Serie Die neue Gründerzeit
Eine Gründung ist eine sehr individuelle Angelegenheit, findet Melusine Reimers. © RUB, Marquard

Gründung Mit jeder Hürde wächst die Gelassenheit

Melusine Reimers unterstützt Gründungswillige beim Entwickeln ihres Geschäftsmodells.

Im Interview erklärt Start-up-Coach Melusine Reimers, was für angehende Gründer wichtig ist und warum das Worldfactory-Start-up Center (WSC) sie besonders gut unterstützen kann.

Frau Reimers, warum sollte man aus der Uni heraus ein eigenes Unternehmen gründen?
Ob man das wirklich sollte, ist eine sehr individuelle Frage. Aber ich finde es wichtig, die Gründung als eine von vielen möglichen Optionen nach der Uni kennenzulernen. Insbesondere, wenn man während des Studiums schon ein erstes Geschäftsmodell validieren konnte und gründungsrelevante Fähigkeiten erlernt hat, ist dann eine hervorragende Zeit, um in die Umsetzung zu starten. Einerseits, weil die eigenen Lebenshaltungskosten meistens noch nicht so hoch sind wie vielleicht später und andererseits, weil man gerade in dieser Zeit sehr wenig zu verlieren hat, aber ganz viel an Berufs- und Lebenserfahrung gewinnen kann. Das macht einen auch für spätere Arbeitgeber und Arbeitgeberinnen interessanter.

Eine Gründung läuft nicht nach Plan.

Was ist das Wichtigste, was ein Gründer oder eine Gründerin mitbringen muss?
Resilienz und Kreativität finde ich enorm wichtige persönliche Grundlagen. Eine Gründung läuft nicht nach Plan. Immer wieder muss man schnelle Entscheidungen unter Unsicherheit treffen oder mit Rückschlägen umgehen. Dann hat man plötzlich enorm viel Erfolg und muss damit klarkommen.

Was ist die größte Hürde, die zu nehmen ist?
Ich würde sagen „die“ Hürde gibt es nicht. Es ergeben sich immer wieder neue, riesige Hürden. Aber mit jeder Hürde wächst auch die Gelassenheit, vor der nächsten nicht mehr ganz so viel Panik zu haben, und die Fähigkeit damit umzugehen.

Mein Tipp an Leute, die mit dem Gedanken spielen zu gründen:
Redet so viel wie möglich mit anderen Leuten, die selbst gründen wollen oder schon mal gegründet haben. Gründen ist keine Raketenwissenschaft und in der Komplexität überschaubar. Wenn man also grob weiß, wie andere etwas tun, kann man das erstmal ausprobieren und erspart sich damit womöglich Umwege. Und der ein oder andere Geheimtipp ist auch häufig dabei.

Erstmal der Zielgruppe zuhören und lernen.

Das sollte kein angehender Gründer, keine angehende Gründerin verpassen:
Frühzeitig mit Kunden und Kundinnen zu sprechen, um mehr über sie und ihre Probleme zu erfahren. Das müssen keine großangelegten Marktstudien sein, sondern einfache Probleminterviews, wo man der Zielgruppe erstmal zuhört und lernt. Womöglich muss man dann etwas von seinen ursprünglichen Lösungsideen abrücken, aber besser in dem Stadium, als wenn man schon am Markt ist.

Das macht das WSC an der RUB so besonders:
Wir haben viele Berater und Beraterinnen im WSC, die eigene Gründungserfahrung haben. Das ist häufig hilfreicher als jedes Lehrbuch und führt zu einem sehr großen, breit aufgestellten Netzwerk.

Was gefällt Ihnen an Ihrer Arbeit beim WSC am besten?
Dass ich immer wieder mit anderen Menschen, anderen Ideen und anderen Geschichten zu tun habe.

Was haben Sie bei der Arbeit beim WSC gelernt?
Dass eine eigene Gründung gerade für junge Wissenschaftler und Wissenschaftlerinnen enorm viele Perspektiven eröffnet.

In einem Wort: WSC ist ...
... serviceorientiert.

Zur Person

Melusine Reimers berät im zentralen WSC-Team hauptsächlich zu den Themen Geschäftsmodellentwicklung, Finance und Social Entrepreneurship (Gründungen mit sozialem oder nachhaltigem Fokus). Zudem kümmert sie sich als Koordinatorin des WSC-Projekts um konkrete Umsetzungsfragen. Sie versucht, das Thema Ausgründungen aus der Wissenschaft nachhaltig in die Strukturen der RUB zu integrieren.

Veröffentlicht

Dienstag
06. April 2021
15:08 Uhr

Von

Carina Huber

Teilen