition, ALD) eine immer größere Rolle bei der Herstellung dünnster Schichten (wenige Nanometer bis wenige Angström), die mit keiner anderen Methode in der erforderlichen Qualität hergestellt werden können. Dies macht nicht nur die vorgenannten Prozesse unabdingbar, sondern auch ihre kontinuierliche Weiterentwicklung imperativ.

Von einem fundamentalwissenschaftlichen Gesichtspunkt aus stellen hierbei die verwendete Präkursor- und die Prozesschemie, die die Herstellung einer gewünschten Schicht erst ermöglichen, wesentliche Stellschrauben dar. So können unter anderem neue Präkursoren die Abscheidung neuartiger Materialsysteme ermöglichen oder aber die Herstellung bekannter Schichtsysteme auf eine solche Weise ermöglichen, die ihre Implementierung in beispielsweise Halbleiterbauteilen der neusten Generation umsetzbar macht.

Zurück zur Metallisierung und der Zielsetzung der Doktorarbeit: Es ist eine Tatsache, dass die physikalische Limitierung althergebrachter und standardmäßig verwendeter Metalle wie Kupfer im Metallisierungsschema (1-4-Ebene) der Herstellung von Mikrochips mit verbesserter Rechenleistung absehbar im Wege steht. Das Hauptproblem der Verwendung von Kupfer (Cu) in diesen Ebenen liegt darin begründet, dass die Verbindungslinien so klein skaliert werden müssen, dass der elektrische Widerstand in ihnen sprunghaft auf Grund von „Endlichen-Größen und Korngrenzen-Effekten“ ansteigt was wiederum den Signaltransport verlangsamt. Somit begann vor einigen Jahren die noch immer fortwährende Suche nach geeigneten Ersatzleitern, idealerweise einem Metall oder einer binären Legierung, um Cu im Metallisierungsschema schrittweise zu ersetzen.

Basierend auf umfassenden Studien stellen sich die Metalle Cobalt (Co) und Ruthenium (Ru) als vielversprechende Kandidaten heraus. Jedoch stoßen etablierte Beschichtungsverfahren, auch etablierte CVD- und ALD-Prozesse, für die Anwendung auf der industriellen Skala an ihre Grenzen. Es mangelt schlichtweg an geeigneten Co- und Ru-Präkursoren und auf ihnen basierenden CVD/ALD-Prozesse.

Meine Dissertation widmete sich dieser herausfordernden Ausgangssituation. Es war einerseits die Zielsetzung, neue Präkursoren der Elemente Co und Ru systematisch herzustellen und hinsichtlich ihrer Eignung für CVD- und ALD-Prozessentwicklungen zu testen. Auf den darauf gewonnenen Erkenntnissen und dem Stand der Wissenschaft aufbauend ging es andererseits darum, mittels neuartiger Oberflächenchemie Co- und Ru-CVD/ALD-Prozesse für die Herstellung metallischer Dünnschichten zu entwickeln und kritisch ihre Eigenschaften in Hinsicht auf Mikrochip-Anforderungen zu bewerten.

Veröffentlicht

Donnerstag
16. November 2023
10:05 Uhr

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